"Young Fathers" lehnen Wiedereinladung ab
22. Juni 2018Nach der öffentlichen Debatte um ihren Auftritt auf der diesjährigen Ruhrtriennale haben die Musiker der britischen Band "Young Fathers" ihren Auftritt in Deutschland endgültig abgesagt.
Intendantin Stefanie Carp hatte die Band vor zwei Wochen wieder ausgeladen, weil sie sich nicht ausdrücklich von ihrem umstrittenen israelkritischen Engagement distanziert hatten. "Young Fathers" unterstützt aktiv die BDS-Boykottkampagne ("Boykott, Desinvestitionen, Sanktionen") gegen Israel.
Im Vorfeld gab es heftige Kritik an dem politischen Engagement der Band. Die Ruhrtriennale dürfe keine Platttform für Künstler sein, deren Position antisemitisch, rassistisch oder ausgrenzend sei, hieß es in einer Stellungnahme von Karola Geiß-Netthöfel vom Regionalverband Ruhr, der zusammen mit dem Land NRW die Ruhrtriennale jedes Jahr ausrichtet.
Scharfe Kritik der Jüdischen Gemeinden
Auch von der Kulturministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, Isabel Pfeiffer-Poensgen, war eine kritische Stellungnahme zu der politischen Position der britischen Band gekommen. Garp hatte als Begründung zu der Wiedereinladung erklärt, sie wolle die Freiheit der Kunst schützen und unterschiedliche Perspektiven zulassen. "Ich möchte mir die Haltung herausnehmen dürfen, eine Band wie die Young Fathers einzuladen wegen ihrer Musik und ihrer Texte und trotzdem persönlich die Boykottstrategie des BDS komplett abzulehnen."
Die Landesverbände der Jüdischen Gemeinden NRW und die Synagogengemeinde in Köln erklärten am Freitag (21.06.2018) in einem offenen Brief an Ruhrtriennale-Leiterin Carp, der Versuch, die Musik der Band von der Einstellung der Musiker zu trennen, "zeugt von einer Naivität, die eines Festivals von der Größe, Popularität und Reichweite wie der Ruhrtriennale nicht würdig ist." Sie werfen der Leiterin außerdem "grundlegende Unwissenheit um den Begriff des Antisemitismus" vor.
Grossmann: Anregung zum aktiven Dialog
Der israelische Schriftsteller David Grossman plädierte dagegen in der TV-Sendung "Kulturzeit" (3sat) dafür, Künstler trotz ihrer Unterstützung für den BDS an einem Festival teilnehmen zu lassen. "Zu allererst: Lasst sie ihre Kunst machen", so Grossmann. "Danach kommt es dann vielleicht zu einem Dialog zwischen ihnen und Israelis, was doch nichts Schlechtes ist."
hm/so (dpa/kna/epd)