Südkorea schließt Waffenhilfe für Ukraine nicht mehr aus
24. Oktober 2024"Südkorea wird nicht untätig bleiben", sagte Präsident Yoon Suk Yeol nach einem Treffen mit dem polnischen Staatspräsidenten Andrzej Duda. Beide Länder seien sich einig, dass die Stationierung eine Provokation sei, "welche die globale Sicherheit über die koreanische Halbinsel und Europa hinaus bedroht".
Ähnlich äußerte sich der südkoreanische Außenminister Cho Tae Yul. "Ich glaube nicht, dass wir in einer Position sind, in der wir tatenlos zusehen können, wenn dies am Ende zu einer Bedrohung unserer Sicherheit wird", sagte Cho laut Yonhap während einer parlamentarischen Anhörung in Seoul.
Auf die Frage eines Abgeordneten, ob die südkoreanische Regierung auch direkte Waffenlieferungen an die Ukraine erwägen würde, entgegnete der Spitzendiplomat, alle Optionen lägen auf dem Tisch. Die konkreten Maßnahmen würden unter anderem davon abhängen, welche Gegenleistungen Nordkorea von Russland erhielte. Bislang hat Südkorea aus Sorge vor einer Eskalation des Konflikts keine schweren Waffen an die Ukraine geliefert.
USA und NATO bestätigen Verlegung
Die USA und die NATO hatten am Mittwoch die Stationierung nordkoreanischer Soldaten in Russland bestätigt. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates in Washington, John Kirby, sagte, die US-Regierung gehe von derzeit mindestens 3000 Soldaten aus, die in den Osten Russlands verlegt worden seien. Den Erkenntnissen nach seien sie per Schiff nach Russland gereist und inzwischen in Ausbildungsstätten des Militärs im Osten untergebracht. "Wir wissen noch nicht, ob diese Soldaten an der Seite des russischen Militärs in den Kampf ziehen werden." Es sei aber sehr wahrscheinlich.
Das Auswärtige Amt in Berlin fand für diesen Fall klare Worte: "Die Unterstützung des russischen Angriffskriegs durch Nordkorea bedroht auch die Sicherheit Deutschlands und die europäische Friedensordnung unmittelbar."
"Zeichen der Schwäche" Russlands?
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sagte am Rande eines Besuches in Rom, es bleibe abzuwarten, was die nordkoreanischen Soldaten in Russland täten. "Wenn sie die Absicht haben, an diesem Krieg im Namen Russlands teilzunehmen, dann ist das ein sehr, sehr ernstes Problem."
Austin sagte, das russische Militär habe im Ukraine-Krieg bisher erhebliche Verluste erlitten. Mit Blick auf Russlands Präsidenten Wladimir Putin schob er nach, die Zusammenarbeit mit nordkoreanischen Soldaten sei ein Hinweis darauf, "dass er vielleicht sogar in noch größeren Schwierigkeiten steckt, als die meisten Menschen glauben".
NATO warnt vor Eskalation
NATO-Sprecherin Farah Dakhlallah sagte in Brüssel, es gebe "Beweise" für die Entsendung nordkoreanischer Soldaten nach Russland. Sollten diese Truppen für den Kampf in der Ukraine bestimmt sein, "würde dies eine erhebliche Eskalation der Unterstützung Nordkoreas für den illegalen Krieg Russlands bedeuten". Der Nordatlantikrat werde in Kürze über eine Reaktion beraten.
Der südkoreanische Geheimdienst hatte am Freitag mitgeteilt, es seien 1500 nordkoreanische Soldaten nach Russland verlegt worden. Demnach absolvieren sie ein Training im Osten Russlands und sollen anschließend an die Front in die Ukraine geschickt werden. Am Mittwoch gab der südkoreanische Geheimdienst bekannt, dass 1500 weitere Soldaten aus Nordkorea nach Russland entsandt worden seien. Nach Schätzungen aus Seoul könnte Pjöngjang insgesamt rund 12.000 Soldaten schicken. In Südkorea ist die Sorge groß, dass Nordkorea militärisch gestärkt aus der Zusammenarbeit mit Russland hervorgehen könnte.
Russland besiegelt Partnerschaft mit Nordkorea
Das russische Parlament hat den Vertrag mit Nordkorea über eine allumfassende strategische Partnerschaft ratifiziert. Die Vereinbarung hebt die militärische Zusammenarbeit beider Länder auf eine neue Ebene und legt fest, dass sich Nordkorea und Russland gegenseitig Beistand leisten, sollte eines der Länder angegriffen werden. "Der Vertrag trägt der aktuellen geopolitischen Lage in vollem Umfang Rechnung", sagte der Chef des Auswärtigen Ausschusses der Duma, Leonid Sluzki.
Der russische Präsident Putin und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hatten den Vertrag im Juni in Pjöngjang unterzeichnet. Die USA halten die Allianz für gefährlich und werfen Pjöngjang immer wieder vor, Putin in seinem Krieg auch mit Munition und Waffen zu versorgen.
Die Ratifizierung der Duma erfolgte vor dem Hintergrund von Berichten über die Entsendung Tausender Soldaten aus Nordkorea nach Russland. Befürchtet wird, dass Russland die Soldaten als Verstärkung im Angriffskrieg gegen die Ukraine einsetzt und damit die Gewalt weiter eskaliert. Die Führung in Moskau weist das zurück und betont, dass die Partnerschaft gegen niemanden gerichtet sei.
kle/sti (dpa, afp)