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Schwarzmarkt auf dem Grünen Hügel

26. Juli 2010

Eine Karte für die Bayreuther Festspiele zu bekommen, ist für viele ein Ding der Unmöglichkeit. Aber vielleicht gibt es da doch den einen oder anderen Weg zu den wohl begehrtesten Opernkarten der Welt.

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Besucher und Schaulustige vor dem Festspielhaus in Bayreuth (Foto: AP Photo/Christof Stache)
Bild: AP

Kerstin Hall aus Hamburg strahlt. Heute Abend geht ein Traum in Erfüllung: Zum ersten Mal darf sie feierlich den Grünen Hügel hinaufgehen und ihren ersten Bayreuther Wagner-Abend genießen.


Ein langer Weg

"Ich habe seit 1991 versucht per Vorbestellung, geduldig in der Warteschleife, jedes Jahr zwei Karten für irgendeine Aufführung in Bayreuth zu bekommen, "Tristan" oder den "Ring", berichtet die Hamburgerin. Und jedes Jahr flatterte eine Absage ins Brieffach: "Leider wären keine Karten mehr da". Irgendwann hat Kerstin die Hoffnung aufgegeben und es eben auf einem anderen Weg versucht. "Wenn mir nicht eine nette Bekannte und ein sehr freundlicher Schwarzhändler geholfen hätten, wäre ich nicht in meinem geliebten Bayreuth, in dieser wunderbaren Stadt gewesen", gibt sie zu Protokoll.

Der Mann mit dem Fahrrad

Ein Richard-Wagner-Fan, der sich selber "Humor Schorsch" nennt (Foto: AP Photo/Christof Stache)
Richard-Wagner-FanBild: AP

Schon um 7 Uhr morgens steht Ulrich Gössele vor dem Festspielhaus. Wenn das Kartenbüro um halb zwei öffnet, ist er der Dritte. Dann kann man noch einige Stunden mit der Kartendame plaudern in der Hoffnung, dass Karten zurück gegeben werden. "Vor zwei bis drei Jahren sind wir genauso hier angestanden, und dann fragte die Dame: Will jemand Karten für den "Holländer"? Und die habe ich dann gekriegt", erinnert er sich begeistert an den Treffer. Und wenn es nicht klappt? Da hat er einen heißen Tipp: "Da, seht ihr das Fahrrad und den Herrn mit dem schwarzen Hemd. Das ist ein berühmter Schwarzhändler hier", verrät er Bayreuther Geheimnisse.

Der Schwarzhändler lehnt sich an eine Säule des Festspielhauses. In der Hand hat er, wie so viele hier, ein Schild "Suche Karte". Er braucht diese Karte aber nicht etwa, um selbst ins Festspielhaus zu kommen, sondern er versucht, eine zum normalen Preis zu ergattern, um sie dann viel teurer – für das Drei- bis Vierfache – weiter zu verkaufen.

Zu viele Wagnerianer und zu wenig Karten

Bayreuth Schauspielhaus (Foto: AP Photo/Frank Boxler)
Wagnerianer in BayreuthBild: AP

Keine 20 Meter Luftlinie von dem Mann und seinem Fahrrad entfernt sitzt der Pressesprecher Peter Emmerich in seinem Büro und erklärt: "Es ist immer noch ein Missverhältnis zwischen dem Kartenangebot, was wir haben (es sind 53.900 Plätze, die wir vergeben können) und dem Bedarf an Plätzen, die angemeldet werden, nämlich den Kartenbestellungen, und das sind fast eine halbe Million."

Das Festspielhaus missbilligt den Schwarzen Markt natürlich, kann aber kaum was dagegen tun. "Wir sind aber nicht so blauäugig um zu glauben, dass wir mit paar Kontrollen oder mit Namenseindruck auf der Karte diesen Markt verhindern können. Also müssen wir wohl oder übel damit auch leben."

Peter vom Hotel an der Post

Der Mann mit dem Fahrrad hat einen guten Tipp für uns Kartensuchende: eine Adresse in einem benachbarten Dorf, ein kleines Hotel. Peter, der Chef des Hauses, ist leicht verlegen. Er mache sonst so was nie, versichert er, es sei aber ein Gast nicht angereist, der ein Paket – Festspielbesuch und Übernachtung – gebucht habe. Und da ist die Karte. Der offizielle Preis: 120 Euro. Jetzt kostet sie das Dreifache. Verglichen mit den Preisen, die bei "ebay" schon mal verlangt werden, ist das immer noch günstig.

Autor: Anastassia Boutsko
Redakteurin: Gudrun Stegen