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Ryanair: Verhärtete Fronten im Arbeitskampf

12. September 2018

Zurzeit bestreiken Piloten und Kabinenpersonal gemeinsam ihren Arbeitgeber Ryanair. Der Ausstand geht noch bis zum frühen Donnerstagmorgen. Die Fluglinie hat zahlreiche Flüge in Deutschland gestrichen.

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Deutschland, Düsseldorf: Ryanair Flugzeug am Flughafen Weeze
Bild: Reuters/W. Rattay

Der erste gemeinsame Streik von Piloten und Flugbegleitern in Deutschland setzt den Billigflieger Ryanair unter Druck. Der 24-Stunden-Ausstand begann am frühen Mittwochmorgen und sorgte für zahlreiche Flugstreichungen. Der irische Konzern hatte angekündigt, dass 150 von 400 Verbindungen von und nach Deutschland ausfallen müssten.

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) ging von einer höheren Zahl aus und hielt sich weitere Arbeitsniederlegungen offen. "So lange Ryanair keine verbesserten Angebote macht, muss es notfalls hier auch weitere Streiks geben", sagte VC-Tarifexperte Ingolf Schumacher.

Ryanair-Chef Michael O'Leary konterte auf einer Pressekonferenz in London, die Streiks hätten nur einen winzigen Effekt auf den gesamten Betrieb. Man werde sie hinnehmen, um das Geschäftsmodell als Billigflieger zu bewahren.

"Machtstellung brutal ausgenutzt"

Zu dem Ausstand am Mittwoch hatten die VC und die für die Flugbegleiter verhandelnde Dienstleistungsgewerkschaft Verdi aufgerufen. Verdi-Vertreterin Katharina Wesenick sprach von "teilweise mittelalterlichen Arbeitsbedingungen" bei Ryanair und sagte mit Blick auf die Auseinandersetzung: "Wir sind weit davon entfernt, uns zu einigen."

Ryanair hatte die Aktion am Dienstag als ungerechtfertigt und unverantwortlich kritisiert. Sollten die Streiks andauern, müssten alle Standorte in Deutschland überprüft und womöglich Personal abgebaut werden. VC-Experte Schumacher sagte dazu: "Ryanair bedroht und setzt mit Jobverlust Arbeitnehmer Existenzängsten aus." Das irische Unternehmen nutze "seine Machtstellung brutal aus". Aber man stehe mit dem Kabinenpersonal zusammen und spüre große Unterstützung aus Bevölkerung und Politik.

Mit Jobverlust gedroht

Den Vorwurf, streikende Mitarbeiter mit Jobstreichungen zu bedrohen, wies der Ryanair-Chef zurück. "Es wird nicht wegen eines Streiktags zu Kürzungen kommen" sagte O'Leary. Sollte es aber weitere Streiktage geben, könnte das Folgen haben. Sie würden das Geschäft des Billigfliegers in Deutschland zerstören, sagte Organisationschef Bellew der Deutschen Presse-Agentur. Dies könnte das Unternehmen dazu bringen, einzelne Flugzeuge aus kleineren, ertragsschwächeren Standorten abzuziehen.

Die Gewerkschaften Verdi und VC reagierten empört auf die wiederholten Drohungen des Managements. "Es ist ein absoluter Skandal, wenn hier Mitarbeiter bedroht werden, die ihren Grundrechten nachgehen", sagte VC-Vize Markus Wahl am Mittwoch in Frankfurt. Das zeige erneut, dass Ryanair versuche, die Beschäftigten mit der Angst um den Arbeitsplatz unter Druck zu setzen. Allerdings belege die hohe Streikbeteiligung, dass diese Mittel nicht mehr wirkten. "Die Zeit der absoluten Einschüchterung ist vorbei", sagte die Verdi-Luftverkehrsekretärin Katharina Wesenick nach einer Protestaktion mit rund 70 Flugbegleitern am Frankfurter Flughafen.

Ryanair Michael O'Leary
Ryanair-Boss Michael O'Leary wird so schnell kein Freund der Gewerkschaftsidee werden ...Bild: picture-alliance/dpa/T. Frey

Ryanair und die Gewerkschaften

Ryanair leidet unter einer Streikwelle, nachdem der Billigflieger seit Monaten erstmals mit Gewerkschaften in mehreren Ländern über Tarifverträge für Piloten und Kabinenbeschäftigten verhandelt, so auch in Deutschland. In Irland und Italien hat sich Ryanair bereits mit den Piloten geeinigt. Das Kabinenpersonal in Portugal, Belgien, Spanien und den Niederlanden hat dagegen Streiks für Ende September angedroht. Konzernchef O'Leary sagte dazu allgemein, es werde noch eine Weile dauern, bis man zu Abschlüssen mit Gewerkschaften komme.

Verängstigte Mitarbeiter

An mehreren Flughäfen in Deutschland hatten die Beschäftigten die Arbeit niedergelegt. So demonstrierten sie etwa in Berlin-Schönefeld mit Spruchbändern wie "Ryanair must change" ("Ryanair muss sich ändern"). In Frankfurt trugen die Ryanair-Mitarbeiter Banner mit dem Aufdruck "Ryanair - stop squeezing your crew" ("Ryanair - hör auf, Deine Crew auszupressen") und verteilten Zitronen. Offenbar auch aus Angst vor Repressalien verdeckten die meisten Beschäftigten ihr Gesicht mit einem Bild von O'Leary.

dk/sam (rtr, dpa, afp)