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Politik

Russland wirft USA Kirchenspaltung vor

13. Oktober 2018

Der russische Außenminister Lawrow macht die USA für die Trennung der ukrainisch-orthodoxen Kirche von Moskau verantwortlich. Dies sei eine Provokation. Das Oberhaupt der Orthodoxen hat der Abspaltung bereits zugestimmt.

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Sergei Lawrow Außenminister Russland
Russlands Außenminister Sergej Lawrow erhebt Vorwürfe gegen die USABild: Reuters/S. Karpukhin

Der weltliche Konflikt zwischen Russland und der Ukraine greift auf die Religion über. Bereits nach der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Moskau 2014 hatte die ukrainisch-orthodoxe Kirche ihre Unabhängigkeit von der russisch-orthodoxen Kirche beantragt. Am Donnerstag widerrief das zuständige Gremium der orthodoxen Kirche, das Ökumenische Patriarchat, die Zuordnung der Ukraine zum Moskauer Patriarchat endgültig. Geleitet worden war die Sitzung dieser Bischofskonferenz vom Oberhaupt der orthodoxen Christen, Patriarch Bartholomäus I..

Istanbul Patriarch Bartholomäus I.
Was er, Patriarch Bartholomäus I., entschied...Bild: picture-alliance/AA/O. Akkanat

Die Entscheidung dürfte die Spannungen zwischen Moskau und Kiew weiter verstärken. In einer ersten Reaktion warnte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow vor religiösen Unruhen und stellte klar, dass Russland weiter die Verantwortung für alle Orthodoxen in der Ukraine beansprucht. "Wenn illegale Aktionen stattfinden, wird Russland die Interessen der Orthodoxen schützen, ebenso wie es stets die Interessen der Russen und Russischsprachigen schützt", sagte der Kreml-Sprecher. Interventionen würden ausschließlich auf "politischem und diplomatischem Wege" geschehen.

Lawrow: "Einmischung der USA in Kirchenangelegenheiten"

Russlands Außenminister Sergej Lawrow ging noch einen Schritt weiter und machte die USA für die Loslösung der ukrainischen Kirche von Moskau verantwortlich. Die Entscheidung des Ökumenischen Patriarchats zur Zulassung einer eigenständigen ukrainisch-orthodoxen Kirche sei eine "Provokation", die "mit direkter öffentlicher Unterstützung aus Washington" geschehen sei, kritisierte Lawrow. Er warf den USA eine "Einmischung in Kirchenangelegenheiten" vor. Dies sei "in der Ukraine, in Russland und, so hoffe ich, in jedem normalen Staat gesetzlich verboten", sagte der Außenminister in verschiedenen Interviews, die auf der Website seines Ministeriums veröffentlicht wurden.

Patriarch Kyrill von Moskau
... dürfte ihm, Patriarch Kyrill von Moskau, kaum gefallenBild: picture-alliance/Globallookpress/Komsomolskaya Pravda

Im September hatte der US-Religionsbotschafter Sam Brownback bei Treffen mit der Führung in Kiew das Streben nach kirchlicher Unabhängigkeit von Moskau unterstützt. Zuvor hatte der US-Diplomat im April Bartholomäus I. getroffen.

Trennung nach 332 Jahren

Die historische Entscheidung des Ökumenischen Patriarchats ermöglicht es den Orthodoxen in der Ukraine erstmals seit 332 Jahren, sich der Aufsicht der russisch-orthodoxen Kirche zu entziehen.  Nach der Erlangung der staatlichen Unabhängigkeit der Ukraine 1992 hatte sich zwar ein Teil der orthodoxen Kirche im Land von der russisch-orthodoxen Kirche abgespalten. Dies war aber bislang von der Kirchenführung nicht anerkannt worden. Der größte Teil der orthodoxen Christen in der Ukraine gehört allerdings nach wie vor dem Moskauer Patriarchat an.

Die Regierung in Kiew kündigte an, einen "Krieg der Religionen" verhindern zu wollen und jeder Gemeinde die Entscheidung zu überlassen, ob sie sich weiter von Moskau vertreten lassen oder zur ukrainisch-orthodoxen Kirche übertreten will.

Ukraine Gläubige orthodoxe Christen
Prozession von ukrainisch-orthodoxen Christen in KiewBild: picture-alliance/Zuma/S. Glovny

Dennoch machte der ukrainische Präsident Petro Poroschenko keinen Hehl aus seiner Zufriedenheit über die Entscheidung des Ökumenische Patriarchats. "Es wird eine ukrainische orthodoxe Ortskirche geben", sagte Poroschenko. "Das Imperium verliert einen der letzten Einflusshebel auf die ehemalige Kolonie". Die Ukraine ist laut Verfassung ein säkularer Staat. Poroschenkos Einsatz für die kirchliche Unabhängigkeit dürfte ihm aber auch als Werbung für eine Wiederwahl im kommenden Jahr dienen.

cw/gri (afp, dpa)