Russlands Angriffe auf zivile Ziele in der Ukraine
Wladimir Putin bestreitet, dass Russlands Armee im Krieg in der Ukraine zivile Ziele attackiert. Die Fakten widersprechen ihm - wie diese bei weitem nicht vollständige Galerie russischer Angriffe zeigt.
Mehr als 5500 getötete Zivilisten
Russlands Präsident Putin erklärte Ende Juni: "Die russische Armee greift keine zivilen Ziele an." Unabhängige Beobachter widersprechen: Durch russische Angriffe - hier ein zerstörtes Einkaufszentrum in Kremenchuk am 27. Juni - starben nach UN-Angaben seit Kriegsbeginn in der Ukraine mehr als 5500 Zivilisten, mehr als 7800 wurden verletzt (Stand: 22. August).
Tschaplyne: 25 Tote durch Bombardierung
Ein gewaltiger Krater in Tschaplyne: Der kleine Ort im Osten der Ukraine mit rund 3800 Einwohnern war am 24. August Ziel eines russischen Angriffs, wie das Verteidigungsministerium in Moskau später einräumte. Man habe einen Waffentransportzug getroffen. Tatsächlich traf der Angriff auch Zivilisten: Nach Angaben der ukrainischen Bahngesellschaft wurden 25 Menschen getötet, darunter zwei Kinder.
Winnyzja: 28 Opfer bei Raketenangriff
Mit einem Raketenangriff wollte die russische Armee am 14. Juli das "Haus der Offiziere" in Winnyzja treffen, wo angeblich "ein Treffen der Militärführung der ukrainischen Streitkräfte und ausländischer Waffenlieferanten" stattgefunden habe. Dabei starben 28 Menschen, darunter drei Kinder und drei Offiziere. Mehr als 100 Menschen sollen verletzt worden sein. Winnyzja liegt südwestlich von Kiew.
Tschassiw Jar: 48 Tote bei Hochhaus-Beschuss
Am Abend des 9. Juli wurde die ostukrainische Kleinstadt Tschassiw Jar beschossen. "Uragan"-Mehrfachraketenwerfer sollen Wohngebiete unter Feuer genommen haben, berichteten Medien. Ein fünfgeschossiges Wohnhaus wurde besonders schwer getroffen: 48 Menschen konnten nur noch tot aus den Trümmern geborgen werden.
Serhijiwka: 21 Tote bei Marschflugkörper-Angriff
Mindestens 21 Todesopfer forderte ein Raketenangriff am 1. Juli auf Serhijiwka. Der Hafenort nahe Odessa wurde offenbar in der Nacht mit Marschflugkörpern beschossen, wie Amnesty International nach Nachforschungen vor Ort berichtete. Bei den Angriffen wurden demnach mindestens 35 Personen verletzt. Serhijiwka ist als Kurort vor allem bei russischen Touristen beliebt.
Kramatorsk: 61 Tote am Bahnhof
Grauenhafte Bilder aus Kramatorsk gingen am 8. April um die Welt: Mehrere russische 9K79-1 Totschka-U-Raketen trafen den Bahnhof der ostukrainischen Stadt, während dort zahlreiche Menschen auf einen Zug nach Westen warteten. 61 Menschen wurden getötet, darunter sieben Kinder. Ballistiker fanden heraus: Die Totschka-U-Raketen wurden aus dem russisch kontrollierten Gebiet der Ukraine abgefeuert.
Butscha: 1316 Leichen entdeckt
Butscha wurde zum Synonym für das brutale Vorgehen der russischen Armee: In der Jablunska-Straße lagen nach Abzug der russischen Truppen am 30. März zahlreiche Leichen. Insgesamt 1316 Tote wurden in und um Butscha gefunden. Während Russland jegliche Massaker bestritt, fanden internationale Faktenchecker und Ermittlerteams Beweise für Exekutionen von Zivilisten durch russische Soldaten.
Mykolajiw: 36 Tote bei Angriff auf Regionalverwaltung
Am 29. März traf ein Luftangriff das Gebäude der Regionalverwaltung von Mykolajiw. Der mittlere Gebäudeteil wurde vom ersten bis zum neunten Stock vollständig zerstört. Nur Fragmente des Gebäudes blieben stehen. Die Explosion beschädigte auch mehrere nahegelegene Wohn- und Verwaltungsgebäude. 36 Menschen starben.
Mariupol: Mindestens 300 Tote im Theater
Am 16. März zerstörte eine Bombe das Theater im Zentrum von Mariupol. In dem Gebäude sollen zu diesem Zeitpunkt laut Human Rights Watch mehr als 500 Zivilisten Schutz vor den Angriffen gesucht haben. Das Wort "Kinder", das in riesigen weißen Buchstaben vor und hinter dem Gebäude geschrieben stand, rettete die Menschen nicht. Laut Angaben der Stadt starben 300 Menschen.
Mariupol: Vier Opfer bei Angriff auf Klinik
Ein russischer Luftangriff zerstörte am 9. März das Kinderkrankenhaus mit Entbindungsstation in Mariupol. Dabei starben mindestens vier Menschen, darunter eine schwangere Frau mit Kind, mindestens 17 Menschen wurden verletzt. Während das russische Verteidigungsministerium von einer "inszenierten Provokation" sprach, nannte der EU-Diplomat Josep Borrell die Bombardierung ein "Kriegsverbrechen".
Charkiw: Raketentreffer tötet 24 Menschen
Ein Überwachungsvideo zeigte später, wie am 1. März eine Rakete am Gebäude der Regionalen Staatsverwaltung von Charkiw einschlug. Das Video wurde vom ukrainischen Außenministerium veröffentlicht. Decken und Fenster des Gebäudes - hier kurz nach dem Angriff - wurden zerstört, 24 Menschen, darunter auch Passanten, wurden durch die Rakete getötet.
Untersuchung des Internationalen Strafgerichtshofs
Die ukrainischen Behörden sprechen von mehr als 29.000 Kriegsverbrechen seit Kriegsbeginn (Stand: 26.8.). Unabhängige Ermittlungen dauern an. Der Internationale Strafgerichtshof entsandte bereits Expertenteams, um Hinweise zu sammeln. Nach den Genfer Konventionen sind vorsätzliche Angriffe auf die Zivilbevölkerung Kriegsverbrechen. Russland erkennt den Strafgerichtshof allerdings nicht an.