Schwerer Rückschlag für Walschützer
19. Juni 2006Mit der knappen Mehrheit von 33 zu 32 stimmten die Delegierten am Sonntag (18.6.06) auf der Jahrestagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) für eine Resolution, in der die Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs gefordert wird. Die knappe Mehrheit reicht allerdings nicht aus, um das seit 1986 geltende Moratorium zu kippen. Dafür wäre eine Drei-Viertel-Mehrheit notwendig. Dennoch waren die Walschützer geschockt über die Niederlage und sprachen vom Angang vom Ende des Walschutzes.
Weit reichende Argumentation
Die Resolution wurde von sechs karibischen Staaten eingebracht und von den wichtigen Walfangbefürwortern Japan, Norwegen, Island und Russland mitunterzeichnet. In der Entschließung heißt es, das Moratorium für den kommerziellen Walfang sei nicht mehr länger nötig. In der Resolution von St. Kitts und Nevis ist unter anderem davon die Rede, dass sich der IWC künftig nicht um den Schutz der Meerssäuger, sondern um die Kontrolle des kommerziellen Walfangs kümmern soll.
Zudem trage die Nutzung von Walen zur Reduzierung von Armut bei. Es gäbe keine weitere Notwendigkeit für den Fortbestand des kommerziellen Walfangverbotes. Des weiteren wird die IWC scharf kritisiert, es nicht vollbracht zu haben, das Bewirtschaftungsverfahren für Walbestände fertigzustellen und einzusetzen.
Außerdem wird in dem Dokument festgestellt, dass Wale große Mengen Fisch fressen. Dementsprechend habe das "Management von Walen" große Bedeutung für die Ernährung von Küstenregionen.
Nur eine Frage der Zeit
Schon vor dem Beginn der Tagung war befürchtet worden, dass es zu dieser Wendung kommen würde. Die IWC ist seit Jahren in zwei Lager gespalten, in das der Befürworter und das der Gegner des kommerziellen Walfangs.
Die Abstimmung markiert nach Einschätzung von Beobachtern eine bedeutende Machtverschiebung zugunsten der Befürworter des kommerziellen Walfangs. "Es ist der erste große Rückschlag für die Walfanggegner seit Jahren. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann das kommerzielle Fangverbot fällt", sagte ein Sprecher der japanischen Delegation, Glenn Inwood. Japan zählt zu den entschiedensten Befürwortern des Walfangs.
Japan kauft Stimmen
Der kommerzielle Walfang ist seit dem vor zwei Jahrzehnten
verhängten weltweiten Moratorium größtenteils verboten. Norwegen setzt sich offen über das Verbot hinweg, Japan und Island töten Wale und berufen sich dabei auf Forschungszwecke. Kritiker halten das Argument für vorgeschoben. Zusammen töten die drei Staaten jährlich etwa 2000 Wale.
Seit Jahren hat Japan mit Entwicklungshilfe arme Länder beeinflusst, um deren Stimmen zu kaufen. Nach Ansicht von Stefanie Werner von Greenpeace ist mit der Abstimmung vom Sonntagabend der Bruch in der ICW perfekt. Der Vertreter Australiens habe die Abstimmung als Selbstmorderklärung der Konferenz bezeichnet.
Weitere Abstimmungen
Die fünftägige Jahrestagung der IWC in Frigate Bay auf St. Kitts dauert noch bis Dienstag. Begonnen hatte die Tagung in dem Karibikstaat mit mehreren Abstimmungsniederlagen der Befürworter des Walfangs. Die Delegationen lehnten am Freitag mit 32 gegen 30 Stimmen die Wiederzulassung der Jagd auf Delfine und Schweinswale ab. Bei der zweiten Abstimmung wurde mit 33 gegen 30 Stimmen der japanische Antrag abgelehnt, künftige Entscheidungen in geheimer Abstimmung zu treffen. Am Samstag fiel der Antrag durch, Fischern im japanischen Küstenort Taiji die Jagd auf Zwergwale zu gestatten. (kas)