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Schmucker: Syrien-Mission "wird lange dauern"

Christian Ignatzi18. September 2013

Sollte Syrien tatsächlich sein Chemiewaffenarsenal für UN-Inspektionen öffnen, wartet auf die Experten eine schwierige Aufgabe. Ex-Waffeninspektor Robert Schmucker berichtet über seine Erfahrungen.

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Abgefeuerte Rakete in Syrien (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

DW: Sie haben zwischen 1995 und 1998 als UN-Waffeninspektor im Irak gearbeitet. Dort waren Sie in vielen Fabriken, die im Verdacht standen, Raketentechnik herzustellen. Woher wussten Sie, wo Sie suchen mussten?

Robert Schmucker: Die irakische Regierung gab uns diese Informationen. Wir sind in die verschiedene Zentren gegangen und haben die Gegebenheiten mit den Angaben der Regierung abgeglichen.

Wie kamen Sie in den Fabriken an Hinweise, wo sich Waffen befinden könnten?

Hinweise bekamen wir von den Arbeitern. Wir mussten schauen, wo etwas sein könnte. Das ist detektivische Arbeit. Man muss nach Informationen suchen und sie bewerten. Dann muss man sie in das Bild, das man hat, einbauen. Die Arbeit ist mühsam, aber wenn gute Leute dabei sind, die das sorgfältig machen, kann man die Frage nach verbotenen Waffen weitgehend aufklären.

Robert Schmucker (Foto: picture-alliance/dpa)
Robert SchmuckerBild: picture-alliance/dpa

Wie lief eine Inspektion in einer Fabrik ab?

Wenn wir in eine Fabrik kamen, gingen wir durch und schauten uns an, was dort gemacht wird. In erster Linie waren wir darauf angewiesen, was uns die Arbeiter erklärt haben.

Wie frei waren Sie in der Auswahl der Orte, die sie inspizierten?

Wir schauten überraschend in irgendeiner Fabrik vorbei, damit die Arbeiter dort möglichst wenig Zeit hatten, um etwas wegzuräumen. Oft änderten wir unsere Route kurzfristig. Viel verstecken konnten sie also nicht. Einmal ist es mir aber passiert, dass ich in einer Fabrik verdächtige Teile gefunden hatte. Ich ging zurück, um unsere Gruppe darauf aufmerksam zu machen. Als wir wieder in die Fabrik kamen, waren die Teile alle weg. Damals wurden im Irak ja sogar Flugzeuge im Wüstensand eingegraben, um sie zu verstecken. So etwas findet man nur durch Hinweise heraus.

Kann man einem Diktator glauben, wenn er Informationen gibt?

Nein. Aber wenn es gelingt, einen guten Kontakt zu seinen Leuten aufzubauen, kann eine zwischenmenschliche Beziehung entstehen, die dabei hilft, an mehr Informationen zu kommen.

Wann wird es in Syrien eine effektive Rüstungskontrolle geben?

Das wird sicher lange dauern. Es wird einiges versteckt werden. Auch wird das Regime wieder Bedingungen stellen. Wir dürfen außerdem nicht die schützende Hand Russlands vergessen. Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass wir so weit kommen, einen Großteil der Waffen zu vernichten.

Robert Schmucker ist Professor für Raumfahrttechnik an der Technischen Universität München. Als UN-Inspektor untersuchte er im von Saddam Husseins beherrschten Irak Fabriken und fand Hinweise auf ein umfangreiches Raketenprogramm.