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Shay: Hinweise für Tatbeteiligung der Familie Kawasme

Christian Ignatzi7. Juli 2014

Mitglieder des Kawasme-Clans gelten als Hauptverdächtige im Fall der Ermordung dreier israelischer Jugendlicher. Terrorismusexperte Shaul Shay erklärt im DW-Interview Hintergründe zur Eskalation der Gewalt in Nahost.

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Shaul Shay, Mitarbeiter am Institute of Policy and Strategy (Foto: IPS)
Bild: IPS

DW: Herr Shay, sind Terroristen des Kawasme-Clans für den Tod der israelischen Jugendlichen verantwortlich?

Shaul Shay: Kawasme gehört definitiv zu den Verdächtigen. Ich glaube, dass es gute Hinweise gibt, dass zumindest ein Teil der Entführer und Mörder der Jugendlichen diesem Clan angehört.

Warum glauben Sie das?

Ich glaube den Sicherheitsdiensten, die das behaupten. Und wenn sie behaupten, dass Kawasme-Mitglieder zu den Hauptverdächtigen gehören, dann werden sie sicher Beweise haben.

Welche Rolle spielt der Kawasme-Clan in der Region?

Kawasme ist eine große Familie, eine der drei größten Familien in der Region Hebron. Sie hat rund 10.000 Mitglieder, die in ihren Kreisen großes Ansehen genießen, weil sie sich an Terrorakten beteiligt haben. Viele Familienmitglieder waren auch Mitglieder und sogar hochrangige Kommandanten der Kassam-Brigade, des militärischen Flügels der Hamas. Während der zweiten Intifada wurden einige von ihnen als Selbstmordattentäter nach Israel geschickt.

Plant der Kawasme-Clan derzeit weitere Attentate?

Die Gefahr besteht immer. Jetzt sind sie aber auf der Flucht. Ich glaube, dass sie versuchen, zunächst im Untergrund zu bleiben. Die Israelis suchen nach ihnen. Ich hoffe, dass sie bald gefasst werden können.

Gewaltsame Straßenproteste in Israel (Foto: AFP/Getty Images)
Shay: "Die gewaltsamen Proteste auf den israelischen Straßen werden andauern"Bild: Getty Images

In den letzten Tagen haben Gewalt und Gegengewalt zugenommen. Droht eine dritte Intifada?

Ich hoffe nicht, dass es dazu kommt. Seit der Hinrichtung der israelischen Jugendlichen befinden wir uns in einer sehr angespannten Phase. Zudem haben wir gerade Ramadan, was immer eine angespannte Zeit ist. Dann gab es den Mord an dem palästinensischen Jugendlichen in Jerusalem und natürlich die Eskalation im Süden Israels - eine explosive Kombination. Ich hoffe aber, dass sich die Anspannng bald wieder löst, denn beide Seiten haben kein Interesse an einer weiteren Eskalation. Das wird allerdings Zeit benötigen, denke ich.

Was passiert im Süden Israels?

Es gibt einige besonders kritische Regionen. Eine davon ist in den letzten Tagen Jerusalem. Die zweite ist der Süden, auf den Raketen aus dem Gaza-Streifen abgefeuert werden. Ich hoffe, dass sich die Gewalt bald auf den Süden begrenzen lässt. In Jerusalem ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Lage beruhigt.

Wie ist denn die Stimmung auf den Straßen Jerusalems?

Wir wissen noch immer nicht, was die Gründe für die schreckliche Ermordung des palästinensischen Jugendlichen waren. Für die Palästinenser, die auf die Straße gehen um zu protestieren, ist das aber nicht wichtig. Sie beschuldigen Israel und demonstrieren auch unter Einsatz von Gewalt. Die Polizei muss nun eingreifen, um die Lage in Jerusalem zu beruhigen. Aber damit es hierfür eine Chance gibt, müssen wir mit Sicherheit erst einmal die Untersuchungsergebnisse abwarten.

Muslimische Frauen werden in Jerusalem auf dem Weg zur Moschee kontrolliert (Foto: picture alliance)
Angespannte Lage im Ramadan: Israelis kontrollieren muslimische Frauen auf dem Weg zur MoscheeBild: picture-alliance/dpa

Inwiefern verschärft sich die Lage durch den Ramadan?

Israel tut sein Bestes, um der muslimischen Bevölkerung die Feier des Fastenmonats zu ermöglichen. Auf der anderen Seite ist es in diesem Jahr aber angespannter, da die Suche nach den Mördern der Jungen noch immer nicht beendet ist. Deshalb gibt es gewalttätige Ausschreitungen in Jerusalem und anderen Teilen des Landes, selbst im Norden. Im Süden muss Israel auf den Raketenbeschuss reagieren. Die Regierung versucht aber, ihre Schritte überlegt zu kalkulieren, damit die Situation nicht eskaliert.

Was genau tut die Regierung?

Ich glaube, dass sie sehr vorsichtig reagiert. Und trotz internen Drucks, vor allem im Süden aggressiver vorzugehen, tut Israel sein Bestes, um diesen Konflikt auf diplomatische Weise zu lösen - ohne eine großangelegte Militäraktion.

Wie verhalten sich die Nachbarländer im aktuellen Konflikt?

Ich habe gehört, dass Ägypten in Gespräche zwischen Israel und der Hamas involviert ist, um die Situation zu beruhigen. Ich glaube aber nicht, dass andere Nachbarländer in irgendeiner Form von dem Konflikt betroffen sind. Libanon ist kein Teil des Problems, und auch Syrien ist irrelevant. Gleiches gilt auch für Jordanien, das in keiner Weise in den Konflikt involviert ist.

Dr. Shaul Shay lebt in Tel Aviv und arbeitet für das Institute of Policy and Strategy (IPS) am Interdisziplinären Zentrum Herzelia ( IDC).