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Neuer PEN in Berlin

7. Juni 2022

Nach dem Eklat um die PEN-Tagung im Mai und dem Rücktritt des Präsidenten Deniz Yücel wollen mehr als 200 deutsche Schriftstellerinnen und Schriftsteller in Berlin einen neuen PEN gründen.

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Deniz Yücel spricht in ein Mikrofon
Deniz Yücel im Mai 2022Bild: Martin Schutt/dpa/picture alliance

Die Mitgliederversammlung des deutschen PEN-Zentrums in Gotha im Mai 2022 endete mit einem großen Knall: Nach einem Streit um Beleidigungen, Mobbingvorwürfe und den Umgangston innerhalb der Führungsriege schmiss Deniz Yücel das Amt des Präsidenten hin. Zuvor hatte er das PEN-Zentrum als "Bratwurstbude" bezeichnet, die zur Mehrheit aus "selbstbezogenen kleinen Wichtigtuern" bestehe. Seit Yücels Weggang führt der österreichische Schriftsteller Josef Haslinger den Verband als Interimspräsident.

Nun wollen mehr als 200 in Deutschland lebende Autorinnen und Autoren am kommenden Freitag in Berlin einen neuen Schriftstellerverband PEN gründen. Damit bekommt das PEN-Zentrum Deutschland, das nach eigenen Angaben bislang etwa 770 Mitglieder zählt, starke Konkurrenz.

Neuer PEN: "zeitgemäß und divers"

In der in Berlin verbreiteten Ankündigung des neuen Clubs heißt es: "Wir wollen einen neuen, zeitgemäßen und diversen PEN, in dem sich auf Deutsch schreibende oder in Deutschland lebende Schriftsteller:innen und Übersetzer:innen aller literarischen und publizistischen Genres zusammenfinden."

Der neue PEN werde gebraucht und müsse unabhängig von Herkunft und Haltung Missstände anprangern und denjenigen helfen, die in ihrer freien Meinungsäußerung bedroht würden. Das alles "ohne Präsident:innen und andere Titel, mit einem paritätischen Board an der Spitze". Da die Freiheit des Wortes weltweit zunehmend bedroht sei, liege der Fokus des neuen Verbandes auf der materiellen und ideellen Unterstützung verfolgter Kolleginnen und Kollegen. 

"Im Geiste Berlins"

Der neue PEN sehe sich als eine Nichtregierungsorganisation, die sich den Idealen der Aufklärung, der Meinungsvielfalt, der Toleranz und der Solidarität verpflichte und "im Geiste unserer Namensgeberin Berlin, der Vielsprachigen", für Offenheit und für die Überwindung von Grenzen stehe.

Laut Josef Haslinger, dem Interimspräsidenten des PEN-Zentrums, sei eine solche Neugründung prinzipiell möglich, sie müsse jedoch vom internationalen PEN anerkannt werden. Dessen Präsidiumsmitglieder beraten zu dem Thema. 

"Bereicherung" der PEN-Arbeit

Die Generalsekretärin des deutschen PEN-Zentrums, Claudia Guderian, sagte am Dienstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa), dass sie die angekündigte Neugründung einer Autorenvereinigung als Ergänzung der eigenen Arbeit betrachte. "Wir sehen das als Bereicherung der Arbeit des PEN in dem Bemühen, uns neu aufzustellen", so Guderian. Man wolle den Kontakt suchen. Die Autoren, die sich zu der Neugründung bekannt hätten, seien überwiegend weiter auch Mitglieder im PEN. Es habe nur sehr wenige Austritte gegeben. Darüber hinaus habe jeder die Freiheit, einen Verein zu gründen. 

Unter den 232 Gründungsmitgliedern sind unter anderem Nora Bossong, Katja Lange-Müller, Christian Berkel, Hanns Zischler, Wladimir Kaminer, Daniel Kehlmann, Seyran Ateş, Imran Ayata, Jens Bisky, Diedrich Diederichsen, Svenja Flaßpöhler, Michel Friedman, Hanns Zischler, Feridun Zaimoglu und ... Deniz Yücel.

pj/ka/bb (epd/kna/dpa/tagesspiegel.de)