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Aufruf zur Mäßigung in Berg-Karabach

3. August 2014

Im Schatten der Ukraine-Krise ist ein alter Konflikt in einem anderen postsowjetischen Konfliktgebiet wieder aufgebrochen: in Berg-Karabach. Nach etlichen Todesopfern mahnen USA und Russland zum Gewaltverzicht.

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Ein Panzer-Denkmal in Schuschi in Berg-Karabach (Foto: dpa)
Bild: picture alliance/dpa

Anhaltende Gefechte in der südkaukasischen Region Berg-Karabach haben neue Todesopfer gefordert. Dabei wurden vier Soldaten aus Aserbaidschan und einer aus Armenien getötet. Das teilten beide Seiten übereinstimmend mit. Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium machte "armenische Saboteure" für den Vorfall verantwortlich, die Behörden Berg-Karabachs sprachen von einem "Sabotageakt" Aserbaidschans.

Die armenische Regierung erklärte, sie sei an einer "friedlichen Beilegung" des Konflikts interessiert. Sie kündigte an, in der kommenden Woche würden der armenische Präsident Serge Sarkissjan und der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew in Sotschi im Süden Russlands zusammenkommen.

Hartnäckiger Brandherd

An der Trennlinie zwischen der mehrheitlich von Armeniern bewohnten Region Berg-Karabach und dem Rest Aserbaidschans, zu dem die Region formal weiter gehört, kommt es immer wieder zu tödlichen Schusswechseln. Bereits am Freitag hatten die Konfliktparteien von zahlreichen Toten gesprochen. Die Angaben zur Opferzahl variieren jedoch erheblich. Die Regierung Aserbaidschans bilanzierte am Freitag, dass im Laufe der Woche acht aserbaidschanische Soldaten getötet worden seien.

Die verfeindeten Ex-Sowjetrepubliken Aserbaidschan und Armenien warfen sich erneut gegenseitig Provokationen vor. Das Verteidigungsministerium der nicht anerkannten Republik Berg-Karabach teilte mit, dass die 1994 vereinbarte Feuerpause in den vergangenen Tagen vielfach gebrochen worden sei.

Berg-Karabach war in der Ära der Sowjetunion der Teilrepublik Aserbaidschan zugeschlagen worden. Die Forderung nach einer Rückgabe an Armenien führte 1988 zum Krieg, in dem bis zum Abschluss einer Waffenruhe 1994 rund 30.000 Menschen getötet und hunderttausende weitere vertrieben wurden. Berg-Karabach erklärte im Zuge des Konflikts seine Unabhängigkeit, doch erkennt nicht einmal Armenien diese offiziell an. Die internationalen Bemühungen zur Lösung des Konflikts stecken seit Jahren fest.

Mahnungen aus Moskau und Washington

Die USA forderten beide Seiten angesichts des jüngsten Gewaltausbruchs auf, an einer friedlichen Lösung des Konflikts zu arbeiten. "Wir sind sehr besorgt wegen des jüngsten Ausbruchs entlang der Demarkationslinie. Der Waffenstillstand muss respektiert werden", schrieb der US-Vermittler James Warlick auf Twitter.

Auch Russland zeigte sich besorgt. Die Lage habe sich deutlich verschlechtert und zu "bedeutenden menschlichen Opfern" geführt, kritisierte das Außenministerium in Moskau. "Wir rufen alle Beteiligten der Konfrontation auf, sich zurückzuhalten, auf Gewalt zu verzichten und umgehend Schritte einzuleiten, um die Lage zu stabilisieren."

Ein Sprecher des aserbaidschanischen Verteidigungsministeriums sagte, dass Baku weiter angemessen reagieren werde, wenn sein Territorium von armenischer Seite beschossen werde. Dazu werde auch auf gegnerische Stellungen geschossen. Ein Sprecher der armenischen Präsidialverwaltung warnte, dass jede Verletzung der Waffenruhe zu einem neuen "Kriegsabenteuer" führen könne. Armenien bekenne sich zur friedlichen Lösung des Konflikts. Die Schutzmacht von Armenien ist Russland, das dort Tausende Soldaten stationiert hat.

kle/sti (afp, dpa, rtre)