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Shell: Weniger Öl aus der Nordsee

31. Januar 2017

Der Ölkonzern Shell verkauft gut die Hälfte seiner britischen Nordsee-Produktion. Es ist ein Schritt, um die Herausforderungen durch den niedrigen Ölpreis und Umstrukturierungen der Branche zu meistern.

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Ölpreisrutsch führt auch bei Shell zu Gewinneinbruch
Bild: picture-alliance/dpa/PA Wire/Yui Mok

Der britisch-niederländische Ölkonzern Shell gibt mit einem milliardenschweren Anteilsverkauf mehr als die Hälfte seiner britischen Nordsee-Produktion ab. Für seine Anteile an verschiedenen Öl- und Gasförderstätten kassiert Shell vom Ölförderer Chrysaor bis zu 3,8 Milliarden US-Dollar (etwa 3,55 Milliarden  Euro), wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Drei Milliarden Dollar erhält Shell sofort bei Abschluss, den Rest abhängig von der Entwicklung des Ölpreises und der Entdeckung weiterer Vorkommen.

Die Transaktion ist Teil des 30 Milliarden Dollar schweren Verkaufsprogramms von Shell, das der Konzern unter anderem wegen des 54 Milliarden Dollar (ca. 50 Milliarden Euro) teuren Zukaufs des britischen Gasförderers BG Group aufgelegt hatte. Für den Rückbau der Anlagen in der britischen Nordsee bleibt eine Verpflichtung in Höhe von rund einer Milliarde Dollar bei Shell.

Symbolbild Shell in Gespräche für Übernahme von BG Group
50 Milliarden Euro schwere ÜbernahmeBild: picture alliance/empics/PA Wire

Der jetzige Verkauf umfasst Anteile an mehreren Förderstätten, die einer Förderung von rund 115.000 Barrel (je 159 Liter) Öl pro Tag entsprechen. Insgesamt verfügte der Konzern in der britischen Nordsee im vergangenen Jahr über ein Fördervolumen von 211.000 Barrel. Im zweiten Halbjahr soll das Geschäft abgeschlossen werden, Shell rechnet mit einem Sonderertrag durch den Verkauf.

Niedrige Ölpreis drückt auf Bilanz

Shell spürt wie die gesamte Branche den gesunkenen Ölpreis. 2015 verkaufte der Konzern Geschäftsteile im Wert von 5,5 Milliarden Dollar. Die Investitionen wurden kräftig zurückgefahren, Tausende Stellen gestrichen. Das Management hatte Ende 2016 eine Reihe von milliardenschweren Projekten kassiert, darunter die umstrittene Ölsuche vor der Küste Alaskas.

Zudem müssen in den nächsten 25 Jahren rund 2.600 Öl- und Gasbohrinseln und ähnliche Objekte auf See abgebaut werden, weil die Anlagen veraltet oder die Felder ausgefördert sind, hieß es in einer Einschätzung der Analysefirma IHS Markit Ende 2016. Weltweit sehen sich Ölkonzerne alternden Plattformen gegenüber und gleichzeitig strengeren Umweltauflagen und einer fragmentierten Dienstleistungsbranche für den Rückbau der Anlagen, die noch in den Kinderschuhen stecke.

Arctic Offshore Drilling
Abgeschleppte Förderplattform aus AlaskaBild: picture-alliance/AP Photo/D. Beccaria

Anlagenrückbau kostet Milliarden

Vor rund 60 Jahren begann die Offshore-Förderung von Öl und Gas. Seitdem bauten Ölkonzerne wie Shell, ExxonMobil, Statoil, Total, Chevron und ConocoPhillips ihre Anlagen in immer tieferes Wasser und stießen in unwirtliche Gegenden vor. Die Rückbaukosten für den Zeitraum von 2010 bis 2040 bezifferte IHS Markit auf rund umgerechnet knapp 198 Milliarden Euro. Die jährlichen Kosten für die fachgerechte Entsorgung würden sich bis 2040 auf mehr als 13 Milliarden Dollar mehr als verfünffachen. Allein im Golf von Mexiko stehen noch mehr als 5.000 Öl- und Gasförderstrukturen.

Anlagen beispielsweise im Golf von Mexiko, wurden häufig im eher flachen Wasser errichtet und sind leicht und schnell abzubauen. In der Nordsee sind dagegen gigantische Bohrinseln und Transportsysteme errichtet worden. Allein die Betonstrukturen der Förderplattformen im Nordsee-Ölfeld Brent wiegen jeweils 300.000 Tonnen. Auch Brent ist ausgefördert, und die Anlagen werden abgebaut - ein Projekt für ein Jahrzehnt.

iw/ar/ul (dpa, rtr)