Schau würdigt im Krieg gefallene Künstler
9. Oktober 2014Farbige Landschaften, klassische Stillleben, entspannte Künstlerportraits und Aktdarstellungen: In den rund 200 Arbeiten, die die Kieler Kunsthalle von 60 im Ersten Weltkrieg umgekommenen Künstlern zeigt, ist von den Schrecken des Krieges kaum etwas zu sehen. Der Grund: Manche Künstler seien schon in den ersten Kriegsjahren gestorben, andere hätten an der Front keine Möglichkeit gehabt, richtig künstlerisch zu arbeiten, erklärt Direktorin Anette Hüsch.
Unter dem Titel "Sterne fallen" zeigt die Kieler Kunsthalle vom 10. Oktober bis zum 15. Februar 2015 Werke aus zwölf Nationen . Viele von ihnen sind so gut wie vergessen oder in Deutschland noch nie gezeigt worden. Doch unter den Künstlern befinden sich auch einige berühmte Maler wie Egon Schiele, Franz Marc, August Macke oder Umberto Boccioni. Auch die vergoldete Bronzeskulptur "Die Sitzende" des Franzosen Raymond Duchamp-Villon ist in der Schau zu sehen.
Unvollendeter Aufbruch in die Moderne
Die Ölgemälde, Papierarbeiten und Skulpturen stammen aus der Zeit von 1903 bis 1918. Sie wurden aus 57 europäischen Museen entliehen, darunter der Tate Gallery in London, dem State Russian Museum in Sankt Petersburg und dem Moderna Museet in Stockholm. Die Kunststile reichen von klassischer Portraitmalerei über Impressionismus, Fauvismus, Futurismus und Kubismus bis hin zu expressionistischen und abstrakten Arbeiten.
"Unsere Ausstellung zeigt den Aufbruch in die Moderne von hochbegabten Künstlern und Talenten, die sich durch die Tragödie des Krieges nicht mehr weiterentwickeln konnten", sagte Direktorin Hüsch. Der älteste Künstler starb mit 60 Jahren im Krieg, der Jüngste war gerade mal 22 Jahre alt. Ihren Titel trägt die Ausstellung in Anlehnung an ein Gedicht des expressionistischen Autors August Schramm, der 1915 fiel. "Die Erde blutet unterm Helmkopf", schrieb er. "Sterne fallen."
sd/ suc (dpa, Kieler Kunsthalle)