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Sozialistische Milliardäre

Sieren, Frank16. Oktober 2015

In China gibt es zum ersten Mal mehr Milliardäre als in den USA. Der Abstand wird in den kommenden Jahren noch größer und die chinesischen Reichen noch "jünger" werden, meint DW-Kolumnist Frank Sieren.

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Yachten aus aller Welt bei der 'Hainan Rendezvous 2011', einer Luxus Lifestyle Schau für Chinas Superreiche Foto: Adrian Bradshaw dpa
Yachten aus aller Welt auf einer Luxus Lifestyle Schau für Chinas SuperreicheBild: picture-alliance/dpa

Egal ob Konjunkturflaute oder Achterbahnfahrt der Kurse an Chinas Börsen – die Zahl der Superreichen in der Volksrepublik ist in diesem Jahr dennoch erstmals größer als in den USA. Demnach stieg die Zahl der Milliardäre in China im aktuellen Ranking um 242 Personen auf 596. Das sind 70 Prozent mehr als 2014. In den USA leben dagegen nur 537 Superreiche.

Auf den ersten Blick mögen die Zahlen überraschen. Gerade noch stand das Wirtschaftsbarometer auf Regen. Wie kann es sein, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft so langsam wächst wie seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr, die Aktienkurse seit Mitte Juni mehr als 40 Prozent an Wert verloren haben und die Zahl der Superreichen im Land trotzdem im Rekordtempo zulegt?

Neue Milliardäre häufig aus Dienstleistungssektor

Schaut man sich genauer an, aus welchen Branchen die sozialistischen Milliardäre kommen, zeigt sich, dass sie vor allem von den Reformen der chinesischen Wirtschaft profitieren. Nach Pekings Umbauplänen will China Wachstum künftig vor allem im Dienstleistungssektor generieren statt wie bisher im produzierenden Gewerbe. Chinas Milliardäre kommen immer mehr aus Branchen wie IT, Freizeit und Unterhaltung. Während die Zahl derjenigen, die mit Immobilien reich geworden sind, immer weniger werden.

Frank Sieren Copyright: Frank Sieren
DW-Kolumnist Frank SierenBild: Frank Sieren

Bestes Beispiel für Chinas derzeitigen Wandel ist wohl der reichste Mann Chinas: Wang Jianlin. Der Chef der Dalian Wanda Gruppe steigerte sein Vermögen im vergangenen Jahr um sagenhafte 54 Prozent auf über 34 Milliarden Dollar. Den Sprung verdankt Wang vor allem dem Umbau seines alten Geschäftsmodells. Seinen Immobilienkonzern Wanda hat Wang in den vorgegangenen Jahren zum weltgrößten Freizeit- Unterhaltungs- und Sportindustrie-Konzern umgewandelt.

Chinesische Reiche oft recht jung

Dabei verdient er sein Geld nicht nur durch die aufsteigende Mittelschicht in China. Schon vor ein paar Jahren hatte Wang die amerikanische Kinokette AMC aufgekauft und verdient auch an US-Kinobesuchen. Und seit gut sechs Monaten gehört dem Selfmade-Unternehmer auch ein Teil von Infront, einem Schweizer Übertragungsrechtemaklers. Die Gebühren für ARD und ZDF, die jeder deutsche Bürger monatlich abdrückt, wandern so zum Beispiel über den Deutschen Fußballbund zu Infront und damit auch auf das Konto von Wang Jianlin.

Zu den neuen Dollar-Milliardären gehören aber immer mehr auch junge Chinesen, die in den Achtzigern geboren wurden. So sind sechs aus der Hurun-Reichenliste, dem chinesische Pendant der amerikanischen Forbes-Liste, unter 40 Jahre alt: Taxi-App-Aufsteiger Cheng Wei (32) von DidiKuaidi, Online-Spiele Entwickler Lin Qi (34) von Youzu, „Drohnen-König“ Frank Wang Tao (35) von DJI-Innovationen, Medieninvestor Jack Wang Qicheng (35) von Hakim, Software-Unternehmer He Zhitao (33) von Liasion Initiative und Nachhilfeanbieter Zhang Bangxin (35) von TAL Education. Ganz nach Dengs Motto ist es also egal, ob die Katze schwarz oder weiß ist. Hauptsache sie fängt Mäuse. Chinas Unternehmer zeigen derzeit, dass sie Mäuse auch bei Regen fangen können.

DW-Kolumnist Frank Sieren lebt seit 20 Jahren in Peking.