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Chicago Blackhawks: Vorwürfe haben Folgen

Marko Langer (mit dpa, SID)
29. Oktober 2021

Was genau passiert ist, lässt sich mehr als zehn Jahre nach den Vorgängen nur schwer beschreiben. Doch fest steht, dass ein nicht aufgeklärter Missbrauchsskandal in der Eishockey-Profiliga NHL für Rücktritte sorgt.

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Joel Quenneville
Karriere-Ende als Headcoach: Joel QuennevilleBild: Joel Auerbach/Getty Images

Ein Anruf in Erfurt. Nein, Kyle Beach wolle sich zu der Geschichte nicht mehr äußern. Und es sei auch Aufgabe des Vereins, sich nun schützend vor den Spieler zu stellen, sagt die Sprecherin der Black Dragons Erfurt der DW. Beach habe sich einmal "nackt gemacht" mit seiner Aussage, und nun stehe er für weitere Interviews zu diesem Thema nicht zur Verfügung.

Niemand, der für diese Haltung kein Verständnis hätte. Beach steht seit 2020 als Stürmer in Erfurt unter Vertrag. Er war es, der mit seiner Aussage einen Missbrauchsskandal in der nordamerikanischen Profiliga NHL ins Rollen brachte, in dessen Nachgang nun der Chefcoach der Florida Panthers, Joel Quenneville, zurücktrat. Mehr als zehn Jahre nach den eigentlichen Vorgängen.

Nicht nachgegangen 

Die Sache hatte sich nicht in Florida, sondern in Chicago ereignet. Quenneville, heute 63, zog die Konsequenzen aus einem möglichen Fehlverhalten in seinem damaligen Team - und aus einem Untersuchungsbericht, der in dieser Woche veröffentlicht wurde. Laut diesem gehörte Quenneville 2010 zu einer Gruppe Verantwortlicher bei den Chicago Blackhawks, die die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen Assistenztrainer Brad Aldrich nicht verfolgt hatten. Vorgetragen hatte die Vorwürfe: Kyle Beach.

Beach, der seinerzeit zum erweiterten Kader gehörte, wurde eigenen Angaben zufolge vor einem Playoff-Spiel von Aldrich, dem damaligen Video-Coach des Teams, vergewaltigt. Der heute 31-Jährige zögerte damals nicht und meldete sein Martyrium seinem Arbeitgeber. Passiert ist dennoch nichts.

Kyle Beach
Kyle Beach auf einem Archivbild aus dem Jahr 2013. Damals spielte er noch für die Chicago BlackhawksBild: Brian Cassella/imago images

Auch der Blackhawks-Präsident ist weg 

Quenneville ist nicht irgendjemand in der NHL. Während seiner Zeit als Cheftrainer in Chicago gewann er dreimal den Stanley Cup (2010, 2013, 2015). Seinem Rücktritt war ein Gespräch mit NHL-Commissioner Gary Bettman vorausgegangen. Alle Beteiligten seien sich laut eines NHL-Statements einig gewesen, dass es "nicht länger angemessen ist, dass er als Floridas Cheftrainer arbeitet". Aufgrund des Vorfalls war am Dienstag bereits Blackhawks-Präsident Stan Bowman zurückgetreten. Zudem wurde der Klub mit einer Geldstrafe von zwei Millionen Dollar belegt.

Der Mut des Spielers

"Ich bewundere Kyle Beach für seinen Mut, sich zu melden. Ich bin entsetzt darüber, dass er bei seiner ersten Klage und in den elf Jahren danach so schlecht unterstützt wurde, und bedauere alles, was er durchgemacht hat", wurde NHL-Boss Gary Bettman in einem Statement zitiert. Als Interimscoach übernimmt Andrew Brunette die Panthers, die in dieser Saison nach sieben Spielen noch ungeschlagen sind.