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17.000 geraubte Artefakte wieder im Irak

Manasi Gopalakrishnan
1. August 2021

Tausende antiker Gegenstände wurden nach der US-Invasion im Irak seit 2003 gestohlen. Nach vielen Jahren wurden die Objekte nun zurückgegeben.

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Konfisziertes Stück des Gilgameschepos
Der GilgamescheposBild: Immigration and Customs Enforcement-ICE/AP Photo/picture alliance

Die USA geben nach jahrelangen Verhandlungen tausende gestohlene Ausgrabungsstücke an den Irak zurück. Darunter auch eine Tontafel mit einem Auszug aus dem Gilgamesch-Epos. Bereits am Mittwoch (28.07.2021) bestätigte die US-Regierung, dass mehr als 17.000 archäologische Funde an den Irak zurückgegeben werden würden. Danach ging alles schnell: Schon am Folgetag wurden die rund 4000 Jahre alten Ausgrabungsstücke aus der Zeit der Sumerer an Bord des Flugzeuges des irakischen Premierministers Mustafa al-Kadhimi zurückverfrachtet. Dieser war für Gespräche mit US-Präsident Joe Biden zuvor nach Washington gereist.

Der irakische Historiker Abdullah Khorsheed Qader zeigt sich begeistert von der Nachricht, dass sein Land die Kunst- und Kulturgüter nun endlich von den USA zurückbekommt. Der DW gegenüber teilte der Leiter des Irakischen Instituts für die Erhaltung antiker Güter und Geschichte mit, dass es ein "großartiges und hoffnungsvolles Gefühl" sei, zu wissen, dass die Objekte endlich nach Hause kämen. Mehr als 20 Jahre schon ist Qader einer der führenden Persönlichkeiten in der irakischen Archäologie. Nach dem Masterstudium an der Salah-al-Din-Universität in Erbil, Nordirak, wurde er später zum Professor an der archäologischen Fakultät derselben Universität.

Archäologen wie Qader sind nun froh, dass die Bemühungen um die Rückführung der Schätze schließlich Früchte getragen haben. Er hofft aber auch, dass sich nun der Rest der Welt an der Bergung weiterer verlorener Artefakte aus dem Irak beteiligen wird. Bereits 2018 hatte Großbritannien antike Funde, die nach dem Irak-Krieg geplündert worden waren, an das Land zurückgegeben.

Der Archäologe Qader und seine Kollegen arbeiten mittlerweile intensiv daran, den Grundstein für die Wiederherstellung archäologischer Einrichtungen zu legen, die in den Jahren des Irak-Krieges und weiterer Konflikte beschädigt wurden.

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Geplünderte Kulturgeschichte 

Der irakische Kulturminister Hassan Nazim sprach unterdessen sogar von der "größten Rückgabe antiker Güter an den Irak" in der Geschichte des Landes. In einer Pressemitteilung erklärte er, dass die Rückführung das Ergebnis monatelanger Arbeit zwischen irakischen Behörden und der irakischen Botschaft in Washington gewesen sei.

Die Anthropologin Elizabeth Stone erklärte der DW gegenüber, dass die meisten der Objekte ursprünglich aus dem Irakisches Nationalmuseum in der Hauptstadt Bagdad stammten, das "während der von den USA geführten Invasion weitgehend geplündert wurde."

"Jedem war bewusst, dass diese Güter direkt aus dem Museum gestohlen worden waren, da sie alle dem Museumskatalog entsprechend nummeriert waren. Es konnte sich hier einfach nicht um illegale Ausgrabungen handeln", betonte Stone. Die Professorin an der New Yorker Stony Brook University hat bereits an mehreren archäologischen Ausgrabungen im Irak teilgenommen und ist Expertin auf dem Gebiet. Stone schildert des Weiteren, dass manche der antiken Kulturobjekte schon vor Jahren vom Zoll in den USA gesichert wurden. Bei anderen Kunstgegenständen ging es hingegen kontroverser zu: Die renommierte Cornell Universität habe manche Objekte gekauft, ebenso die Kaufhauskette "Hobby Lobby", die damit neulich erst in die Schlagzeilen geriet.

Kulturkrimi um den Gilgameschepos

"Hobby Lobby" hatte eine Tafel mit Keilschrift erworben, um sie im Bibelmuseum in Washington auszustellen. Das Museum wird von David Green, dem Gründer von "Hobby Lobby", finanziert. Doch handelte es sich nicht nur um irgendeine Tafel: Auf dem Objekt waren Teile des Gilgameschepos eingraviert. Die Tafel misst etwa 15 x 12 Zentimeter und sei in akkadischer Sprache geschrieben.

Erst vor wenigen Tagen urteilte ein Gericht in New York, dass das antike Objekt unverzüglich an den Irak zurückgegeben werden müsse. Die Tafel war angeblich von einem US-amerikanischen Antiquitätenhändler von der Familie eines Londoner Münzhändlers akquiriert worden. Das US-Justizministerium rechtfertigte dar Urteil damit, dass "der Antiquitätenhändler und ein US-amerikanischer Keilschriftexperte die Tafel per Post in die Vereinigten Staaten geschickt hatten, ohne zuvor den Inhalt wie vorgeschrieben beim Zoll zu deklarieren. Nachdem die Tafel importiert und gereinigt worden war, erkannten Keilschriftexperten, dass sie einen Teil des Gilgameschepos enthielt."

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Archäologie noch immer in Gefahr

Das sumerische Gedicht gilt als eines der ältesten Werke der Weltliteratur und gehört zusammen mit mehreren tausend anderen Objekten zu den größten Beständen an archäologisch relevanten Artefakten, die nach der Irak-Invasion 2003 gestohlen wurden. Illegale Ausgrabungen, Diebstahl und der organisierte Schmuggel historischer Artefakte sind ein fortwährendes Problem in der Region - vor allem im Irak und in Syrien. Schwarzmarkthändler, Schmuggler und Mitglieder des "Islamischen Staates" (IS) nutzen die chaotische Situation im Nahen Osten aus, um Antiquitäten ins Ausland zu verkaufen.

Historiker Abdullah Khorsheed Qader betont, dass es dabei nicht nur um den Verlust der Objekte geht, sondern auch um den Verlust in die Zuversicht in die Archäologie im Irak. Er habe sich fest die "Wiederherstellung des Vertrauens und des Selbstbewusstseins der irakischen Museumsgemeinschaft und der archäologischen Fachleute durch den Aufbau und durch die Stärkung eines nationalen Programms zur Erhaltung des kulturellen Erbes" zum Ziel gesetzt.