Silhouette von Notre Dame bald wieder erkennbar
Mehr als vier Jahre nach dem Brand der Pariser Kathedrale Notre-Dame ist der Turm fast fertig. Die Wiedereröffnung ist im Dezember 2024 geplant. Der Weg dahin war lang und bleibt steinig.
Vierungsturm noch vor Weihnachten fertig
Noch ist der hölzerne Vierungsturm von Notre Dame eingerüstet. Er gilt neben dem imposanten Portal als Wahrzeichen der Pariser Kathedrale. Der Nachbau orientiert sich an dem Original des Architekten Viollet le Duc aus dem 19. Jahrhundert. Noch vor Weihnachten soll die Eichenholzstruktur des 96 Meter hohen Turms zu sehen sein. Ein erster Schritt zur Wiedereröffnung Ende 2024.
Kathedrale in Flammen
Um 18:20 Uhr schlug am 15. April 2019 ein Rauchmelder-Alarm an: in der weltberühmten Kathedrale Notre-Dame de Paris. Jedoch wurde kein Brandherd entdeckt, weshalb erst ein erneuter Alarm zur Evakuierung der Kirche führte. Kurz darauf standen der Dachreiter und der Dachstuhl bereits in Flammen. Die Brandursache ist ungeklärt, vermutet wurde ein Kurzschluss oder eine weggeworfene Zigarette.
Trotzige Ankündigung
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kündigte fast trotzig an, binnen fünf Jahren werde Notre-Dame wieder hergestellt sein - "schöner als je zuvor". Experten gehen inzwischen, auch aufgrund der Corona-Pandemie, von einer deutlich längeren Dauer bis zur endgültigen Fertigstellung aus. Neben den Schäden am Bauwerk müssen auch der Innenraum und die Orgel restauriert werden.
Mit Wasser vollgesogen
200 Tonnen Material stürzten durch den Brand in das Innere des gotischen Kirchenschiffs. Lange war nicht klar, ob beim Deckengewölbe Einsturzgefahr bestand. Durch die Löscharbeiten hatte es sich mit Wasser vollgesogen. Die Kathedrale im Osten der Île de la Cité war von 1163 bis 1345 erbaut worden, der hölzerne Turm wurde Mitte des 19. Jahrhunderts hinzugefügt.
Spenden für Wiederaufbau
Bauökonomen schätzten die Kosten des Wiederaufbaus auf 400 bis 600 Millionen Euro. Da für die Kathedrale im Staatsbesitz kein Versicherungsschutz bestand und ein Fremdverschulden nicht nachgewiesen werden konnte, wären die Kosten an den französischen Steuerzahlern hängen geblieben. Doch binnen Tagen nach dem Brand lagen bereits Spendenzusagen von mehr als 800 Millionen Euro vor.
Notre-Dame der Eliten?
Nationale Großkonzerne und Superreiche hatten in großem Umfang gespendet, woran sich bald Kritik entzündete: Der Geldadel mische sich nach Gutsherrenart in staatliche Belange ein, während er sonst alles unternehme, um möglichst wenig Steuern zu zahlen. Der Wiederaufbau Notre-Dames werde so zu einem Wahrzeichen der Eliten. Letztlich überstieg das Spendenaufkommen sogar die Milliardengrenze.
Dachstuhl aus dem Wald
Der alte Dachstuhl trug den Beinamen "La forêt" - der Wald. Er war im 13. Jahrhundert aus rund 1300 Eichenbalken gebaut worden, die alle von verschiedenen Bäumen stammten. Für den neuen Dachstuhl müssen nun 2000 Eichen gefällt werden, was Baumschützer auf den Plan rief, die einen "Ökozid" kritisierten. Mehr als 40.000 haben sich einer Petition gegen das Fällen angeschlossen.
Aufbau mit Eichen und Blei
Waldbesitzer beschwichtigen dagegen, dass die 2000 Eichen lediglich einem Anteil von 0,1 Prozent der jährlichen Gesamternte entsprächen. Frankreichs Präsident Macron hatte im Juli 2020 angekündigt, Notre-Dame werde historisch mit Eichen und Blei rekonstruiert. Andere Kathedralen waren in der Vergangenheit mit Betonelementen aufgebaut worden.
Noch 20 Jahre Bauzeit?
Auch gestalterisch soll sich an Notre-Dame nichts ändern. Nach dem Brand waren zeitgenössische Entwurfsideen diskutiert worden, etwa ein begehbares Glasdach. Das französische Parlament beschloss dagegen die originalgetreue Rekonstruktion. Bis 2024 soll diese teilweise abgeschlossen sein. Der Direktor von Notre Dame, Patrick Chauvet, rechnet aber mit einer Gesamtbauzeit von 15 bis 20 Jahren.