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Politik

"Sea-Watch 3": Flüchtlinge sind in Sizilien

31. Januar 2019

Nach fast zwei Wochen im Mittelmeer hat das Rettungsschiff "Sea-Watch 3" mit 47 Flüchtlingen an Bord in der italienischen Hafenstadt Catania angelegt. Die Helfer befürchten Repressionen. 

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Sicherheitskräfte und Helfer empfangen Flüchtlinge
Sicherheitskräfte und Helfer empfangen FlüchtlingeBild: Getty Images/AFP/F. Scoppa

Die Flüchtlinge an Bord des Rettungsschiffes "Sea-Watch 3" sind im sizilianischen Catania an Land gegangen. Als das Schiff einlief, jubelten die Flüchtlinge und umarmten die Besatzung. Am Hafen hatte das Rote Kreuz Zelte zur Aufnahme der 47 Migranten aufgebaut. Für jeden der vermutlich 15 Minderjährigen an Bord stand ein Vormund bereit. 

Die Minderjährigen würden von den Sicherheitskräften identifiziert und in passende Einrichtungen in der Nähe untergebracht, berichtete der italienische Rundfunk. Die übrigen Geflohnen, die am 19. Januar vor der libyschen Küste aus Seenot gerettet worden waren, sollen im Aufnahmezentrum der benachbarten Hafenstadt Messina untergebracht werden. Sie stammen den Angaben nach aus dem Senegal, dem Sudan und Guinea Bissau. 

Polizei und Rotes Kreuz im Hafen von Catania
Polizei und Rotes Kreuz im Hafen von CataniaBild: picture-alliance/dpa/AP/S. Cavalli

Italien hatte sich geweigert, das Schiff anlegen zu lassen, bis sich genügend europäische Länder für die Aufnahme der Flüchtlinge zur Verfügung stellten. Am Mittwoch hatten sich neben Italien auch Deutschland, Frankreich, Portugal, Rumänien, Malta und Luxemburg dazu bereiterklärt. 

Wegen eines Sturmtiefs hatte die "Sea-Watch 3" zuletzt vor der sizilianischen Stadt Syrakus vor Anker gelegen. Der Bürgermeister von Syrakus, Francesco Italia, hatte auch angeboten, die Flüchtlinge aufzunehmen. Die italienischen Behörden wiesen das Schiff nun aber an, den rund 70 Kilometer nördlich gelegenen Hafen von Catania anzulaufen. Nach Angaben des Innenministeriums können die Minderjährigen an Bord dort am besten aufgenommen werden.

Italien Rettungsschiff Sea-Watch 3 in Hafen von Catania eingelaufen
Bild: Getty Images/AFP/F. Scoppa

Die Helfer hingegen befürchten dort Repressionen. Der Staatsanwalt von Catania sei bekannt für seine Vorgehensweise gegen die Rettungsorganisationen, erklärte die Hilfsorganisation Sea-Watch über Twitter. Dass ihnen nicht der nächstgelegene Hafen von Syrakus, sondern Catania zugewiesen worden sei, sei ein politischer Schachzug. "Wir hoffen das Beste und bereiten uns auf das Schlimmste vor." 

Die Staatsanwaltschaft Catania hatte in der Vergangenheit Schiffe der Hilfsorganisationen "Ärzte ohne Grenzen" und "Proactiva Open Arms" beschlagnahmt, nachdem sie Bootsflüchtlinge nach Sizilien gebracht hatten. Sollte er auch die "Sea-Watch 3" lahmlegen, wäre nur noch ein einziges privates Hilfsschiff im Seegebiet zwischen Libyen und Italien im Einsatz: Die "Mare Jonio" soll Migranten allerdings nicht selbst retten und ans Festland bringen, sondern hauptsächlich nach Flüchtlingsbooten in Seenot Ausschau halten.

Die Lage für Bootsflüchtlinge im zentralen Mittelmeer hat sich seit dem Amtsantritt der neuen populistischen Regierung in Italien Mitte vergangenen Jahres deutlich verschärft. Rom verweigerte seitdem Schiffen mit Flüchtlingen das Einlaufen in italienische Häfen und verlangt von den anderen EU-Staaten mehr Solidarität bei der Aufnahme.

Die "Sea-Watch 3" fährt unter niederländischer Flagge. Italiens Innenminister Matteo Salvini von der rechten Lega-Partei hatte daher darauf bestanden, dass Deutschland oder die Niederlande die Flüchtlinge aufnehmen. Sowohl die Niederlande als auch die Bundesregierung hatten eine Aufnahme zunächst aber abgelehnt.

Italien Rettungsschiff Sea-Watch 3 in Hafen von Catania eingelaufen
Die italienische Küstenwache und die Polizei begleiteten die Einfahrt der "Sea-Watch 3"Bild: picture-alliance/dpa/AP/S. Cavalli

Wegen der Blockade hatte Sea-Watch den Europäischen Menschenrechtsgerichtshof eingeschaltet. Dieser forderte Italien am Dienstag auf, den Migranten an Bord des Schiffes zu helfen. Rom müsse "schnellstmöglich" Essen und Wasser bereitstellen und die Menschen auf dem Schiff medizinisch versorgen, erklärte das Straßburger Gericht.

stu/kle (epd, afp)