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Club der reifen Staaten

Frank Sieren9. Juni 2015

Die G7 haben nicht ausgedient und brauchen auch nicht China als Mitglied, sondern müssen sich auf ihre Interessen konzentrieren, meint DW-Kolumnist Frank Sieren.

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G7 Gipfel : Gruppenfoto der Teilnehmer vor dem Schloss Elmau (Foto: MANDEL NGAN/AFP/Getty Images)
Bild: Getty Images/AFP/M. Nhan

Mit den G7-Staaten verhält es sich derzeit so wie mit Rentnern. Sie haben zwar das Rentenalter erreicht, fühlen sich aber noch zu fit und wichtig, um in Pension zu gehen. Lange haben sie die Spielregeln der Welt bestimmt. Doch inzwischen werden aufstrebende Staaten wie China und Indien immer wichtiger. Langsam übernehmen sie das Tagesgeschäft, auch wenn die Alten noch dagegen halten. Sie wollen nicht einsehen: Die G7-Staaten sind inzwischen nur noch eine Plattform unter vielen. Sie müssten nun lernen, sich auf ihre Interessen zu konzentrieren.

Längst sprechen sie nicht mehr für die Mehrheit der Welt. Ihre Interessen sind die der reifen Industrieländer. Ihre Sorgen drehen sich um niedriges Wachstum, hohe Verschuldung und eine alternde Bevölkerung. Vor allem aber um die Frage, wie sie mit immer weniger Macht zurechtkommen. Nun China in die G7 mit aufzunehmen, als eine Art Frischzellenkur - das wäre der falsche Weg. Das würde die G7 noch schwerfälliger machen, als der Club sowieso schon ist. China würde in ihm ein Fremdkörper bleiben. Die G7 muss vielmehr die Gegenveranstaltung zu BRICS werden, dem Club der Schwellenländer - also Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika.

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DW-Kolumnist Frank SierenBild: Frank Sieren

BRICS-Länder: andere Agenda als G7

Dass Russland seit dem vergangenen Jahr nicht mehr bei den G8 sein darf, erweist sich zumindest in diesem Zusammenhang als sinnvoll. Die Russen passen besser zu den jungen Wilden von BRICS als zu den Alten. Die BRICS-Länder haben ganz andere Themen, die sie beschäftigen: Wie wächst man stabil? Wie integriert man sich in die Weltwirtschaft? Wie schafft man ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum? Ihre erste Bewährungsprobe haben die BRICS bereits bestanden. Als die Alten Moskau die rote Karte gezeigt haben, haben die BRICS-Länder sich nicht an den Sanktionen beteiligt, sondern Putin unterstützt, indem sie die wirtschaftliche Zusammenarbeit noch verstärkt haben.

Dadurch wurde der Unterschied zwischen BRICS und G7 deutlicher denn je. G7 und BRICS müssen sich von nun an jeweils in ihren Gruppen auf gemeinsame Ziele einigen. Nur so werden die G20-Treffen entscheidungsfähiger. Neben dem Club der Reifen (G7), dem Club der Wilden (BRICS), und dem der Wichtigen (G20) sollte es noch ein kleines, wendiges Forum geben. Den Club der Mächtigen gewissermaßen, also G3, bestehend aus China, USA und der EU. Denn das sind inzwischen die maßgeblichen Player der Welt. Wenn es schnell gehen muss, tagt G3, wenn mehr Zeit ist, G20. Der Gipfel von Elmau zeugt allerdings eher davon, dass die Alten die neuen Zeiten nicht wahrhaben wollen, sondern an ihrem bisherigen Machtanspruch festhalten. Deshalb haftet dem G7-Gipfel etwas Altbackenes an. So altbacken, dass Peking nicht einmal verärgert war, dass sie nicht zum Seniorenkaffee eingeladen wurden.

DW-Kolumnist Frank Sieren lebt seit 20 Jahren in Peking.