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Die faszinierenden Fähigkeiten der Hühner

4. Januar 2017

Haushühner sind alles andere als dumm. Zu dem Ergebnis kommt das Weißbuch einer US-Tierschutzorganisation. Es fasst zahlreiche Verhaltensstudien zusammen und ermahnt uns: Die Tiere verdienen gute Haltungsbedingungen.

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Freilichtmuseum Kommern Hühner
Bild: DW/G. Reucher

Hühner sind erstaunlich gewitzt und bekommen eine Menge davon mit, was in ihrer Welt so vor sich geht. Mit ihren kognitiven und emotionalen Fähigkeiten können sie es dabei durchaus mit Kleinkindern, Primaten oder Rabenvögeln aufnehmen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Weißbuch der US-Tierschutzorganiation "Farm Sanctuary".

Mit ihrer Initiative "The Someone Project" möchte die Organisation darauf aufmerksam machen, dass die Nutztiere, mit denen der Mensch seit Jahrzehntausenden zusammen lebt, eigene Persönlichkeiten haben und Empathie verdienen. Es ist auch ein Appell gegen Massentierhaltung.

Die Verhaltensforscherinnen Lori Morino und Christina M. Colvin haben für ihre Hühner-Meta-Studie zahlreiche Publikationen verschiedener Verhaltensforscher weltweit ausgewertet. Das Ergebnis zeigt, dass sich hinter dem wallnussgroßen Hühnerhirn einiges an Leistung verbirgt.

So seien die Haushühner zu logischen Schlussfolgerungen fähig, die Kinder erst mit etwa sieben Jahren meistern, berichtet Morino in einem Artikel in der Fachzeitschrift "Animal Cognition".

 

Vorstellungsvermögen für Geometrie und Mengen

Nach einer Studie können Küken zum Beispiel rechnen: Die frisch geschlüpften Tiere sind zumindest in der Lage, große von kleinen Mengen zu unterscheiden. Das zeigten Tests mit gelben Plastikeiern.

Zudem seien Hühner in der Lage, sich bis zu drei Minuten lang die Flugbahn eines Balls zu merken. Das entspricht den Fähigkeiten der meisten Primaten in vergleichbaren Versuchen.

Hühner haben ein umfassendes räumliches Vorstellungsvermögen, gepaart mit einer gewissen Multitasking-Fähigkeit. So können sie etwa Futter suchen, freundliche Lebewesen in ihrer unmittelbaren Umgebung wahrnehmen und gleichzeitig den Himmel nach gefährlichen Greifvögeln absuchen.

Ihre wichtigsten Sinnesorgane sind allerdings nicht die Augen, sondern der Schnabel mit einem extrem empfindlichen Geschmacks-, Geruchs- und Gefühlssinn. Eine Verletzung dieses Organs fügt den Tieren große Schmerzen zu.

Empathie und Rollenverständnis

Ein Huhn verfügt über ein gehöriges Maß an Selbstkontrolle. So haben Studien gezeigt, dass die Vögel in der Lage sind, den Schnabel zu halten, wenn das dazu führt, dass sie später besseres Futter erhalten können.

Und Hühner haben ein Bewusstsein über die eigene Stellung in der Gesellschaft. Der eigene Rang in der Hackordnung ist einem Huhn klar. Das heißt: Hühner können über ihr eigenes Sein reflektieren.

Sehr komplex gestaltet sich auch die Kommunikation unter Hühnern. Sie verfügen über 24 verschiedenen Laute und großes Repertoire visueller Zeichen. Sie sind in der Lage, Zeitintervalle wahrzunehmen und auf Geschehnisse in der Zukunft zu schließen. Sie beobachteten und lernen voneinander und werden vom Verhalten ihrer Mütter geprägt.

Auch Mitgefühl ist ihnen nicht fremd. Wurde Glucken gezeigt, dass ein Windstoß den Flaum ihrer Küken zerzauste, entwickelten sie ähnliche Stresssymptome wie der aufgeschreckte Nachwuchs. Demnach sind Hühner fähig zur Empathie - sie können den Standpunkt von Artgenossen einnehmen. Das ist sonst nur von wenigen Arten wie Raben und Primaten bekannt.

Verblüfft hat Forscher auch die Fähigkeit zum Täuschen und Tricksen: Unterlegene Hähne locken Hennen mit dem typischen Gebaren bei gefundenem Futter an. Allerdings verzichten sie dabei auf die sonst üblichen Balzrufe. So machen sie den Alpha-Hahn nicht auf das Stelldichein aufmerksam.

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Massentierhaltung nimmt auf die kognitive- und die Leidensfähigkeit der Tiere kaum RücksichtBild: picture-alliance/dpa/J. Büttner

Das meistverspeiste Nutztier

Das Haushuhn (Gallus gallus domesticus) stammt vom Bankivahuhn ab, einem Wildhuhn aus Südostasien. Von keinem anderen Haustier des Menschen gibt es weltweit mehr Exemplare: Etwa 20 Milliarden Tiere leben unter uns - etwa drei pro Mensch. Geschlachtet werden jährlich mehr als doppelt so viele.

Die meisten der Vögel, die wir Menschen essen stammen aus Massentierhaltungen. In ihrem kurzen Leben sehen viele der Tiere kein Sonnenlicht, können sich nicht artgerecht entwickeln und leiden unter Enge und Verletzungen, die sie sich gegenseitig zufügen. Dies zu ändern, und damit die Intelligenz, den Verstand und die Gefühle der Vögel zu würdigen, die uns so viel zurückgeben, ist damit auch ein Ziel von "The Someone Project."

fs/hf (dpa, animalcognition.org)