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Schlinge um Armstrongs Hals

Joscha Weber (mit dpa/sid)17. Oktober 2012

Einst war er unantastbar, im Peloton der Radprofis wie auch als gesellschaftlicher Held. Eine Reihe Sponsoren hat Lance Armstrong jetzt fallengelassen. Am Montag entscheidet die UCI in seinem Fall.

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Der US-amerikanische Radprofi Lance Armstrong fährt während der 15. Etappe der Tour de France 2009 (Foto: dpa)
Lance ArmstrongBild: picture-alliance/dpa

Erst belasteten ihn zwei Dutzend Ex-Kollegen und Wegbegleiter, jetzt kündigt ihm sein langjähriger Sponsor. Schon bevor der Weltradsportverband UCI am Montag (22.10.2012) seine Entscheidung im Fall Armstrong verkünden wird, steht der (noch) siebenfache Toursieger vor dem Scherbenhaufen seiner Karriere. Die Doping-Enthüllungen der US-Anti-Doping-Agentur USADA haben mittlerweile weitreichende Konsequenzen für Lance Armstrong.

Nike macht Rolle rückwärts

Noch vor einer Woche hatte der amerikanische Sportartikelhersteller Nike in einem Statement geschrieben: "Nike plant, die Zusammenarbeit mit Lance und seiner Stiftung fortzusetzen. Er hat seine Unschuld beteuert und ist standhaft bei seiner Meinung geblieben." Jetzt hat der Konzern seine Meinung geändert. "Aufgrund der offenbar unüberwindbaren Hinweise, dass Lance Armstrong Dopingpraktiken angewandt und Nike über mehr als ein Jahrzehnt getäuscht hat, haben wir mit großem Bedauern den Vertrag mit ihm aufgelöst", ließ der langjährige Sponsor Armstrongs wissen.

Der US-Amerikaner Lance Armstrong (l) vom Team US Postal Service ist auf der 18. Etappe der Tour de France 2004 unterwegs und schaut sich nach seinem Kontrahenten Jan Ullrich, der das Hauptfeld anführt, um. (Foto: dpa)
Einst der Leader, heute der Gejagte: Lance Armstrong scheint zunehmend isoliertBild: picture-alliance/dpa

Die Kündigung von Nike kam nahezu gleichzeitig mit Armstrongs Ankündigung, als Vorsitzender seiner populären Krebsstiftung Livestrong zurückzutreten. Armstrong will mit diesem Schritt mögliche Imageschäden von der Organisation fernhalten, erklärte der des Dopings beschuldigte Superstar. Die von Armstrong begründete Stiftung feiert in diesen Tagen ihr 15-jähriges Bestehen und nahm im Vorjahr knapp 39 Millionen Euro Spenden ein. Armstrong will aber weiter im 15-köpfigen Aufsichtsrat vertreten sein, seine Aufgaben als Vorsitzender übernimmt der bisherige Vize Jeff Garvey.

Hamilton rechnet mit Armstrongs Geständnis

Die schlechten Nachrichten für Armstrong rissen damit jedoch nicht ab: Auch die Brauerei Anheuser-Busch, Armstrongs Radsponsor Trek sowie die Fitnessstudio-Kette 24 Hour Fitness kündigten ihre Partnerschaft mit Armstrong auf: "Trek ist enttäuscht von den Erkenntnissen des USADA-Berichts über Lance Armstrong", teilte das Unternehmen mit. Außerdem berichteten US-Medien, dass auch die Energy-Drink-Marke FRS sowie der Riegel-Produzent Honey Stinger Armstrong den Rücken kehren. Die Werbeikone Lance Armstrong scheint Geschichte.

Armstrongs ehemaliger Mannschaftskollege Tyler Hamilton glaubt angesichts des wachsenden öffentlichen Druckes an ein baldiges Geständnis von Lance Armstrong. "Ich wäre überrascht, wenn er es nicht eines Tages zugeben würde", sagte Hamilton, dem wegen Dopings das Olympiagold von 2004 aberkannt worden war. Ein Geständnis werde zwar Konsequenzen für Armstrong haben, aber langfristig werde er davon profitieren. "Die Menschen werden ihm vergeben", glaubt Armstrongs ehemaliger Gefährte. Ein solcher Befreiungsschlag könnte für Armstrong allerdings auch erhebliche finanzielle Folgen haben, denn bei einem Geständnis erwarten Experten hohe Schadensersatzklagen von Sponsoren und Rennveranstaltern.