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Lupenreine Freunde

29. April 2014

Der Ort: St. Petersburg. Der Anlass: eine nachträgliche Geburtstagsfeier. Und dann: dieses Foto. Mitten in der Ukraine-Krise fallen sich Altbundeskanzler Schröder und der russische Präsident Putin um den Hals.

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Putin trifft Schröder
Bild: picture-alliance/dpa

Die Deutsche Presse-Agentur berichtete unter Bezugnahme auf russische Medien über das Treffen, doch zum Beleg verbreitete die Agentur auch ein Foto der pikanten Begegnung. Altkanzler Gerhard Schröder habe inmitten der Ukraine-Krise mit Kremlchef Wladimir Putin seinen 70. Geburtstag im russischen St. Petersburg nachgefeiert. Putins Wagenkolonne sei am Abend am Jussupow-Palais in der einstigen Zarenhauptstadt vorgefahren, berichtete das Internetportal fontanka.ru am Montagabend. Schröder und Putin gelten als enge Freunde.

Empfang der Nord Stream AG

Bei der Feier handelte es sich den Angaben zufolge um einen Empfang der Nord Stream AG. Schröder ist Vorsitzender des Aktionärsausschusses des Unternehmens, das die gleichnamige Ostsee-Pipeline betreibt und vom russischen Staatskonzern Gazprom dominiert wird. Gazprom-Chef Alexej Miller war Berichten zufolge ebenfalls unter den Gästen. Auch Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) hat angeblich an dem Empfang teilgenommen.

Der Altkanzler muss sich bis zum heutigen Tage seine Einlassung, der russische Präsident sei ein "lupenreiner Demokrat", vorhalten lassen. Dass er sich nach seiner Regierungszeit noch als Lobby-Vertreter der russischen Industrie einspannen ließ, hat dem Sozialdemokraten ebenfalls Kritik und Häme eingebracht.

Schröder war zuletzt Anfang März bei einer Veranstaltung der Wochenzeitung "Die Zeit" auf die Krim-Krise angesprochen worden. Russland verstoße gegen das Völkerrecht, erklärte er. Aber: Er selbst habe als Kanzler beim Jugoslawienkonflikt ebenfalls gegen das Völkerrecht verstoßen. Er habe 1999 Tornados auf den Balkan schicken lassen, die sich am Nato-Bombardement beteiligt hätten, "ohne dass es einen Sicherheitsratsbeschluss gegeben hätte". Allerdings ging es damals um eine Militärintervention, um das Morden im Kosovo zu beenden.

Buchvorstellung mit Gerhard Schröder
Stilisiert sich gern als Macher: Altkanzler Gerhard SchröderBild: picture-alliance/dpa

Für seine Äußerung wurde Schröder scharf kritisiert. Im ZDF erklärte Schröder anschließend, Deutschland habe eine historische Verantwortung, da 25 Millionen Russen durch Nazi-Deutschland ihr Leben verloren hätten. Er halte es für fatal, wenn Vergleiche zwischen Putin einerseits und Adolf Hitler andererseits angestellt würden. Finanzminister Wolfgang Schäuble hatte einen solchen Vergleich unternommen.

Vor zehn Jahren noch Kosakenchor

Zum 60. Geburtstag des damaligen Bundeskanzlers hatte der russische Präsident einen ganzen Kosakenchor mitgebracht. 400 hochkarätige Gäste gaben sich 2004 in Hannover ein Stelldichein, Scharfschützen sicherten das Terrain. Sein Umfeld hatte zu Schröders 70. Geburtstag betont, dass sowohl eine SPD-Feier im Restaurant von Sarah Wiener in Berlin als auch ein Empfang der Stadt Hannover für ihren Ehrenbürger am Tag darauf ohne internationale Gäste geplant waren. Im Mai soll noch ein Essen bei Bundespräsident Joachim Gauck folgen.

"Ich nehme ihm ab...."

In einem im Februar erschienen Interview-Buch geht es natürlich auch wieder um den "lupenreinen Demokraten", jene Beschreibung Putins, die Schröder anhaftet wie wenig anderes. "Ich nehme ihm ab, dass eine funktionierende Demokratie und ein stabiles Staatswesen seine Ziele sind", sagt der Altkanzler in dem Buch. Und räumt ein, dass die Übernahme des Aufsichtsratsvorsitzes beim Gasprojekt NordStream nach Ende der Kanzlerschaft vielleicht etwas zu rasch gekommen sei.

ml/rb/sc (dpa, afp)