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"Nepo" siegt und tritt gegen Magnus Carlsen an

Holger Hank
27. April 2021

Ein überzeugender Erfolg: Der russische Schachprofi Ian Nepomniachtchi hat das Kandidaten-Turnier in Jekatarinburg gewonnen. Auf ihn wartet das Duell um den WM-Titel - und viel Geld, denn der Schachsport boomt.

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Russia Chess Candidates Tournament | Ian Nepomniachtchi
Alles im Griff: Ian Nepomniachtchi (Russland) überzeugte in JekatarinburgBild: Pavel Lisitsyn/Sputnik/dpa/picture alliance

In der Schach-Szene ist er schon seit vielen Jahren eine feste Größe - jetzt betritt Ian Nepomniachtchi die ganz große Bühne und spielt Ende 2021 gegen Weltmeister Magnus Carlsen um den Titel. "Nepo" sicherte sich mit einem ungefährdeten Remis gegen den Franzosen Maxime Vachier-Lagrave schon in der vorletzten Runde des Kandidaten-Turniers in Jekatarinburg den ersten Platz. "Das ist ein riesiger Meilenstein in meiner Karriere und vielleicht sogar in meinem Leben", so der frischgebackene WM-Finalist. Nepomniachtchi profitierte am Montag (26.04.2021) davon, dass sein einzig verbliebener Konkurrent etwas überraschend strauchelte: Der sonst sehr sicher spielende Niederländer Anish Giri zog gegen Alexander Grischuk aus Russland den Kürzeren. Giris Aufholjagd war damit gestoppt und Nepomniachtchi nicht mehr einzuholen. 

Extrem begabt, weniger diszipliniert

Auf den bisher größten Erfolg seiner Karriere musste der 30-jährige Ian Nepomniachtchi ein Jahr lang warten. Schon in der Hinrunde im April 2020 hatte der Russe überzeugt. So lag er zusammen mit Vachier-Lagrave klar vorne, als das Turnier wegen der Corona-Pandemie abgebrochen wurde. Dass mit Nepomniachtchi aber weiter zu rechnen sein würde, zeigte sich in den vielen Online-Turnieren der Corona-Zeit: Nepomniachtchi war einer der wenigen, die immer mal wieder mit Weltmeister Carlsen aus Norwegen mithalten konnte.

Russland Schach Kandidatenturnier in Jekaterinburg | Anish Giri
Anish Giri: Am Ende reichte es nicht für den NiederländerBild: Pavel Lisitsyn/Sputnik/dpa/picture alliance

In der Rückrunde lieferte der Denksportler sein Meisterstück ab. Nepomniachtchi, der lange zwar als extrem begabt, aber weniger diszipliniert galt, hielt souverän die Konkurrenz auf Distanz - nur als es in der letzten Runde um nichts mehr ging, kassierte er eine Niederlage. 

Ob es für den Russen jetzt sogar noch für den WM-Titel reicht, wird sich ab November 2021 zeigen. In Dubai findet das Duell gegen Magnus Carlsen statt, der klaren Nummer eins im Schachsport. Der Weltmeister ist gewarnt: "Er ist einer wenigen, die mich überspielen können", sagte der Norweger kürzlich über seinen zukünftigen WM-Gegner, der aufgrund seines kreativen Stils viele Fans hat. Ein "Angstgegner" für den erfahrenen Carlsen ist Nepomniachtchi aber sicher nicht. Vielmehr dürfte Carlsen insgeheim sogar froh sein, ein weiteres Duell mit dem Weltranglisten-Zweiten Fabiano Caruana (USA) vermieden zu haben. Caruana agierte zwar glücklos in diesem Kandidatenturnier, gilt aber weiter als der Spieler, den Carlsen in einem Wettkampf aktuell am meisten fürchten muss.

Der Rubel rollt

Auf jeden Fall wird mit dem WM-Finale in Dubai der Schachsport in eine neue Phase treten. Der Weltschachbund FIDE und der Weltmeister haben den pandemie-bedingten Schach-Boom ausgenutzt und die Kommerzialisierung des alterwürdigen Denksports vorangetrieben. So gab die FIDE am Rande des Kandidatenturniers bekannt, dass ab sofort der russische Energie-Konzern Gazprom als Sponsor einsteigt. Die sei "der Schlüssel für unseren globalen Erfolg”, schwärmt der rührige FIDE-Chef Arkady Dvorkovich.

In Jekaterinburg sorgte noch ein weiterer Deal für Aufsehen: Die Video-Rechte für die Schach-Weltmeisterschaften haben ebenfalls einen Abnehmer gefunden. Eingestiegen ist ausgerechnet das mit Weltmeister Magnus Carlsen verbundene Schach-Unternehmen "Play Magnus". Mit anderen Worten: Im Schachsport überträgt der Weltmeister sich zukünftig selbst. Finanziell lohnt sich das wachsende Interesse am Schachsport für Carlsen und seine Gegner. Der Preisfonds für den WM-Kampf in Dubai beträgt zwei Millionen Euro - das ist doppelt so viel wie vor drei Jahren.