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Schuld und Schulden

Silke Arning/(fro)4. April 2002

Im Herbst 1997 wollte die Wahrheitskommission in Südafrika auch die Rolle der Privatwirtschaft aufarbeiten. Die im Apartheidsstaat aktiven Konzerne wurden zu einer Spezialanhörung eingeladen. Doch sie kamen nicht.

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Zentralverriegelung bei MercedesBild: DW

Nicht ein einziger Firmenvertreter ist erschienen. Die Bemühungen dauern an, die "global players" an ihre Verantwortung für ihr Verhalten zu Zeiten der Apartheid zu erinnern.

Internationale Kampagne sucht das Gespräch

Vertreter der internationalen Kampagne für Entschädigung und Entschuldung im südlichen Afrika reisen bis vor die Haustür der Konzernzentralen. Eine der Türen, an die es zu klopfen gilt, ist in Stuttgart zu finden. Dort ist die Zentrale von DaimlerChrysler, einem Unternehmen, das in Südafrika vor der Aufhebung der Rassentrennung besonders aktiv war. Die Mitglieder der Kampagne wollen nicht anklagen – sie wollen lediglich ins Gespräch kommen.

Die Frage ist nach wie vor: Darf und soll sich ein Unternehmen in einem Land engagieren, in dem eine rassistische, menschenfeindliche Regierung das Sagen hat? Mehr als 300 Firmen waren während der Apartheid in Südafrika aktiv. Siemens, Bayer, Mannesmann, Hoechst - allen voran Daimler. Der Konzern habe mit seinen Geschäften erheblich dazu beigetragen, den Apartheidsstaat zu stützen und militärisch auszurüsten, sagt Theo Kneifel von KASA, der kirchlichen Arbeitsstelle südliches Afrika in Heidelberg. Zum Beispiel durch seine Lieferung von Rüstungsgütern und Fahrzeugen wie Unimogs und Transportern an die Polizei.

Forderung nach Entschädigung

Kneifel geht es um die Entschädigung der Apartheidopfer - und nicht nur der in Südafrika. Nachbarländer wie Mosambik oder Sambia leisteten Widerstand gegen den Apartheidterror und wurden dadurch in den wirtschaftlichen Ruin getrieben. Sie wurden bombardiert, die Infrastruktur und der Handel zerstört und viele Menschen durch Landminen verletzt. Noch heute leiden die ehemaligen Frontstaaten unter der Last der Kriegsschulden.

Stuttgart
Bild: DW

Diese Länder haben ein Recht auf Entschuldung, fordern die Kampagnenvertreter. Die deutschen Firmen, die damals in das Apartheidsregime verwickelt waren, können und sollten dazu ihren Beitrag leisten, meint Theo Kneifel. Sie haben schließlich gute Gewinne gemacht, betont er. Außerdem gehe es darum, Wiederholungszwänge zu vermeiden: "Jürgen Schrempp, der Vorsitzende von DaimlerChrysler, der ja damals in Südafrika an entscheidender Stelle von Mercedes-Benz mitgewirkt hat und auch dafür eingetreten ist, dass Daimler-Benz in Südafrika geblieben ist, behauptet immer noch, dass es moralisch korrekt war, nicht nur in Südafrika zu bleiben, sondern das Südafrika-Geschäft sogar auszuweiten. Wir fordern DaimlerChrysler auf, sich dieser Debatte öffentlich zu stellen.

Nach Stuttgart waren die Kampagnen-Vertreter gekommen, um mit Jürgen Schrempp eben diese neue öffentliche Debatte zu suchen. Ein Gespräch mit dem DaimlerChrysler-Chef kam bis jetzt jedoch nicht zustande.