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Schweden ehrt in China inhaftierten Verleger

15. November 2019

Trotz Drohungen aus Peking wurde der in China geborene schwedische Publizist Gui Minhai mit dem Tucholsky-Preis ausgezeichnet. Der Geehrte wird seit Jahren festgehalten und befindet sich an einem unbekannten Ort.

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Hongkong Protest
Unterstützer von Gui Minhai protestieren vor dem chinesischen Verbindungsbüro in Hongkong (Archivbild)Bild: Reuters/B. Yip

Auf der Bühne in Stockholm stand am Freitagabend nur ein leerer Stuhl, mit dem Gui Minhais Abwesenheit symbolisiert werden sollte. Wo genau in China sich der 55-Jährige befindet, ist unklar. Genauso wie die Frage, ob er überhaupt von der Preisverleihung weiß. Umso wichtiger war es der schwedischen Sektion des PEN-Clubs, die den Tucholsky-Preis verleiht, Gui Minhais "unermüdliche Arbeit für das freie Wort" zu ehren.

Der in China geborene Publizist, der heute nur noch die schwedische Staatsbürgerschaft besitzt, ist einer von fünf Verlegern aus Hongkong, die politisch heikle Bücher über China herausgegeben und vertrieben hatten, bis sie 2015 unter merkwürdigen Umständen verschwanden und später in China auftauchten. Bis auf Gui Minhai sind alle wieder auf freiem Fuß. In seinem Fall waren die Behörden weniger nachgiebig.

Während eines Urlaubs in Thailand war Gui Minhai erstmals verschwunden. Damals wurde er mutmaßlich vom chinesischen Geheimdienst nach China verschleppt, wo er bis zum Herbst 2017 in Haft saß. 2018 - nur drei Monate nach seiner Freilassung - wurde Gui Minhai in einem Zug nach Peking erneut festgenommen, obwohl er in Begleitung von zwei schwedischen Diplomaten war.

Amanda Lind
Die schwedische Kulturministerin Amanda Lind bei der Preisverleihung in StockholmBild: picture-alliance/TT NEWS AGENCY/F. Sandberg

Die einzigen Lebenszeichen, die seitdem veröffentlicht wurden, sind Videos, in denen er sich unter anderem der Verwicklung in einen tödlichen Verkehrsunfall und des Schmuggels verbotener Bücher schuldig bekennt. Freunde Gui Minhais vermuten, dass die Geständnisse unter Druck zustande kamen.

Die Aufmerksamkeit, die seinem Fall nun wieder zuteil wird, gefällt der Führung in Peking erwartungsgemäß wenig. Der chinesische Botschafter in Schweden hatte bereits vor der Preisverleihung auf der offiziellen Webseite der chinesischen Vertretung mit "Gegenmaßnahmen" gedroht und später vor einer Teilnahme schwedischer Regierungsvertreter an der Zeremonie gewarnt.

Kulturministerin Amanda Lind wies diese Drohung zurück und verkündete auf der Bühne: "Diejenigen an der Macht sollten sich niemals die Freiheit nehmen, die Meinungsfreiheit anzugreifen." Die schwedische Sektion der internationalen Schriftstellervereinigung PEN verleiht den nach dem deutschen Schriftsteller Kurt Tucholsky (1890-1935) benannten Preis seit 1984 an verfolgte Schriftsteller. Er ist mit rund 14.000 Euro dotiert. 

djo/qu (afp, dpa)