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Rückkehr der verlorenen Arten

Louise Osbourne /ri9. Dezember 2014

Über Jahrmillionen verschwanden immer wieder Arten - weil sie aus ihren Lebensraum vertrieben wurden oder weil Wälder verschwunden sind. Umweltschützer und Genetiker versuchen, die verlorene Artenvielfalt zurückzuholen.

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Tyrannosaurus Rex Skelett.
Für viele ist de-extinction vor allem mit Dinosauriern verbunden. Aber die Riesenechsen werden sicherlich nicht zurückkommen, sagt der Genetiker Michael Hofreiter.Bild: Fotolia/atm2003

Der Jeep jagt im Rückwärtsgang einen schlammigen Pfad hinunter, der Wagen schlingert, fegt um Haaresbreite an Palmen vorbei, die dicht an dicht neben dem Pfad stehen. Dahinter: undurchdringlicher Regenwald. Der Boden bebt. Ein brüllender Tyrannosaurus Rex bricht aus dem Dickicht, das Maul weit aufgerissen, die messerscharfen Zähne blitzen. Die Bestie verfolgt den Wagen, schnappt immer wieder nach dessen Heck.

An diese Szene aus dem Actionfilm Jurassic Park werden sich viele erinnern können. Und vielleicht ebenso an die Idee, die der Geschichte zugrundeliegt: der Versuch verschwundene Arten gentechnisch wieder zu erschaffen. Zwanzig Jahre ist es her, seit der Film in die Kinos kam.

"Wiederbelebung" im Labor ist ein Ansatz, über den Menschen versuchen, die Artenvielfalt der Erde zu erhalten oder zurückzubringen. Tiere wieder in Regionen anzusiedeln, wo sie zuvor verschwunden waren, ist eine andere Methode. Ebenso die Renaturierung von zerstörten Waldgebieten.

Trotz der Forschung im Bereich der Gentechnick, wird ein Jurassic Park wohl kaum im echten Leben entstehen können, weil das notwendige genetische Material von Dinosauriern nicht vorhanden sei, sagt Michael Hofreiter, Evolutionsgenetiker an der Universität Potsdam.

"Mit Dinosauriern wird es nicht funktionieren. Es gibt keine DNA von ihnen, die in Fossilien erhalten geblieben wäre", sagt er. "Ich bin mir nicht sicher, ob wir jemals ein Tier sehen werden, das auf diese Weise wiederbelebt wurde. Und selbst wenn es so kommen sollte, wird es noch sehr lange dauern."

Genetische Wiederauferstehung - kleine Erfolge

Trotzdem wird weiter daran geforscht, Arten zurück zu bringen, die in jüngerer Zeit ausgestorben sind - mit einigem Erfolg. Forscher der australischen University of Newcastle haben es geschafft, einen Magenbrüterfrosch aus eingefrorenem Gewebe wieder zu erschaffen. Vermutlich ist er 1983 ausgestorben, nachdem das letzte bekannte Exemplar in Gefangenschaft gestorben war. Immerhin konnten die Wissenschaftler aus dem gefrorenen Material nun einen Embryo erzeugen - auch wenn danach Schluss war. Dieser Versuch ist Teil des Lazarus-Projekts, in dem Forscher erst die Methoden entwickeln, um ausgestorbene Arten wieder zurückzuholen.

Andere Wissenschaftler versuchen das Woll-Mammut wieder zu beleben. Dafür modifizieren sie DNA von Asiatischen Elefanten. Sie passen einzelne Gene so an, dass das Tier am Ende mehr Fell hat und mehr Fett speichern kann. Echte Mammuts, so wie sie vor Jahrtausenden auf der Erde umherstreiften, werden diese Tiere dann aber nicht.

"Es wird niemals ein 100-prozentiges Woll-Mammut sein", sagt Hofreiter. "Beim Frosch ist die Zellübertragung viel einfacher. Anders als beim Mammut liegt hier viel mehr nutzbares Gewebe vor. Aber wenn sie im Fall des Mammuts zumindest ein Tier schaffen, das genauso aussieht und funktioniert wie die ausgestorbene Art, wäre das sehr interessant."

Aber es gibt Kritik an der Idee, ausgestorbene Arten auferstehen zu lassen. Die verwendeten Ressourcen sollten besser investiert werden, um bestehende Arten und ihre Lebensräume zu schützen.

"Das zahlt sich mehr aus, als Geld in den Versuch zu stecken, Arten zurück zu bringen, die bereits verschwunden sind", sagt Volker Homes, Leiter des Bereichs Artenschutz beim WWF Deutschland. "Nehmen wir das Woll-Mammut - sein ursprünglicher Lebensraum hat sich dramatisch verändert. Wo würden wir es heute ansiedeln? Und welchen Effekt würde das auf andere Spezies haben?"

Auswilderung verlorener Arten

Die gentechnische Wiederbelebung ist für Naturschutzorganisationen nicht relevant. Sie konzentrieren sich darauf, existierende Lebensräume und Artenvielfalt weltweit zu erhalten. Dabei setzen sie eher darauf, Arten auszuwildern, die nur noch in Gefangenschaft leben.

"Es ist ein letzter Ausweg für Spezies, die in der freien Wildbahn beinahe oder bereits ausgestorben sind", sagt Homes. "Das afrikanische Breitmaulnashorn war eine der ersten Arten, deren Population durch Aufzuchtprogramme deutlich gestärkt werden konnte."

Viele glaubten bereits, die Art sei ausgestorben, als man in einem südafrikanischen Park Ende des 19. Jahrhunderts eine kleine Zahl der Tiere fand. Naturschutzorganisationen nahmen sich der Tiere an, züchteten weitere und begannen die Nashörner wieder auszuwildern, erzählt Homes.

Ähnlich wurde mit dem Wisent verfahren. Diese ursprünglich in Europa heimische Bison-Art war seit 200 Jahren in Rumänien verschwunden, bevor dieses Jahr dort wieder 30 Exemplare ausgewildert wurden. Davon könnten laut WWF europäische Ökosysteme profitieren, in denen die Wisente eine wichtige Rolle spielen, indem sie dort grasen oder größeren Fleischfressern, wie Bären, als Beute dienen.

"Teuer aber notwendig"

Diese Schutzprogramme beinhalten das Züchten bedrohter oder vor dem Aussterben stehender Arten in Gefangenschaft, um sie dann in einer bestimmten Region wieder heimisch zu machen. Ein anderer Ansatz ist, die Population einer bestimmten Art zu teilen - und eine Gruppe in einer Region neu anzusiedeln, wo sie einst heimisch waren, aber nun ausgestorben sind.

So etwas versucht der WWF gerade mit Löwen in Indien. Die Region, in der sie gerade leben, wird auf Dauer kaum die 300 Tiere ernähren können. Daher will die Organisation einen Teil umsiedeln, erläutert Homes.

"Zu Beginn arbeiten wir mit den Menschen vor Ort und konzentrieren uns auch auf die Beute-Spezies wie etwa Rinder", sagt er. "Aber umsiedeln können wir die Tiere schließlich erst dann, wenn wir gegen die Gründe angehen können, die dafür gesorgt haben, dass die Tiere hier überhaupt erst verschwinden konnten - Wilderei zum Beispiel. Es gibt eine ganze Reihe von Dingen, von denen wir immer noch nicht genau wissen, ob sie in unserem Programm funktionieren."

Solche Projekte seien teuer aber notwendig, um Populationen in freier Wildbahn zu schützen und zu stärken, ergänzt Homes.

Aber genauso wie im Fall der gentechnischen Rückkehr verlorener Arten, hat auch dieser Ansatz seine Kritiker. Sie fragen, wie sinnvoll es ist, Tiere wieder in Regionen anzusiedeln, wo sie ausgestorben waren, weil nicht klar ist, welche Auswirkungen sie auf dort lebende Arten und die örtliche Bevölkerung haben.

Dennoch sollte man das Risiko eingehen, um die Zukunft nicht nur der Tiere sicher zu stellen, sondern auch der Menschen, die von ihnen abhängen, sagt Homes.

"Die Menschen müssen entscheiden, ob es einen Wert hat, dass die Tiere auf ihrem Land leben und sich dort in freier Natur bewegen können", sagt er. "Für unser Wohlergehen hängen wir von allem ab, das uns umgibt - für Medizin, Nahrung, Holz, und die Tiere sind eine Grundlage dafür. Wir müssen sicherstellen, dass sie überleben."

Ein Löwe liegt entspannt auf dem Boden.
Einige Rückholprogramme wollen Tierpopulationen aufteilen, um so größere genetische Vielfalt zu schaffen.Bild: Meena Venkataraman
Ein Wisent im Wald, beleuchtet vom Hintergrund. (Photo: imago/Harald Lange)
Tiere, wie etwa das Europäische Wisent sind erfolgreich in ihre Lebensraum zurückgekehrt.Bild: imago
Mammut Illustration (Photo: Biodiversity Heritage Library, CC BY 2.0)
Forscher denken darüber nach das Wollmammut zurück zu holen, mit Hilfe der Gene des Asiatischen Elefanten.Bild: CC BY 2.0/Biodiversity Heritage Library