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Politik

Seyran Ates: Moscheesteuer schafft Transparenz

Maximiliane Koschyk
27. Dezember 2018

Die Idee einer Moschee-Steuer sorgt in Deutschland für Schlagzeilen: Warum die Idee schnell falsch verstanden werden und was sie für die Integration des Islam bedeuten könnte, erklärt die liberale Moschee-Gründerin Ates.

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Anwältin Seyran Ates eröffnet liberale Moschee in Berlin
Bild: picture alliance/NurPhoto/E. Contini

"Auslandseinflüsse begrenzen"

Politiker der Regierungskoalition haben sich für die Einführung einer Moscheesteuer, nach dem Vorbild der deutschen Kirchensteuer, ausgesprochen. Seyran Ates befürwortet die Idee. Die Gründerin der liberalen Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin setzt sich für eine liberale und gleichberechtigte Auslegung des Korans ein.

Deutsche Welle: Frau Ates, Sie setzen sich für eine Moscheesteuer in Deutschland ein. Warum?

Wir sollten diesen Begriff Moscheesteuer als Arbeitstitel begreifen. Das war meine Intention und dazu sollte man erklären: Wir können eine Moscheesteuer nicht absolut vergleichbar und analog zur Kirchensteuer denken. Es sollte die Idee dahinter bedacht werden. Nämlich, dass die Auslandsfinanzierungen aufhören und wir nur noch eine Finanzierung im Inland haben. So ähnlich wie Österreich das gemacht hat. Damit die Finanzierung einzelner Moscheen transparent wird. Daher die Idee, eine der fünf Säulen des Islams zu nehmen, die soziale Pflichtabgabe, und daraus etwas zu kreieren, was die Finanzierung der Moscheen hier in Deutschland gewährleistet.

Die Moscheesteuer war in Österreich 2015 mit dem Islamgesetz eingeführt worden. Nun sagt der deutsche Innenminister, der Islam gehöre nicht zu Deutschland, die in Deutschland lebenden Muslime aber schon. Kann so eine Steuer diese Lücke schließen?

Wir sollten unbedingt darüber nachdenken, diese Lücke zu schließen. Es kann auf jeden Fall eine bessere Transparenz gewährleistet werden und die Muslime könnten dann das machen, was Herr Seehofer auch gefordert hat: Dass es einen Islam in Deutschland von Muslimen aus Deutschland für Deutschland geben sollte. Das geht nur, wenn die Auslandseinflüsse vor allem aus der Türkei und von den Muslimbrüdern aufhören. Wir haben inzwischen einen radikalen und politischen Islam in Deutschland, der uns Sorgen macht.

Sie sind selbst Gründerin einer liberalen Moschee hier in Berlin, es gibt aber auch Moscheen, die unter anderem von dem Deutsch-Türkischen Moscheenverband DiTiB geführt werden. Könnte ein neues Finanzierungsmodell dazu führen, dass die Verbände mehr zusammenrücken?

Das Zusammenrücken ist überfällig. Die Islam-Konferenz diente dazu, wurde von den Verbänden aber nicht genutzt, die Pluralität des Islams abzubilden. Die Verbände haben dafür gesorgt, dass Einzelpersonen oder Gemeinden, die ihnen nicht gefallen, aus der Konferenz rausgeschmissen wurden, um das mal deutlich zu sagen. Deshalb wäre es jetzt ein neuer Ansatz darüber nachzudenken, wie die Muslime in ihrer Pluralität abgebildet werden können und wie ein demokratischer Rat gegründet werden könnte, in dem die Liberalen und Konservativen gemeinsam etwas gestalten. Diese Verpflichtung könnte von den Muslimen selbst kommen, aber auch vom Staat gefordert werden.

Das Interview führte Maximiliane Koschyk.