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KonflikteSüdkorea

Südkorea will das Regime in Pjöngjang erneut beschallen

9. Juni 2024

Einige Jahre schwiegen die Lautsprecheranlagen an der innerkoreanischen Grenze. Doch die zunehmenden Spannungen mit Nordkorea haben in Seoul den Geduldsfaden reißen lassen. Es wird wieder Krieg geführt - psychologisch.

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Südkoreanische Soldaten vor einer Lautsprecheranlage an der Grenze zum Nachbarstaat im Norden
Südkoreanische Soldaten vor einer Lautsprecheranlage an der Grenze zum Nachbarstaat im Norden (Archivfoto von 2016)Bild: YONHAPNEWS AGENCY/Yonhap/picture alliance

Inmitten wachsender Spannungen mit Nordkorea nimmt Südkorea seine Propaganda-Beschallung des abgeschotteten Nachbarlandes wieder auf. Südkorea werde wieder Lautsprecheranlagen an der Grenze aufstellen und Durchsagen in Richtung Norden senden, teilte das Präsidialamt in Seoul nach einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats mit. Mit der Maßnahme reagiert es damit unmittelbar auf das erneute Versenden von hunderten Ballons mit Müll aus Nordkorea über die schwer befestigte Grenze.

Ein südkoreanischer Arbeiter an einer eingemotteten Lautsprecheranlage
2018: Angesichts einer vorübergehenden Annäherung an Nordkorea lässt die Führung in Seoul Lautsprecheranlagen einmottenBild: KIM HONG-JI/AFP/Getty Images

Die Lautsprecherboxen werden entlang der Grenze aufgetürmt. In der Vergangenheit strahlte Südkorea unter anderem Nachrichten und koreanische Pop-Musik in solch hoher Lautstärke aus, dass sie mutmaßlich selbst noch 20 Kilometer entfernt zu hören waren. 2018 dann wurden die Beschallungen in Richtung Norden im Zuge zwischenzeitlicher Annäherung durch ein bilaterales Abkommen ausgesetzt.

Auch Nordkorea machte früher solche Propaganda-Durchsagen. Die gegenseitige Beschallung gilt als Mittel der psychologischen Kriegsführung. Die Wiederaufnahme solcher Aktionen durch Südkorea wurde nun möglich, weil die Regierung in Seoul angesichts der jüngsten Eskalationen das Abkommen über vertrauensbildende Maßnahmen an der Grenze ausgesetzt hat.

Zwei "Müllballons" aus dem Norden haben sich an einer Oberleitung im südkoreanischen Landkreis Muju verfangen
Zwei "Müllballons" aus dem Norden haben sich an einer Oberleitung im südkoreanischen Landkreis Muju verfangenBild: Jeonbuk Fire Headquarters/AP/picture alliance

Altpapier, Plastik - aber keine gefährlichen Substanzen

Das kommunistische Regime unter Machthaber Kim Jong Un ließ allein zwischen Samstag und Sonntagvormittag (Ortszeit) wieder rund 330 "Müll-Ballons" aufsteigen, wie Südkoreas Generalstab ergänzend mitteilte. Von ihnen seien mehr als 80 auf südkoreanischem Territorium niedergegangen. Die übrigen hätten vermutlich ihr Ziel nicht erreicht, hieß es in Seoul weiter. In den angehängten Beuteln hätten sich unter anderem Altpapier und Plastik befunden. Erste Untersuchungen hätten ergeben, dass sie keine gefährlichen Substanzen enthielten. Die Bewohner Südkoreas wurden trotzdem aufgerufen, die gelandeten Objekte nicht zu berühren.

Südkoreanische Soldaten müssen sich nach der Landung eines nordkoreanischen Ballons als Müllmänner betätigen
Südkoreanische Soldaten müssen sich nach der Landung eines nordkoreanischen Ballons als Müllmänner betätigen Bild: Yonhap/REUTERS

Die Ballonaktionen Nordkoreas sind wiederum eine Reaktion auf ähnliche Aktivitäten südkoreanischer Gruppen, die immer wieder Tausende Flugblätter und anderes Propagandamaterial mit riesigen Gasballons über die Grenze versenden. In den Flugblättern kritisieren sie die autoritäre Führung des abgeschotteten Nachbarlands. Die Propagandaaktivitäten der Aktivisten sind selbst in Südkorea umstritten.

Nach Berichten südkoreanischer Medien unternahmen am Donnerstag und Freitag zwei verschiedene private Gruppen erneut solche Flugblattaktionen. Die Führung in Pjöngjang reagiert auf Propaganda von außen in der Regel empfindlich und wirft der Regierung in Seoul vor, solche Ballonaktionen zu unterstützen. Seit Ende Mai schickte Nordkorea mehr als 1000 mit Abfallprodukten und teils mit Gülle gefüllte Ballons nach Südkorea.

sti/pg (afp, dpa)

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