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Schlecht für die Wirtschaft, gut für das Klima

20. April 2010

Der Vulkanausbruch, der Europas Flughäfen weitgehend lahm gelegt hat, bringt nicht nur Nachteile. Jeder Flugkilometer, der ausfällt, bedeutet weniger CO2-Ausstoß und eine kleine Entlastung für das Weltklima.

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Ein Jumbo-Jet der amerikanischen Fluggesellschaft Atlas Air startet am 12. Okt. 2004 am Flughafen Düsseldorf (Foto: AP)
Fliegende Flugzeuge sind CO2-SchleudernBild: AP

Die angenehme Ruhe, wenn der Fluglärm ausfällt, ist schon so manchem als positiver Nebeneffekt der "Vulkankrise" aufgefallen. Die positiven Auswirkungen auf das Klima machen sich nicht so leicht oder so schnell bemerkbar. Sie sind aber nicht unerheblich. Jan Burck ist Klimaexperte bei "Germanwatch". Er hat die Emissionen für den europäischen Luftverkehr als Grundlage genommen, um auszurechnen, wie viel von dem schädlichen Treibhausgas Kohlenstoffdioxid, kurz CO2, durch die Flugausfälle eingespart wird. "Man kann ungefähr davon ausgehen, dass weit über eine Million Tonnen CO2 am Tag nicht emittiert werden", rechnet er vor. "Germanwatch" setzt sich beispielsweise für "Klimagerechtigkeit" ein und will die Folgen des Klimawandels reduzieren.

Germanwatch Klimaexperte Jan Burck (Foto: DW)
Germanwatch Klimaexperte Jan BurckBild: DW

"Wenn man diese Einsparungen auf eine Woche hochrechnet", sagt er Klimaexperte, "entspricht das ungefähr den Emissionen von Lettland oder einem Prozent der Emissionen von Deutschland in einem Jahr, das ist schon eine ganze Menge."

Es handelt sich nur um eine Schätzung, betont Burck. In Europa seien schließlich nicht alle Flüge ausgefallen - dafür werden aber die eingesparten Emissionen durch ausgefallene transatlantische Flüge aus den USA und Kanada nicht in die Berechnung mit einbezogen. Insgesamt glaubt "Germanwatch", dass die Schätzung realistisch ist.

Problematisch in besonderer Höhe

Der Flugverkehr ist aus der Klimaperspektive besonders problematisch. Einerseits, sagt Burck, "weil er der am stärksten wachsende Bereich bei den Emissionen ist. Die anderen Sektoren wie Energieproduktion oder Straßenverkehr produzieren immer weniger Kohlenstoffdioxid in Deutschland, aber es besteht die Gefahr, dass die Einsparungen in anderen Sektoren, durch den immer stärker steigenden Luftverkehr in Europa und weltweit aufgefressen werden."

Außerdem sei das Fliegen in einer Höhe von acht bis zehn Kilometern besonders klimaschädlich. "Hier geht es auch um die Erwärmung", erklärt Jan Burck. "Durch gewisse Prozesse in der Atmosphäre hat der Flugverkehr durch die Bildung von Kondensstreifen und Cirrus-Wolken in einer Höhe von acht bis zehn Kilometern eine weitaus höhere Erwärmungswirkung. Also sobald die Flüge über eine gewisse Höhe gehen, werden sie klimaschädlicher.“

Wieder ein Gefühl für Entfernungen

Eurostar-Zug fährt aus dem Tunnel (Foto: AP)
Bessere Klimabilanz als Flugzeuge: ZügeBild: AP

Diejenigen, die trotz des Flugverbots reisen müssen, steigen auf die Bahn oder auf das Auto um. So werden trotzdem Emissionen verursacht. Im Vergleich zum Fliegen stellt das aber immer noch eine große Entlastung für das Klima dar. Eine Tonne CO2 pro Person wird nach Berechnungen der Klimaexperten durch einen Flug von nur 3000 Metern verursacht. Mit dem Auto könnte man sieben Kilometer, mit der Bahn bis zu 20 Kilometer fahren, bevor eine Tonne CO2 in die Luft gestoßen wird.

Germanwatch hofft, dass nun vor allem große Firmen ihre Reisepolitik überdenken und für innereuropäische Reisen auf das Schienennetz umsteigen. So könnte sich die durch den Vulkanausbruch ausgelöste Flugkrise auch nachhaltig auf das Reiseverhalten von Firmen und Privatpersonen auswirken.

Im Zeichen des Klimawandels würde Jan Burck es begrüßen, wenn die Urlauber auch ihre Lieblingsziele überdenken würden. "Insgesamt finde ich es ganz spannend, dass Menschen durch diese Krise wieder das Gefühl für Entfernung bekommen", sagt der Klimaschützer. Es sei eben nicht normal, dass man 8000 Kilometer in drei bis vier Stunden überwinden kann. "Die Welt ist groß und es dauert sehr viel Zeit, Entfernungen zurückzulegen."

Autor: Irene Quaile
Redaktion: Nicole Scherschun