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Hashimoto - Olympia in die Wiege gelegt

18. Februar 2021

Die neue Chefin des Organisationskomitees für die Olympischen und Paralympischen Spiele in Tokio hat jede Menge Olympia-Erfahrung. Seiko Hashimoto gilt auch als Pionierin in Sachen Geschlechtergerechtigkeit.

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Seiko Hashimoto Japans neue Olympia-Organisationschefin
Bild: Yuichi Yamazaki/dpa/Getty Images AsiaPac Pool/AP/picture alliance

Seiko Hashimoto soll frischen Wind ins Organisationskomitee der Sommerspiele in Tokio bringen. Das sollte garantiert sein, allein schon deshalb, weil sie eine Frau ist - und, vom Alter her, die Tochter ihres Vorgängers Yoshiro Mori sein könnte: Hashimoto ist 56 Jahre alt. Mori, der wegen seiner frauenfeindlichen Aussagen den Hut als OK-Chef nehmen musste, zählt 83 Lenze. 

Schon am Tag von Moris Rücktritt war die bisherige Olympiaministerin Hashimoto als aussichtsreichste Kandidatin für die Nachfolge genannt worden, und das nicht ohne Grund. Sie erfüllte fast perfekt alle Kriterien, die das Organisationskomitee (OK) formuliert hatte. Die Person an der Spitze des OKs sollte zum einen internationales Profil besitzen und über profundes Wissen zu Olympischen und Paralympischen Spielen verfügen, zum anderen ein "tiefes Verständnis" von Geschlechtergerechtigkeit. "Ich denke, es wird für Tokio 2020 wichtig sein, Gleichberechtigung zu praktizieren", sagte die neue OK-Chefin, zwischen zwei Männern sitzend. 

Sieben Olympia-Teilnahmen

Olympia wurde Hashimoto quasi in die Wiege gelegt. Sie wurde fünf Tage vor Beginn der Sommerspiele 1964 in Tokio geboren. Ihre Eltern gaben ihr deshalb den Vornamen Seiko - in Anlehnung an Seika, das japanische Wort für Olympische Flamme. Hashimoto erfüllte dieses "olympische Versprechen": Als Athletin nahm sie in gleich zwei Sportarten an insgesamt sieben Olympischen Spielen teil: viermal als Eisschnellläuferin an Winterspielen (1984, 1988, 1992 und 1994), dreimal als Bahnradfahrerin an Sommerspielen (1988, 1992 und 1996).

 Eisschnellaufen der Damen  Seiko Hashimoto Olympia 1992
Seiko Hashimoto lief 1992 in Albertville zur BronzemedailleBild: Sven Simon/picture-alliance

Ihr größter Erfolg war der Gewinn der Bronzemedaille im Rennen über 1500 Meter bei den Winterspielen 1992 in Albertville in Frankreich. Bei Eisschnelllauf-Weltmeisterschaften gewann sie einmal Silber und zweimal Bronze.

Dreimal Chefin des japanischen Olympiateams

Ihre große internationale Erfahrung brachte sie auch nach dem Ende ihrer sportlichen Karriere ein. Hashimoto wurde Präsidentin des nationalen Eisschnelllaufverband. Seit 2013 ist sie Vorstandsmitglied des Japanischen Olympischen Komitees. Dreimal stand sie als Sportfunktionärin an der Spitze japanischer Olympiateams, unter anderem bei den Spielen 2016 in Rio de Janeiro. Sie war auch maßgeblich an der erfolgreichen Bewerbung Tokios um die ursprünglich für 2020 angesetzten Sommerspiele beteiligt.

Erste Abgeordnete in Mutterschaftsurlaub

Als Politikerin gilt Hashimoto als Pionierin in Sachen Geschlechtergerechtigkeit. 1995 startete sie ihr Engagement für die liberaldemokratische Partei. Als sie im Jahr 2000 das erste ihrer drei Kinder zur Welt brachte, war sie Abgeordnete des Parlaments. Angeblich soll sie bis wenige Stunden vor der Entbindung noch gearbeitet haben. Hashimoto war die erste japanische Parlamentsabgeordnete, der Mutterschaftsurlaub gewährt wurde. 

"Bis dahin war eine Geburt nicht einmal ein offiziell anerkannter Grund, um eine Sitzung zu versäumen", sagte die Politikerin einmal rückblickend. In der patriarchalischen Welt der japanischen Politik sei es damals "geradezu unbegreiflich" gewesen, im Amt zu heiraten und ein Baby zu bekommen. Insgesamt zog Hashimoto sechs Kinder groß: neben den drei eigenen noch drei, die ihr Mann, ein verwitweter Polizist, mit in die Ehe gebracht hatte.

Japan Olympia Ministerin  Seiko Hashimoto
Hashimoto und ihr früherer Mentor Yoshiro Mori (2.v.r.)Bild: Yomiuri Shimbun/AP/picture alliance

2010, als die Liberaldemokraten in der Opposition waren, berief die Partei Hashimoto in ihr Schattenkabinett. Als künftige Ministerin, die für Sport zuständig sein sollte, außerdem für Geschlechtergerechtigkeit und für Maßnahmen gegen die sinkende Geburtenrate in Japan. 2019 wurde sie dann tatsächlich Kabinettsmitglied. Und auch wenn Hashimoto meist nur als Olympiaministerin bezeichnet wurde, so gehörte der Einsatz für Geschlechtergerechtigkeit auch zu ihren Aufgaben. Ihren Regierungsposten musste Hashimoto nun niederlegen, um den Posten als neue OK-Chefin antreten zu können. Das erntete sofort Kritik: Vertreter der Opposition weisen auf Hashimotos politische Nähe zu Vorgänger Yoshiro Mori hin. Der ehemalige Regierungschef galt lange Zeit als ihr Mentor.

Kuss sorgte für Wirbel

Für Schlagzeilen sorgte Hashimoto 2014, als ihr eine japanische Zeitschrift vorwarf, bei einer Partie nach den Winterspielen in Sotschi Eiskunstläufer Daisuke Takahashi sexuell bedrängt zu haben. Als Beleg wurden Bilder veröffentlicht, die zeigten, wie die damalige Verbandspräsidentin den Sportler umarmte und küsste. Hashimoto musste sich schließlich öffentlich entschuldigen. Takahashi bestritt, von ihr sexuell bedrängt worden zu sein. Das Japanische Olympische Komitee erklärte daraufhin, beide hätten sich in keiner Weise falsch verhalten.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter