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ESA-Satellit Sentinel-1A gestartet

Fabian Schmidt3. April 2014

Mit dem Start des Sentinel-1A Satelliten am 3. April hat das Copernicus-Programm der ESA begonnen - ein umfassendes Erdbeobachtungssystem, das Daten für Nutzer auf der ganzen Welt liefern soll.

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Eine Simulation, die zeigt, wie Sentinel-1A die Erde sieht (Foto: ESA)
Sentinel-1A liefert Radarbilder der Erdoberfläche

Wächter im All

Am Donnerstagabend (03.04.2014) ist eine Sojus-Trägerrakete vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana gestartet, um den ersten Satelliten des Copernicus-Erdbeobachtungsprogramms in eine Erdumlaufbahn zu bringen. Dann ist es im Satellitenkontrollzentrum der ESA in Darmstadt, von wo der Satellit Sentinel-1A in der Startphase überwacht wird, 23:02 Uhr.

Sentinel-1A ist ausgestattet mit einem Radarsystem, das die komplette Erdoberfläche innerhalb von sechs Tagen abscannen kann. Damit kann er allerhand erkennen: "Die Reflektion des Materials an der Oberfläche gibt Hinweise auf das, was man da eigentlich sieht", sagt Paolo Ferri, Leiter der ESA-Satellitenkontrolle gegenüber der DW. "Ein großer Vorteil des Radars ist, dass man nicht vom Wetter abhängig ist. Man kann einfach durch die Wolken schauen. Der Radar kann auch nachts alles gut sehen."

So kann Sentinel-1A zum Beispiel erkennen, ob das Meer gerade Wellen macht und ob Eis auf dem Ozean liegt. Oder wie das Land genutzt wird, zum Beispiel als Wald oder als landwirtschaftliche Anbaufläche.

Sechs Satelliten mit verschiedenen Augen

Soyuz VS07 Trägerrakete mit dem Satelliten Sentinel-1A (Foto: esa)
Sentinel-1A auf dem Weg zur Sojus-TrägerraketeBild: ESA–S. Corvaja, 2014

Seine volle Leistung wird der Satellit zeigen, wenn er nicht mehr alleine im Weltall ist, sagt Ferri: "Sentinel-1A ist der erste, sehr wichtige Schritt, ein globales Erdbeobachtungssystem aufzubauen, das auf konkrete Anwendungen ausgerichtet ist. Es wird zuverlässig Erdbeobachtungsdaten für jeden Menschen aufbereitet zur Verfügung stellen können. Und dies kann dann für Dienstleistungen genutzt werden."

Wenn das Satellitenprogramm einmal komplett ist, sollen sechs Sentinel-Erdbeobachtungssatelliten um den Globus kreisen. Sie füttern dann eine Vielzahl unterschiedlicher Daten in ein zentrales Computersystem. Jeder Satellit hat andere Sensoren an Bord. Neben dem Radar kommen später verschiedene Spektrometer hinzu. Die können dann elektromagnetische und Lichtwellen ganz unterschiedlicher Frequenz empfangen. "Es werden optische, infrarot- und andere Bandbreiten sein. Es wird auch atmosphärische Sensoren geben", erklärt Ferri.

Kartierung eines Kalisteinbruchs (Foto: GeoMon)
Ein Steinbruch kartografiert von einer Drohne - solche Daten sollen einmal mit Satellitendaten kombiniert werdenBild: GeoMon

Daten auch von Flugzeugen und vom Boden

Hinzu kommen dann auch noch weitere Erdbeobachtungsdaten - nicht nur aus Satelliten, sondern auch von meteorologischen Bodenstationen und sogar von Flugzeugen. Heiko Störkel von der Firma GeoMon aus Frankfurt, erzeugt solche Daten mit einem kleinen unbemannten Flugzeug. Dieses hat zum Beispiel gerade einen ehemaligen Steinbruch in Hessen kartografiert - auf fünf Zentimeter genau. Das ist viel präziser, als ein Satellit es jemals könnte.

Sein Ziel: Das Riesenloch des Steinbruchs soll mit Bauschutt und Erde aufgefüllt werden. "Da war dann die Frage: Wie weit sind wir im Vergleich zu unserem Planungsniveau? Und dann haben wir eine Befliegung gemacht und konnten sagen: Es fehlen noch 14 Meter - das sind auf die Fläche gerechnet noch einige Tausend LKW-Ladungen", sagt Störkel, Geschäftsführer des Startup-Unternehmens.

Auch seine Kartierungsdaten könnten einmal in das System einfließen. "Wir sind Geographen", sagt Störkel. "ob wir eine Drohne nehmen oder einen Satelliten, ist im Prinzip egal. Die Daten, sind das, was wir weiterverarbeiten wollen. Und was dabei herauskommt, wollen wir verkaufen."

Massgeschneiderte Dienste für ganz normale Menschen

ESA-Missionsleiter Paolo Ferri im Satellitenkontrollzentrum der ESA (Foto: DW/Fabian Schmidt)
Satellitenmissionsleiter Paolo Ferri freut sich auf neue Satellitendienste für alleBild: DW/Fabian Schmidt

Diese Fülle von Informationen ergibt dann Copernicus: eine umfassende Datenbank, die sich minütlich, stündlich, täglich oder nach einigen Tagen aktualisiert, je nachdem, wo sich gerade welcher Satellit bzw. ein Flugzeug befindet.

Die Daten sollen dann der ganzen Menschheit dienen. Meteorologen oder Flugkapitäne können damit die Luftströmungen auf verschiedenen Höhen verfolgen. Die Küstenwache kann erkennen, ob ein Schiff einen Ölteppich verursacht oder ob ein Tsunami entsteht. Geologen können beobachten, wie Vulkane sich im Laufe der Zeit aufblähen oder schrumpfen oder ob es Plattenverschiebungen gibt, die auf baldige Erdbeben hinweisen können. Nach Naturkatastrophen können die Daten Einsatzkräften wichtige Hinweise auf freie Zufahrtswege zu Betroffenen geben.

Die Copernicus-Daten werden allerdings nicht alle auf einer einzigen Webseite abrufbar sein - dazu sind es einfach zu viele. Anstelle dessen werden einzelne Dienstleistungsanbieter spezifische Angebote für ganz unterschiedliche Nutzergruppen entwickeln. "Die riesige Datenmenge wird neue Ideen hervorrufen", erklärt Ferri.

So bietet Copernicus also Raum für weitere Startups, die mit ganz neuen Ideen auf den Markt kommen können. Wichtig ist für Ferri dabei letztendlich eins: "Der Nutzer muss selbst keine besonders aufwendigen Recherchen anstellen: Er stellt seine Frage und bekommt die Antwort geliefert."