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Zehn Tote bei Protesten in Niger

18. Januar 2015

Im afrikanischen Niger hat die Wut der Muslime über die Mohammed-Karikatur in "Charlie Hebdo" schon mindestens zehn Menschen das Leben gekostet. Im Iran wird im Kampf gegen das Satireblatt gleich eine Zeitung verboten.

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Demonstrant in Nigers Hauptstadt Niamey mit dem Schild: "Ich bin nicht Charlie" (Foto: Reuters/T.Djibo)
Eindeutige Aussage eines Demonstranten in Nigers Hauptstadt Niamey: "Ich bin nicht Charlie"Bild: Reuters/T.Djibo

Bei Protesten gegen die Mohammed-Karikatur auf dem Titel der neuen "Charlie Hebdo"-Ausgabe sind in Niger innerhalb von zwei Tagen mindestens zehn Menschen getötet worden. Diese Zahl nannte Präsident Mahamadou Issoufou. Demnach starben allein am Samstag fünf Menschen in Nigers Hauptstadt Niamey. Unter anderem wurden zwei verkohlte Leichen in einer niedergebrannten Kirche entdeckt. Zudem sei eine tote Frau in einer Gaststätte gefunden worden, hieß es von Behördenseite. Sie sei vermutlich an Tränengas und Rauch erstickt. Am Freitag waren in Zinder, der zweitgrößten Stadt der ehemaligen französischen Kolonie, fünf Menschen bei Protesten umgekommen.

Neue Demonstrationen angekündigt

Mindestens sechs Kirchen wurden angezündet oder geplündert. Am Nachmittag beruhigte sich die Lage. Oppositionsgruppen riefen jedoch für diesen Sonntag zu einer neuen Demonstration auf, was abermals für Spannungen sorgen könnte. Auch in anderen muslimisch geprägten Ländern wurde gegen das französische Satireblatt "Charlie Hebdo" protestiert.

Proteste gegen die Mohammed-Karikatur in "Charlie Hebdo" in der Stadt Zinder im Niger (Foto: STR/AFP/Getty Images)
Proteste gegen die Mohammed-Karikatur in "Charlie Hebdo" in Zinder, der zweitgrößten Stadt des NigerBild: STR/AFP/Getty Images

Im Iran wurde wegen des Abdrucks des Slogans "Ich bin Charlie" eine Zeitung verboten. Das für kulturelle Angelegenheiten und Medien zuständige Gericht in der Islamischen Republik habe das Erscheinen der Zeitung "Mardom-e Emrus" untersagt, sagte deren Direktor Ahmed Sattari der Nachrichtenagentur Irna. Das Gericht habe eine Überschrift und ein Bild in seinem Blatt als "beleidigend" eingestuft.

Iran: George Clooney als Stein des Anstoßes

"Mardom-e Emrus" ("Leute von heute") hatte auf seiner Titelseite ein Foto des US-Schauspielers George Clooney und neben ihm die Worte "Clooney: 'Ich bin Charlie'" gedruckt. Clooney, der auch im Iran sehr populär ist, hatte sich mit dem Slogan der Satirezeitung solidarisch erklärt, als er am vergangenen Sonntag in Los Angeles den Filmpreis Golden Globe für sein Lebenswerk erhielt. Islamistische Attentäter hatten vor anderthalb Wochen bei einem Angriff auf "Charlie Hebdo" und auf ihrer anschließenden Flucht zwölf Menschen erschossen.

"Mardom-e Emrus"-Chefredakteur Mohammed Ghuschani sagte nach Angaben der iranischen Nachrichtenwebsite "nasimonline.ir", die Zeitung sei verboten worden, weil sie "etwas mit Verbindung zu 'Charlie Hebdo'" gedruckt habe. Der Angriff auf die Satirezeitung in Paris war von der iranischen Führung verurteilt worden. Allerdings verurteilte Teheran auch, dass in der auf den Anschlag folgenden Ausgabe eine Karikatur des Propheten Mohammed auf der Titelseite war. Nach Ansicht vieler Muslime sind Mohammed-Darstellungen generell verboten.

sti/wl (ape, afp, dpa, rtr)