Sabrina Wittmann: erste Cheftrainerin im Männer-Profifußball
6. Mai 2024"Vorbilder sind wichtig, damit andere Frauen erkennen, was alles möglich ist", hatte Sabrina Wittmann noch Anfang April in einem Interview auf der Internetseite des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gesagt. Inzwischen ist sie selbst eines. Nachdem die 32-Jährige beim FC Ingolstadt, der in der 3. Liga spielt, zunächst bis zum Saisonende zur Cheftrainerin aufgerückt war - als erste Frau im deutschen Profifußball der Männer -, ist ihr Vertrag nun für die kommende Saison verlängert worden. Über die Dauer der Zusammenarbeit machte der FC Ingolstadt keine Angaben.
Unter Wittmann blieb Ingolstadt ungeschlagen und feierte den ersten Landespokal-Erfolg der Vereinsgeschichte - damit qualifizierte sich der Verein auch für die erste Runde im DFB-Pokal. In der Liga sprang Rang zehn heraus. In der neuen Saison sollen nun die Aufstiegsplätze zur 2. Bundesliga ins Visier genommen werden.
Wittmann habe in ihrer bisherigen Zeit eindrucksvoll bewiesen, "dass sie nicht nur die Fähigkeit besitzt, junge Spieler zu fördern, sondern auch Mannschaften nachhaltig zu entwickeln, deren volles Potenzial auszuschöpfen und zum Erfolg zu führen", sagte Geschäftsführer Dietmar Beiersdorfer. "Aufgrund dieser Eigenschaften und ihrer extrem hohen Identifikation zum FC Ingolstadt 04 sind wir der vollen Überzeugung, dass sie die Richtige ist, um gemeinsam mit
ihr die gesteckten Ziele zu erreichen."
Zwar gab es mit Ex-Nationalspielerin Inka Grings beim SV Straelen und Imke Wübbenhorst bei Sportfreunde Lotte Vorgängerinnen, jedoch waren sie bei Männerteams in der vierten Liga tätig. Beim Bundesliga-Verein 1. FC Union Berlin vertrat Marie-Louise Eta zu Jahresbeginn als Co-Trainerin gemeinsam mit Danijel Jumic den gesperrten Chefcoach Nenad Bjelica. Wittmann ist nun aber die erste Chefin in einer der drei Profiligen.
"Wir gehen nach Qualität, nicht nach Geschlecht"
"Wenn Sabrina männlich wäre, wäre alles okay, und es wäre nicht spannend", hatte Ingolstadts Sportdirektor Ivo Grlic die Beförderung Wittmanns seinerzeit kommentiert, die bis dahin Trainerin der U19-Juniorinnen des Klubs war. "Aber wir gehen nach Qualität und nicht nach dem Geschlecht", so der ehemalige Bundesliga-Profi, der unter anderem bei Alemannia Aachen und für den MSV Duisburg spielte. Grlic beschrieb Wittmanns Kerneigenschaften mit: "Direkt, authentisch, sehr talentiert."
"Uns ist klar, dass sie eine sehr gute Trainerin ist", hatte Dietmar Beiersdorfer Wittmann schon vor ihrem erstem Spiel auf der Ingolstädter Bank gelobt. Sie sei "wirklich eine hervorragende Trainerin, das hat sie in all den Jahren bewiesen." Beiersdorfer hob Ausstrahlung und inhaltliche Kompetenz hervor.
Wittmann ist in Ingolstadt geboren und aufgewachsen. Sie spielte von 2011 bis 2013 für das Frauenteam des FCI, danach für andere Mannschaften im Bundesland Bayern und der bayerischen Landeshauptstadt München. Profispielerin war sie aber nie.
Seit 2017 hat Wittmann beim FC Ingolstadt verschiedene Jugendmannschaften trainiert und ist den Verantwortlichen des FCI daher bestens bekannt. Mit der U19 feierte sie im Frühjahr die Vize-Meisterschaft in der A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest.
Der Text wurde am 6. Juni aktualisiert.