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Politik

SIPRI warnt vor Aufrüstungsspirale

15. Juni 2020

Nicht nur Atomwaffengegner dürften beunruhigt sein: Der Welt drohe ein neues nukleares Wettrüsten, befürchtet das Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI.

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Berlin Protest gegen Kündigung des INF-Vertrages
Demonstration von Friedensaktivisten in Berlin (Archivfoto)Bild: picture-alliance/dpa/P. Zinken

Auch wenn sich die Zahl der nuklearen Sprengköpfe insgesamt weiter verringert habe, seien manche Atommächte dabei, ihre Arsenale grundlegend zu modernisieren, stellte das Friedensforschungsinstitut SIPRI in Stockholm fest. So entwickelten Russland und die USA inmitten weltweit zunehmender Spannungen eine neue Generation nuklearer Waffensysteme, darunter Atomsprengköpfe, Raketen- und Flugzeugträgersysteme. Laut SIPRI setzen beispielsweise die USA auf neue Atomwaffen mit geringerer Sprengkraft, sogenannte "Mini Nukes": Sie können gezielter eingesetzt werden, sind aber nicht weniger zerstörerisch.

Die USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, China, Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea besaßen zu Beginn dieses Jahres insgesamt rund 13.400 nukleare Sprengköpfe, ergab eine SIPRI-Aufstellung. Geschätzt wird, dass davon derzeit rund 3700 operativ einsetzbar sind, darunter fast 1800, die auf hoher Alarmstufe bereitgehalten werden. Anfang 2019 sollen die Nuklearmächte zusammen über fast 13.900 Sprengköpfe verfügt haben, Anfang 2018 sogar noch über rund 14.500.

"Fataler Mix"

Der Rückgang liegt in erster Linie an der Entsorgung ausrangierter Sprengköpfe durch Russland und die USA, die zusammen mehr als 90 Prozent aller Nuklearwaffen besitzen. Die Verringerung war im bilateralen Abrüstungsabkommen "New START" 2010 vereinbart worden. Der Vertrag läuft jedoch im Februar 2021 aus. Über ein mögliches neues Abkommen wollen die USA und Russland bald in Wien verhandeln. 

Deutschland Fliegerhorst Büchel
Auch auf dem Fliegerhorst Büchel in Rheinland-Pfalz lagern die USA AtomwaffenBild: Getty Images/T. Lohnes

Der INF-Vertrag von 1987, der das Verbot landgestützter atomarer Kurz- und Mittelstreckenwaffen vorsah, war von den USA im vergangenen Jahr aufgekündigt worden. Kurz darauf erklärte auch Russland seinen Ausstieg. Im Mai gab die US-Regierung bekannt, man werde auch das Open-Skies-Abkommen zur gegenseitigen militärischen Luftüberwachung aufkündigen.

"Internationales Vertrauen wurde durch eine martialische Rhetorik, gegenseitige Anschuldigungen und letztlich durch die Kündigung der Abkommen verspielt", sagte Florian Eblenkamp, Vorstandsmitglied der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (Ican). Durch diesen "fatalen Mix" verstärke sich die Aufrüstungsspirale weiter.

wa/bru (epd, dpa, sipri.org)