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Politik

Russland: Syrische Armee traf Giftstoff-Lager

5. April 2017

Die Todesfälle durch Giftgas in Syrien sind nach russischer Darstellung auf einen Luftangriff zurückzuführen, bei dem ein Chemiewaffen-Lager der Rebellen getroffen wurde. Die Zahl der Opfer ist gestiegen.

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Syrien Idlib Giftgasangriff
Bild: picture-alliance/abaca/S. Zaidan

Nach dem mutmaßlichen Giftgas-Angriff spricht nun auch die russische Führung von einer Beteiligung der syrischen Armee an der folgenschweren Attacke. Nach Angaben der russischen Regierung hat die Luftwaffe bei dem Luftangriff auf die Stadt Chan Scheichun im Nordwesten des Landes ein von Rebellen genutztes Lager mit Giftstoffen getroffen. Aus "objektiven Daten" der russischen Luftraumkontrolle gehe hervor, dass die syrische Luftwaffe ein "großes Lager von Terroristen" in der Nähe der Stadt bombardiert habe, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.

Syrien hat Verantwortung zurückgewiesen

In dem Lager habe sich eine "Werkstatt zum Bau von Bomben" befunden, erklärte das Verteidigungsministerium. Dort seien Giftstoffe gelagert worden. Moskau äußerte sich nicht dazu, ob die syrische Luftwaffe das Lager versehentlich oder absichtlich bombardierte. Die Giftstoffe wurden der russischen Darstellung zufolge von "Kämpfern aus dem Irak" beschafft.

Der mutmaßliche Giftgas-Angriff in der nordwestlichen Provinz Idlib hatte am Dienstag international für Entsetzen gesorgt. Die Rebellen hatten die Streitkräfte von Machthaber Baschar al-Assad für den Angriff verantwortlich gemacht. Auch die USA, Großbritannien und Frankreich hatten der Regierung in Damaskus vorgeworfen, einen Giftgas-Angriff verübt zu haben. Die syrische Armee wies jegliche Verantwortung "kategorisch" zurück. Sie habe niemals Giftgas eingesetzt und werde dies auch künftig nicht tun. Vielmehr seien "terroristische Gruppen" verantwortlich. Moskau unterstützt die Assad-Regierung militärisch im Kampf gegen die Aufständischen.

Opferzahlen steigen

Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, stieg die Zahl der Todesopfer inzwischen auf mindestens 72. Unter den Toten sind demnach 20 Kinder und 17 Frauen. Bislang war von 58 Toten die Rede gewesen. Nach Angaben der Beobachtungsstelle gibt es auch noch Vermisste. Sie vermutet daher, dass die Opferzahl weiter steigen könnte.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres forderte als Reaktion auf den Vorfall die Verfolgung von Kriegsverbrechen im Syrien-Konflikt. "Die schrecklichen Ereignisse von gestern zeigen unglücklicherweise, dass es weiter Kriegsverbrechen in Syrien gibt", sagte er bei der internationalen Syrien-Konferenz in Brüssel. Guterres zeigte sich zuversichtlich, dass der UN-Sicherheitsrat bei einer für heute anberaumten Sondersitzung "seiner Verantwortung gerecht wird".

Die ständigen Sicherheitsratsmitglieder USA, Großbritannien und Frankreich wollen bei der Sitzung in New York einen Resolutionsentwurf zur Abstimmung vorlegen, in dem der Angriff in der Stadt Chan Scheichun verurteilt und eine baldige Untersuchung verlangt wird.

wo/gri (afp, rtr, kna)