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Serbien im Blick deutscher Investoren

19. Oktober 2006

Sechs Jahre nach der demokratischen Wende kommt die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Serbien voran. Über staatliche Wirtschaftshilfe soll verstärkt Investoren der Weg geebnet werden.

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Wärmekraftwerk "Nikola Tesla" auf dem Weg zu voller Leistung

Seit dem Beginn der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit von Deutschland mit Serbien im Jahr 2000 sind beachtliche Erfolge erzielt worden. Es wurden Infrastrukturen im Energiesektor modernisiert, über die Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen konnte die lokale Wirtschaft mobilisiert werden und Rechtsreformen haben die Rahmenbedingungen für ausländische Investitionen erheblich verbessert. Die Bundesregierung hat zwischen 2000 und 2005 rund 360 Millionen Euro zur Förderung der bilateralen Kooperation mit Serbien zur Verfügung gestellt. Diese Mittel stammen vornehmlich aus dem Budget des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit, kurz BMZ, aber auch aus Sondermitteln der Bundesregierung für den so genannten Stabilitätspakt für Südosteuropa, der nach dem Kosovo-Krieg gegründet wurde und dem Wiederaufbau der gesamten Region gilt.

Wachsende Auslandsinvestitionen

Das Interesse wächst aber auch für direkte Auslandsinvestitionen. So sind in Serbien inzwischen z. B. der Arzneimittelkonzern STADA und Nordzucker, der zu den führenden Zuckerherstellern in Europa zählt, vertreten. In diesem Monat sind im Rahmen von Regierungsverhandlungen zwischen Berlin und Belgrad weitere 38 Millionen Euro Wirtschaftshilfe aus Deutschland zugesagt worden.

Im Endeffekt möchte man auf diese Weise weiteren Investoren den Weg nach Serbien ebnen. Karin Kortmann, Parlamentarische Staatssekretärin im BMZ erklärt, dass dafür politische Stabilität und eine gut ausgebaute Infrastruktur wichtig seien: "Deshalb investieren wir insbesondere in den Energie- und in den Wassersektor. Das dritte ist ein gutes Investitionsklima. Deswegen wollen wir auch die Reformen der beruflichen Bildung voranbringen, die Reformen der Steuerverwaltung. Wir beraten die Serben, wie sie ein Katastersystem anlegen können oder eine Bodenreform durchführen, die die Besitz- und Eigentumsverhältnisse klärt. Wir bieten Rahmenbedingungen dafür an, dass deutsche Investoren sagen: ‚Ja, unter diesen Bedingungen sind wir bereit, ein Stück weit ein wirtschaftliches Wagnis einzugehen'."

Der Energiesektor im Blickfeld

Im Energiesektor arbeitet die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau mit dem Marktführer in Serbien, dem staatlichen Unternehmen EPS zusammen. Dessen thermisches Kraftwerk Nikola Tesla in Obrenovac bei Belgrad deckt rund 50 Prozent des serbischen Strombedarfs. Erzeugt wird der Strom aus Braunkohle, die eine vergleichbare Qualität hat wie die Braunkohle aus Nordrhein-Westfalen und der Lausitz. Daher sei die Technologie aus Deutschland sehr geeignet für das serbische Kraftwerk, meint Aleksandar Vlajcic, stellvertretender Minister für Bergbau und Energie in Serbien.

Die Investitionen, die erfolgt seien, hätten sich auf Versorgung, Effizienz und Umweltschutz gleichermaßen konzentriert. Aleksandar Vlajic: "Die deutsche Regierung hat offensichtlich wegen der Erfahrung im Bereich Energiewirtschaft und insbesondere in der Stromgewinnung den Hauptbedarf erkannt und sowohl technisch als auch finanziell dabei geholfen, das Niveau zu erreichen, auf dem wir uns heute befinden. Dabei sind auch gute Verbindungen zu deutschen Firmen entstanden, die sich an diesen Projekten beteiligt haben."

Anschluss an den Westen

Die Investitionen hätten mehrfache Effekte erzielt. So seien die Anlagen in Serbien nun zuverlässig, sowohl bei der Erzeugung als auch im Transport, was sich in Anbetracht der zentralen Lage des Landes auch direkt auf die zuverlässige Versorgung von ganz Südosteuropa auswirke - bis nach Griechenland und in die Türkei, so Vlajcic. Interesse an Direktinvestitionen in Serbien haben bereits große deutsche Energieunternehmen wie RWE und E.ON angemeldet. Eine interessante Entwicklung auf dem serbischen Energiemarkt, meint Karin Kortmann und räumt ein: "Natürlich auch mit dem Eigeninteresse, nicht verbrauchte Energie in den westlichen Markt mit einspeisen zu können. Aber das ist genau das, was Serbien im Grunde braucht - diesen westlichen Anschluss."

Mirjana Dikic
DW-RADIO Wirtschaft, 16.10.2006, Fokus Ost-Südost