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Sam Vance-Law und der LGBT-Kampf

Robin Merrill tla
26. Juli 2019

Die Errungenschaften der LGBT-Bewegung geben keinen Grund zur Sicherheit, sagt der Musiker Sam Vance-Law vor dem Christopher Street Day. Die erkämpften Rechte müssten gegen ausufernde Diskriminierung verteidigt werden.

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Cover des Albums "Homotopia" von Sam Vance Law
Das Cover von "Homotopia"Bild: Caroline International/Universal

Der Musiker Sam Vance-Law wurde in Kanada geboren. Als er fünf Jahre alt war, zogen seine Eltern nach England. Dort besuchte er das Internat, lernte Geige und sang im Chor. Mit Anfang 20 reiste er nach Berlin - und beschloss, zu bleiben. In der deutschen Hauptstadt tauchte er ins schwule Leben ein und schrieb das Album "Homotopia".

DW: In diesem Jahr jähren sich die Stonewall-Unruhen zum 50. Mal. Ich kann mich noch daran erinnern, als es in meiner Heimat Großbritannien illegal war, homosexuell zu sein. Die Bewegung ist einen langen Weg gegangen.

Sam Vance-Law: Auf jeden Fall. Ein anderes Problem besteht jedoch darin, davon auszugehen, dass es sich bei den erkämpften Errungenschaften um Rechte handelt, die unwiderruflich sind. Ich glaube nicht, dass das der Fall ist. Ich denke, überall dort, wo es noch Bigotterie und Diskriminierung gibt, muss man dagegen arbeiten.

Der Song "Gayby" über schwule Paare, die ein Kind adoptieren, ist nur ein Beispiel für die Titel Ihres monothematischen Albums "Homotopia". Warum hatten Sie das Bedürfnis, aus dem Thema ein Konzeptalbum zu machen?

Erstens ist der Titel zu gut, um ihn nicht zu nehmen. Außerdem tun wir gerne so, dass dadurch, dass wir eine schwule Ehe führen, keine Kämpfe mehr zu kämpfen sind. Dabei ist Deutschland im Gay Travel Index in puncto Sicherheit herabgestuft worden. Das spricht nicht gerade dafür, dass die Kämpfe vorbei sind.

Sam Vance-Law bei einem Konzert im Lido in Berlin
Sam Vance-Law bei einem Konzert 2018 in Berlin Bild: Imago Images/M. Müller

Eine Baritonstimme ist für Popmusik eher untypisch, Ihre Musik hat sehr klassische Einflüsse. Wo kommen die her?

Ich bin als klassischer Musiker aufgewachsen. Ich war erst Chorsänger und wurde als Kind und Jugendlicher klassisch an der Geige ausgebildet. Das sind meine Ursprünge. Ich habe mich nicht mit Pop, Rock oder etwas anderem beschäftigt, das nichts mit Klassik zu tun hatte - bis ich Anfang 20 war. Ich gewöhne mich immer noch daran.

Der Song "Faggot" richtet sich gegen die Einstellung des Christentums zur Homosexualität: "Ich liebe Gott, aber er liebt mich nicht", heißt es darin. Sind nicht bigotte Menschen das Problem?

Die Songs sind nicht unbedingt aus meiner persönlichen Perspektive geschrieben, sondern aus der Perspektive verschiedener Charaktere. Dieser Charakter auf "Faggot" glaubt, dass sein Gott ihn nicht liebt, was in manchen Teilen des Christentums ein verbreiteter Gedanke ist. Die Kirche von England, in der ich aufgewachsen bin, war immer freundlich zu mir in Bezug auf Homosexualität und relativ offen.

Das Gespräch führte Robert Merril.

Robin Merrill Robin Merrill