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Saudi-Arabien reduziert Angriffe im Jemen

18. März 2016

Saudi-Arabien hat angekündigt, seine Militäroperationen im Bürgerkriegsland Jemen einzuschränken. Zuvor hatte ein Luftrangriff der von Riad angeführten Koalition 119 Menschen getötet, darunter 22 Kinder.

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Saudische Kampfjets (Archivbild: AFP)
Saudische Kampfjets (Archivbild)Bild: Getty Images/AFP/F. Nureldine

Die USA haben die Ankündigung der von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition begrüßt, ihre Angriffe im Jemen zurückzufahren. Das sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Josh Earnest, in Washington. Der Sprecher der arabischen Militärkoalition, Brigadegeneral Ahmed al-Assiri hatte zuvor im Gespräch gesagt, dass sich die vor einem Jahr gestartete Operation "dem Ende der Hauptkampfphase" nähere. Gleichwohl werde man den jemenitischen Verbänden, die am Boden gegen die Huthi-Rebellen kämpfen, weiterhin aus der Luft unterstützen.

Diese Ankündigung kam einen Tag nach einem verheerenden Angriff der Militärkoalition im Norden des Jemen, bei dem nach UN-Angaben 119 Menschen getötet wurden, darunter 22 Kinder. Zudem seien bei dem Angriff auf einen Markt in der Provinz Hadscha 47 Menschen verletzt worden, teilte das UN-Kinderhilfswerk Unicef mit.

Der US-amerikanische Präsidenten-Sprecher Josh Earnest (Foto: Getty)
Der US-amerikanische Präsidenten-Sprecher Josh EarnestBild: Getty Images/C. Somodevilla

Der angegriffene Markt befindet sich in Chamis in der von Rebellen kontrollierten Region Mastaba. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte den Angriff und rief die Konfliktparteien auf, "ihre internationalen Verpflichtungen vollständig einzuhalten". Dazu gehöre auch, auf die Grundsätze von "Vorsorge und Verhältnismäßigkeit" zu achten.

Die arabische Militärkoalition unter Führung Saudi-Arabiens fliegt seit rund einem Jahr Luftangriffe im Jemen. Seitdem wurden in dem Konflikt nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 6200 Menschen getötet, zu einem großen Teil Zivilisten.

Humanitäre Krise

Sechs im Jemen aktive Hilfsorganisationen - darunter Ärzte der Welt, Handicap International und Care - sprachen in Paris in einem gemeinsamen "Alarmruf" von einer "vergessenen humanitären Krise". Inmitten "allgemeiner Gleichgültigkeit" versinke der Jemen im "Chaos". Sie verwiesen auf tausende Tote, Verletzte und Amputierte, die zerstörte Infrastruktur, Unterernährung und Anti-Personenminen.

Auch die Hauptstadt Sanaa wird immer wieder von Luftangriffen heimgesucht (Archivbild: AP)
Auch die Hauptstadt Sanaa wird immer wieder von Luftangriffen heimgesucht (Archivbild)Bild: picture-alliance/AP Photo/Y. Arhab

Laut den "Ärzten der Welt" sind 15 Millionen Menschen stark hilfsbedürftig, darunter 2,5 Millionen Binnenflüchtlinge und 250.000 nach Dschibuti und Somalia geflohene Jemeniten. Krankheiten wie Typhus seien auf dem Vormarsch. Die sechs Organisationen fordern in ihrer Erklärung eine "sofortige Waffenruhe" als Voraussetzung für humanitäre Hilfe.

Die Luftangriffe der von Saudi-Arabien geführten Koalition richten sich gegen die schiitischen Huthi-Rebellen und ihre Verbündeten in der Armee, die Anfang vergangenen Jahres die Hauptstadt Sanaa und andere Städte erobert und Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi zur Flucht nach Saudi-Arabien gezwungen hatten. Die Militärkoalition will die Huthi-Rebellen zurückdrängen und Hadi ermöglichen, an die Macht zurückzukehren. Die Rebellen kontrollieren große Teile vor allem im Norden und Westen des Landes.

Verstöße gegen internationales Recht

Nachdem die arabische Koalition im Sommer auch Bodentruppen in den Jemen entsandte, gelang es den Regierungskräften, die Hafenstadt Aden zurückzuerobern und die Rebellen zurückzudrängen. Dennoch kontrollieren diese weiter die Hauptstadt Sanaa und den Norden des Landes. Militante Islamisten nutzten den Konflikt, um im Süden weitere Gebiete in ihre Gewalt zu bringen.

Menschenrechtsgruppen werfen der Militärkoalition immer wieder vor, bei ihren Luftangriffen nicht genug zum Schutz von Zivilisten zu tun. Laut einer Gruppe von UN-Experten verstießen mehr als hundert Angriffe gegen internationales Recht.

stu/uh (afp, ap)