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Siemens in Zugzwang

30. April 2014

Alstom-Chef Kron sei an einem direkten Dialog über das mögliche Geschäft nicht interessiert gewesen, so Siemens. Während Konkurrent GE bereits ein konkretes Angebot abgegeben hat, steht Siemens in Warteposition.

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Alstom, Siemens, TGV, ICE
Bild: picture-alliance/dpa

Siemens hat sich unzufrieden über den Umgang des französischen Konkurrenten Alstom mit seinem Übernahmeangebot geäußert. Man sei "besonders enttäuscht von der mangelnden Kooperation des Vorstandschefs" Patrick Kron - dieser sei an einem direkten Dialog über das mögliche Geschäft nicht interessiert gewesen: So der Brief aus München an Alstom aus dem die Nachrichtenagentur AFP zitiert.

"Leider haben wir keine Antwort auf unseren Brief vom 26. April erhalten", heißt es weiter. Die Alstom-Führung habe bisher "nicht alle Möglichkeiten gleichermaßen in Betracht gezogen". Zu dem konkreten Übernahmeangebot für die Energiesparte des französischen Industrieriesen durch den US-Rivalen General Electric (GE) wollte sich Siemens nicht äußern.

Alstom scheint GE-Angebot zu präferieren

Das deutsche Unternehmen buhlt mit den Amerikanern um die Übernahme der Energiesparte, einem Kernstück von Alstom. Am Mittwochmorgen (30.04.2014) hatte Verwaltungsrat des Energie- und Transportkonzerns in Paris mitgeteilt, er werde das 12,35 Milliarden Euro schwere Angebot von GE prüfen - die Offerte aus den USA sei vielversprechend. Bis Ende Mai soll nun ein speziell dafür eingesetztes unabhängiges Komitee das Angebot prüfen.Weitere Angebote, etwa von Siemens, werden demnach nachrangig behandelt. Der Alstom-Verwaltungsrat stellte in seiner Mitteilung die "strategischen und industriellen Vorzüge" des GE-Angebots heraus.

Alstom-Chef Kron erklärte, es könne ein noch wettbewerbsfähigeres Unternehmen entstehen. Der übrige Teil des Konzerns würde sich auf das Transportgeschäft konzentrieren. Alstom ist vor allem für den Bau des Hochgeschwindigkeitszugs TGV bekannt. GE teilte am Mittwoch seinerseits mit, sein Angebot sei von Alstom '"positiv" aufgenommen worden. Der Alstom-Hauptaktionär Bouygues, der 29 Prozent der Anteile an Alstom hält, unterstützte die Transaktion. Der US-Großkonzern versicherte, die Operation werde in den betroffenen Bereichen "zum Anstieg der Zahl der Arbeitsplätze" führen.

Siemens noch nicht aus dem Rennen

Alstom gab an, weitere Angebote, insbesondere des deutschen Konkurrenten Siemens, zu prüfen. Siemens werde "gleichen Zugang zu Informationen" erhalten und ein eventuelles Angebot werde unter dem Gesichtspunkt der "sozialen Interessen" von Alstom betrachtet. Sollte es doch noch zu einem Deal mit Siemens kommen, müsste Alstom allerdings eine Entschädigung von 1,5 Prozent des Übernahmepreises an General Electric zahlen.

Die Alstom-Führung halte eine Übernahme durch Siemens zudem für "zu kompliziert" - vor allem, weil es zu viele Überschneidungen in der Produktpalette gebe. Die Münchner hatten im Übernahmepoker um Alstom erst am Dienstag ein eigenes Angebot angekündigt. Dieses wurde allerdings an die Bedingung geknüpft, vier Wochen lang Zugang zu Daten des französischen Unternehmens zu bekommen. Zudem müssten Managementinterviews geführt werden können, hieß es.

Alstom hatte in den vergangenen Monaten heimlich nur mit General Electric über eine Übernahme verhandelt. Die französische Regierung hatte mit Empörung darauf reagiert. Sie fürchtet eine Verlagerung von Arbeitsplätzen und Entscheidungszentren, sollte GE den Zugriff auf Alstom bekommen.

hmf/SC (afp, dpa, rtr)