Schönheitskur für Augustus-Mausoleum
23. Mai 2017Wenn es nach dem Willen der Behörden geht, soll das Augustus-Mausoleum in der Nähe des Tiber und der Spanischen Treppe bis 2019 wiedereröffnen. Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi wünscht sich, dass so der Stadt ein Stück Lebensqualität wiedergegeben wird. Der Ort soll ein Treffpunkt für Römer und Touristen werden.
Größtes Rundgrab der Antike
Augustus, der als Gaius Octavius im Jahr 63 vor Christus geboren wurde, war der Nachfolger seines Großonkels Gaius Iulius Caesar. Nach der Ermordung des Feldherren und Diktators besiegte er dessen Widersacher, sicherte sich die Alleinherrschaft und leitete bis zu seinem Tod im Jahr 14 nach Christus die Geschicke Roms.
Im Mittelalter baute die Adelsfamilie Colonna es zur Burg um, Kardinal Francesco Soderini legte dort ein Renaissance-Gärtlein an und beherbergte politische Flüchtlinge aus Florenz. Später wurde der Ort zu einer Art Stierkampfarena für die Volksbelustigung "Giostra della Bufala"; nachdem Papst Pius VIII. dem derben Treiben 1829 ein Ende setzte, gab es dort Feuerwerksdarbietungen, dann wurde Theater veranstaltet, und schließlich wurde das Mausoleum zum Konzerthaus. Toscanini dirigierte hier Wagner, mitten im Ersten Weltkrieg.
Erst 1936 mit der Schließung des Auditoriums wurde es still um das Mausoleum, das sich selbst überlassen wurde. Es galt als Beispiel für Italiens Versagen, sein kulturelles Erbe zu erhalten. Im Jahr 2014, dem 2000. Todesjahr des Kaisers, gab es nach einem Wasserrohrbruch in dem Monument massive Kritik. Jetzt will die Stadt nicht zuletzt mit Blick auf die steigenden Besucherzahlen diesen Schatz heben. Rom sei voll von Orten, die etwas zu erzählen hätten, sagte Raggi bei der Vorstellung des Projekts.
Antikes Erbe als Touristenattraktion
Augustus ließ es im Jahr 28 vor Christus für sich und seine Familie errichten, auf dem damals noch ziemlich unverbauten Marsfeld im Norden der Stadt und, aller persönlichen Bescheidenheit zum Trotz, in kaiserlichen Dimensionen. Bis heute ist es das größte Rundgrab der Antike. Mit 87 Metern Durchmesser und ursprünglich 45 Metern Höhe stellt es selbst die am gegenüberliegenden Ufer des Tiber liegende Engelsburg in den Schatten.
Wenige Fußminuten von der Spanischen Treppe und der Piazza del Popolo entfernt, direkt neben der Ara Pacis, für die der Star-Archikekt Richard Meier eine gelungene Ummantelung schuf, kreuzen sich beim Mausoleum viele Touristenwege.
Millionenspende macht es möglich
Seit dem 31. Oktober sind Restaurierungen im Gang: Zu allererst ging es um eine Entkrautung der pittoresk überwachsenen, von Zypressen gekrönten Ruine. Dann mussten 13.600 Quadratmeter Mauerwerk gereinigt und 8000 Quadratmeter vor einsickerndem Regenwasser gesichert werden. 153 Architektur-Elemente lagerte man vorübergehend aus. Die bisherigen Arbeiten brachten bereits archäologische Funde zu Tage und er rechne mit weiteren Entdeckungen, sagte der für Baudenkmäler in Rom zuständige Beamte Claudio Parisi Presicce.
Inzwischen läuft eine zweite Sanierungsphase. Das Monument soll nicht nur sicher, sondern auch besuchertauglich werden - mit Beleuchtung, Brandschutz und Video-Überwachung. All das kostet Geld. Die Stadt brachte schon 4,25 Millionen Euro auf, das italienische Mobilfunkunternehmen TIM schießt weitere 6 Millionen zu.
Es ist ein weiteres Beispiel, wie sich Rom die Instandsetzung seiner Wahrzeichen von Unternehmen sponsern lässt. Ähnlich spendete der Modekonzern Tod's für das Kolosseum, das Unternehmen Fendi für den Trevibrunnen, der Juwelier Bulgari für die Spanische Treppe.
Freier Eintritt für Römer geplant
Bis April 2019, wenn alles nach Plan läuft, sind die Arbeiten beendet. Dann soll das Mausoleum nach Bürgermeisterin Raggis Worten wieder "den Bürgern Roms und den Besuchern aus aller Welt zurückgegeben werden". Allerdings zu unterschiedlichen Konditionen. Wie Vizebürgermeister Luca Bergamo betonte, hofft man, dass die Römer ihr historisches Erbe dann generell ohne Obolus besichtigen können, anders als die hoffentlich zahlreich strömenden Gäste.
Gratis gibt es für Bürger und Besucher bislang den Blick auf den Zaun: Aufwendig mit Schautafeln, monumentalen Gesichtsmasken des Augustus und animierten Illustrationen gestaltet, umläuft er das Gelände über 300 Meter, erzählt die Geschichte des Monuments und zitiert historische Texte. Durchbrüche geben die Sicht auf die Baustelle frei.
(KNA)