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Über 50 Leichen im Irak entdeckt

9. Juli 2014

Grausiger Fund im Irak: Sicherheitskräfte entdeckten ein Massengrab mit 53 Leichen. Die Opfer waren mit Schüssen in Kopf und Brust gezielt getötet worden. Der Hintergrund des Massakers ist unklar.

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Irakische Polizisten bei Taji 13.06.2014
Bild: Ahmad Al-Rubaye/AFP/Getty Images

Die 53 Leichen waren in einem Obsthain bei Hilla südlich von Bagdad gefunden worden. Den Toten seien wie zu einer Hinrichtung die Augen verbunden und die Hände gefesselt gewesen, teilten die irakischen Behörden mit. Sie seien in dem Dorf Chamissija zurückgelassen worden.

Das Dorf wird überwiegend von Schiiten bewohnt und liegt rund 25 Kilometer südöstlich von Hilla an der wichtigsten Verbindungsstraße zwischen Bagdad und den Provinzen im Süden. Bei den Toten handelt es sich um Männer im Alter zwischen 25 und 40 Jahren. Wer sie waren, blieb offen. Die Männer waren etwa vor einer Woche getötet worden.

Religiös motiviertes Massaker?

Wer hinter der Tat steckt, war unklar. Jedoch besteht die Sorge, dass es sich um ein religiös motiviertes Massaker handeln könnte. Der Irak ist tief gespalten zwischen der schiitischen Mehrheit, und der sunnitischen Minderheit, die sich vielfach benachteiligt fühlen.

In den vergangenen Wochen eroberten sunnitische Rebellen der Extremistenorganisation "Islamischer Staat", der früheren ISIS, große Gebiete im Norden und Westen des Iraks. Sie rückten auf Bagdad vor und riefen in den von ihnen kontrollierten Gebieten im Irak und im Nachbarland Syrien einen islamistischen Kalifatstaat aus. Heftige Kämpfe zwischen den Rebellen und den von schiitischen Milizen unterstützten Regierungstruppen nähren die Sorge vor einem Bürgerkrieg im Irak entlang der Glaubensgrenzen.

Dem Irak droht der Zerfall

Die Provinz Babil, deren Hauptstadt Hilla ist, ist von den Kämpfen zwischen den Dschihadisten und den Regierungstruppen bisher weitgehend verschont geblieben. Allerdings war die auch "Dreieck des Todes" genannte Region in den Jahren 2006 und 2007 eine der Brennpunkte des blutigen Bürgerkriegs zwischen Schiiten und Sunniten, bei dem viele ähnliche Massaker verübt wurden. Die Region ist zwischen den Volksgruppen tief gespalten.

Ein Zerfall des Iraks wird immer wahrscheinlicher. Ministerpräsident Nuri al-Maliki warnte davor, dass die kurdische Stadt Erbil im Norden des Landes zu einer Hochburg des "Islamischen Staates" werden könne. Das werde man niemals hinnehmen, betonte al-Maliki. Der Präsidenten der Autonomen Region Kurdistan, Massud Barsani, hatte vergangene Woche das kurdische Parlament aufgefordert, eine Volksabstimmung über die Unabhängigkeit der ölreichen Region vom Irak vorzubereiten.

"Islamischer Staat" erobert C-Waffenlager

Der Irak räumte unterdessen ein, dass die Rebellen des "Islamischen Staats" ein Chemiewaffenlager erobert haben. Der irakische UN-Botschafter erklärte in einem Brief an UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, Teile des Lagers in Muthanna nördlich der Hauptstadt Bagdad seien bereits am 12. Juni von den Extremisten geplündert worden.

Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums reagierte allerdings erneut gelassen auf die Nachricht. Man betrachte den Vorfall gegenwärtig nicht als besonders schwerwiegend, sagte der Pentagon-Sprecher. Die US-Regierung gehe davon aus, dass das in der Anlage aufbewahrte Material alt und nicht gebrauchsfähig sei.

cr/SC (dpa, rtr, ap, afp)