Scharpings neuer Nebenjob
7. Februar 2005
Scharping war wegen dieser Affäre nicht freiwillig gegangen, sondern wurde kurz vor der Bundestagswahl 2002 von Bundeskanzler Gerhard Schröder entlassen. Was im Ergebnis aber das gleiche bedeutet: Seitdem hat Scharping kein wichtiges Amt mehr inne. Welch ein Karriereknick! Schließlich war der Mann mal Vorsitzender der altehrwürdigen SPD. Stand der Bundestagsfraktion dieser Partei vor. Und er war auch Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz.
Wer mal so wichtig und einflussreich war, dem fällt es verständlicherweise schwer, nicht mehr im Rampenlicht zu stehen. Die wenigsten wissen wahrscheinlich, dass Rudolf Scharping nach wie vor im Bundestag sitzt. Und obwohl er nun das Dasein eines Hinterbänklers fristet, möchte er auch nach der nächsten Wahl noch dort sitzen, weshalb er den SPD-Spitzenplatz auf der Landesliste Rheinland-Pfalz begehrt. Allerdings soll sich dagegen Widerstand regen, wird gemunkelt.
Vom Auslaufmodell zum Traumkandidaten
Es sieht also so aus, als sollte der Politiker Scharping ein Auslaufmodell sein. Wie gut, dass sich da plötzlich ein neues, reizvolles Betätigungsfeld für den SPD-Mann auftut: er sei ein "Traumkandidat“, jubelt der stellvertretende Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), Dieter Kühnle über Scharpings Ambitionen auf das BDR-Präsidentenamt. Das wird am 19. März auf dem Verbandstag in Saarbrücken neu besetzt, und Scharping ist schon mit den Worten zu vernehmen: "Dir Präsidentschaft stelle ich mir als reizvolle Aufgabe vor.“
An Referenzen und Empfehlungen mangelt es ihm nicht. Der mutige Pedalritter und Tour-de-France-Fan hat höchstpersönlich den legendären 'Tourmalet‘ in den Pyrenäen und den Alpenausläufer 'Mont Ventoux‘ bezwungen. Zu seinen prominentesten Trainingspartnern zählen die deutschen Radsport-Helden Jan Ullrich und Erik Zabel. Und als Vereinsfunktionär war Scharping jahrelang Vorsitzender der SG Eintracht Lahnstein.
Neuer Teamgeist
Der Reiz nach mehr Öffentlichkeit sei für ihn nicht die Triebfeder, das Spitzenamt beim BDR anzusteuern, beteuert Scharping. "Die öffentliche Wahrnehmung meiner Person wird sich höchstens ein wenig ändern in diesem Amt, in dem Teamgeist mehr zählt als in der Politik.“ So redet einer, der von der Politik enttäuscht ist und eigentlich nicht mehr für den Bundestag kandidieren sollte. Wetten, dass er im nächsten Jahr dem Hohen Hause nicht mehr angehören wird? Und stattdessen den Startschuss für das Berliner Sechs-Tage-Rennen gibt!