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Schicksalswahl für Rubio

Miodrag Soric, Florida14. März 2016

In seinem Heimatstaat entscheidet sich sein politisches Schicksal: Gelingt es Marco Rubio nicht, die Vorwahl in Florida zu gewinnen, ist er aus dem Republikaner-Rennen. Miodrag Soric berichtet aus dem "Sunshine State".

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Marco Rubio (Foto: Reuters)
Will Donald Trump bezwingen: Marco RubioBild: Reuters/C. Barria

Jessica Fernandes ärgert sich. Sie schleppt bei 28 Grad im Schatten einen Packen Plakate durch die Straßen eines Vorortes von Miami. Die 31-Jährige geht von Tür zu Tür, versucht die Menschen zu überreden, bei den Vorwahlen an diesem Dienstag für "ihren Senator" Marco Rubio zu stimmen. Und dann liest sie auf ihrem Handy die Nachricht, was Rubios Sprecher in einem TV-Interview gesagt hat: In Ohio sollten die Menschen für einen Konkurrenten stimmen, den dortigen Gouverneur John Kasich.

"Nach oben gearbeitet"

Jessica versucht ihren Groll zu verbergen: "Das hat sicher mit Strategie zu tun, um Donald Trump irgendwie zu stoppen." Sie werde auf jeden Fall den Menschen sagen, dass sie für Marco Rubio stimmen sollen, nicht für andere Kandidaten.

Sie selbst mag Rubio, weil dieser - wie sie - kubanische Wurzeln hat. "Er hat sich nach oben gearbeitet." Er verstehe junge Menschen, die sich verschulden mussten, um studieren zu können. Rubio habe selbst erst vor wenigen Jahren seine Schulden aus Studentenzeiten beglichen. Außerdem, so Jessica, sei er ein guter Außenpolitiker.

Jessica Fernandez (Foto: DW)
Macht Wahlkampf für Rubio: Jessica FernandezBild: DW/M. Soric

Latinos würden weitaus mehr für die Republikanische Partei stimmen, wenn Rubio der Präsidentschaftskandidat werden sollte, meint sie. 2008 und 2012 war diese Minderheit ein wichtiger Mehrheitsbeschaffer für Barack Obama. Der erste Afroamerikaner im Weißen Haus versprach ein neues Einwanderungsrecht. Doch setzte er es im Kongress nicht durch. Kubaner in Florida sind darüber weniger enttäuscht: Sie bekommen nach einem Jahr in den USA eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis. Doch Immigranten aus Mexiko oder Bolivien haben immer noch mit harten US-Einwanderungsgesetzen zu kämpfen. Würde Marco Rubio Präsident der Vereinigen Staaten, würde sich daran nicht viel ändern.

Unmotiviert

In seiner Wahlkampf-Zentrale in Miami hält sich an einem Vormittag der Enthusiasmus für den jungen Senator in Grenzen. Nur drei Wahlhelfer versuchen, potenzielle Anhänger per Telefon zu erreichen. Andere sitzen einfach nur da. Kein Vergleich zu der Begeisterung, die zum Beispiel Anhänger des Demokraten Bernard "Bernie" Sanders an den Tag legen.

Wahlkampfzentrale von Marco Rubio (Foto: DW)
Gerade nicht gerade viel los: Rubios Wahlkampfzentrale in MiamiBild: DW/M. Soric

Rubios Wahlkampfhelfer wissen: In den jüngsten Umfragen liegt Donald Trump vorn. Das motiviert nicht gerade. Nadkav Naloby verbreitet dennoch Zweckoptimismus: "Barack Obama und George Bush haben das Land gespalten. Rubio kann die Menschen wieder zusammenbringen", sagt der 24-jährige Helfer. Gerade hat er sein Wirtschaftsstudium beendet, will jetzt "etwas Gutes" tun, bevor er sich ins Berufsleben stürzt.

Rubio selbst wirkt bei seinen Wahlkampfauftritten angegriffen und müde. Seine Stimme ist von den vielen Reden dunkel und rau geworden. Doch er ignoriert Aufrufe von Ted Cruz, dem Senator aus Texas, oder dem Geschäftsmann Donald Trump, endlich das Feld zu räumen.

"Glauben Sie nicht den Umfragen" ...

... "Rubio wird gewinnen!" Der 18-jährige John Micelli und seine beiden Freunde Nick Mena und Hans Ohner sind sich da ganz sicher. Alle drei sind noch Schüler in Boca Raton, gut eine Autostunde nördlich von Miami. In diesem Jahr gehen sie zum ersten Mal wählen. Besonders John engagiert sich für die Republikaner. Er hat 25.000 Twitter-Follower, denen er regelmäßig naheliegt, für Rubio zu stimmen. "Cruz ist die schlimmere Version von Trump", erklärt er.

John Micelli (r.) mit Freunden (Foto: DW)
Setzen auf Rubio-Sieg: John Micelli (r.) und seine FreundeBild: DW/M. Soric

Sollte Rubio verlieren, will er den Gouverneur aus Ohio, John Kasich, unterstützen. John Micelli und seine beiden Freunde helfen mit, eine "Debatten-Party" zu organisieren. Der hintere Teil der Sportsbar "Miller's East Boca Ale House" wird reserviert für politisch Interessierte. Etwa drei Dutzend Wähler kommen. Sie verfolgen gemeinsam an mehreren Fernsehschirmen eine Debatte republikanischer Präsidentschaftskandidaten. Kellner bringen Cola, Bier und Hamburger. Die Stimmung ist ausgelassen.

Florida für "Hillary"?

Das gilt auch für die 250 Fans von Hillary Clinton, die mittags in Tampa eine Rede halten soll. Der Saal - groß wie ein Kino - ist abgedunkelt, neben der Bühne spielt eine Band Musik von "Santana". Besonders treue Hillary-Anhänger dürfen sich auf der Bühne in mehreren Reihen aufstellen. Um sie bei Laune zu halten, laufen zwei junge Frauen vor ihnen her und skandieren Wahlslogans. Doch auch die "Einpeitscherinnen" werden müde, nachdem sich Hillary um eine Stunde verspätet.

Auftritt von Hillary Clinton in Florida (Foto: DW)
Routinierter Auftritt in Tampa/Florida: Hillary ClintonBild: DW/M. Soric

Bewegung kommt auf, als lokale Politiker Hillarys Kommen ankündigen. Die 69-jähirge Kandidatin wirkt frisch, spult routiniert ihre Rede herunter, stellt ihren demokratischen Mitbewerber Sanders als "naiv" dar und greift scharf Donald Trump an. In Florida führt "Hillary" vor "Bernie". Afroamerikaner, Latinos und Frauen verschaffen der Favoritin eine solide Mehrheit. Nach einer gut halbstündigen Rede gibt Hillary Autogramme und zieht mit einer langen Wagenkolonne weiter - zum nächsten Wahlkampfauftritt.