Sacharow-Preis für Venezolaner Machado und González Urrutia
24. Oktober 2024Der Sacharow-Menschenrechtspreis des Europaparlaments geht in diesem Jahr an die venezolanische Opposition. Namentlich ehrt das Parlament María Corina Machado als führende Vertreterin der demokratischen Kräfte in Venezuela und den gewählten Präsidenten Edmundo González Urrutia. Sie stünden stellvertretend für alle Venezolaner innerhalb und außerhalb des Landes, die für die Wiederherstellung von Freiheit und Demokratie kämpfen, sagte EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola im Parlament in Straßburg.
Standing Ovations in Straßburg
Der Sacharow-Preis ist mit 50.000 Euro dotiert. Er ist die höchste Auszeichnung der Europäischen Union für Menschenrechte und die Meinungsfreiheit und wird am 18. Dezember verliehen. Die Europaabgeordneten erhoben sich nach der Bekanntgabe der Preisträger und applaudierten im Stehen.
Die 57-jährige Machado führt die Opposition gegen Venezuelas Machthaber Nicolás Maduro an. Der autoritär regierenden Staatschef hatte sich nach der Präsidentenwahl im Juli zum Sieger erklären lassen. Die EU und die USA erkennen Maduros Wahl jedoch nicht an.
Vor der Wahl hatte Venezuelas Staatsspitze der beliebten Oppositionsführerin Machado Korruption und Verrat vorgeworfen und deshalb für unwählbar erklärt. An ihrer Stelle trat der heute 75-jährige Diplomat González Urrutia gegen Maduro an. Nach Einschätzung der venezolanischen Opposition gewann ihr Kandidat die Präsidentenwahl. Das Europaparlament hatte González Urrutia in einer Entschließung vom September ebenfalls als Wahlsieger anerkannt.
Die demokratische Opposition in Venezuela hatte bereits 2017 den Sacharow-Preis erhalten. Damals wurde Parlamentspräsident Julio Borges geehrt. María Corina Machado hatte Ende September zudem den Vaclav-Havel-Preis des Europarats erhalten. Sie tauchte nach der Wahl in Venezuela unter, Edmundo González Urrutia ging ins Exil nach Spanien. Beiden droht in ihrer Heimat die Festnahme.
Von glanzvollen und gefallenen Preisträgern
Der Sacharow-Preis wird seit 1988 an Persönlichkeiten oder Organisationen vergeben. Er ist nach dem 1989 gestorbenen russischen Dissidenten und Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow benannt.
Zu den prominenten Preisträgern zählt Südafrikas Kämpfer gegen die Apartheid und späterer Präsident Nelson Mandela im Jahr 1988. 1990 wurde der Preis Aung San Suu Kyi für ihren Kampf für Demokratie in Myanmar zugesprochen. Später wurde die Politikerin wegen ihres Umgangs mit den Rohingya heftig kritisiert. Das Europaparlament hat sie inzwischen aus der Gemeinschaft der Sacharow-Preisträger ausgeschlossen - ein bisher einmaliger Vorgang.
Im vergangenen Jahr wurden posthum die im iranischen Polizeigewahrsam gestorbene Jina Mahsa Amini und die feministische Bewegung "Frau, Leben, Freiheit" im Iran ausgezeichnet. Das Parlament wählt die Gewinner in einem mehrstufigen Verfahren aus.
Unter den Finalisten waren dieses Jahr zudem Friedensaktivistinnen aus Israel und den Palästinensergebieten. In der Endrunde war auch ein Wissenschaftler aus Aserbaidschan, der sich gegen die Korruption in seinem Land einsetzt.
In der Regel wird der Preis bei einer Plenarsitzung im Dezember in Straßburg vergeben. Mehrfach konnten Preisträger die Auszeichnung nicht persönlich entgegennehmen, wie 2021 der inhaftierte und inzwischen gestorbene russische Oppositionelle Alexej Nawalny.
AR/sti (afp, epd, dpa)