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Sir Ben Kingsley zum 75. Geburtstag

Torsten Landsberg
31. Dezember 2018

Mit seinem ersten Kinoauftritt gelang ihm der Durchbruch und sein größter Erfolg: Als Filmfigur "Gandhi" errang der britische Schauspieler Ben Kingsley 1982 Weltruhm. Später schreckte er auch vor Trash nicht zurück.

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Premiere Exodus: Götter und Könige
Bild: picture alliance/AP Photo/J. Ryan

Schwarze Hose, dunkle Fliege, weißes Sakko und Hemd: "Hätte ich gewusst, dass ich gewinne, wäre ich nicht wie ein Kellner gekleidet hin gegangen", kommentierte Ben Kingsley sein Oscar-Outfit aus dem Jahr 1983.

So verdient die Auszeichnung für seine Darstellung des indischen Freiheitskämpfers Mahatma Gandhi in Richard Attenboroughs "Gandhi" auch war - als Gewinner stand Kingsley angesichts der hochrangig bestückten Kategorie vorab nicht fest: Mit ihm waren Stars wie Paul Newman, Dustin Hoffman, Peter O'Toole und Jack Lemmon nominiert. An diesem 31. Dezember 2018 wird Sir Ben Kingsley 75 Jahre alt.

"Gandhi" war der internationale Durchbruch des britischen Schauspielers, der zuvor Theater und in der Soap "Coronation Street" gespielt hatte. Die Liebe zum Schauspiel entdeckte er schon als Kind, er witterte die Aufmerksamkeit des Publikums. Damals hieß er noch Krishna Bhanji, sein Vater war indischer Abstammung. Der riet ihm im Alter von 19 Jahren dazu, sich einen Bühnennamen zu geben, um seine Chancen bei Vorsprechen zu erhöhen. Bald darauf gehörte er zum Ensemble der renommierten Royal Shakespeare Company.

Begeisterte Beatles

Es hätte auch anders kommen können, glaubt man den Erzählungen des als schrullig berüchtigten Schauspielers. Dem britischen "Telegraph" erzählte Ben Kingsley einmal, der Beatles-Verleger Dick James habe ihm einen Vertrag angeboten, nachdem dieser ihn auf einer Bühne habe singen und Gitarre spielen hören. Auch John Lennon und Ringo Starr seien begeistert gewesen. Er habe sich lieber für die Schauspielerei entschieden.

Nach seinem Oscar-Erfolg spielte Kingsley den sowjetischen Komponisten Dimitri Schostakowitsch, der unter Stalin in Ungnade fiel. Danach wagte er sich mit der Sherlock-Holmes-Parodie "Genie und Schnauze" an der Seite von Michael Caine ins Komödienfach. Seine Eltern zeigten sich von seinem Handwerk als Schauspieler und selbst den großen Erfolgen des Sohnes unbeeindruckt. "Gleichgültig" seien sie gewesen, erzählte Kingsley britischen Medien nach dem Tod seiner Mutter im Jahr 2000. Er habe keine liebevolle Kindheit erlebt.

Ben Kingsley steht im Film "Sexy Beast" vor einem Spiegel und guckt sich an.
Die Rolle als gewalttätiger Gangster in "Sexy Beast" brachte Kingsley eine Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller einBild: picture-alliance/dpa

Sein Gespür für gute Stoffe sollte jedoch nicht immer so präzise bleiben wie sein Timing vor der Kamera. Mit der Auswahl seiner Filmrollen haderte Kingsley schon mal: "Hoffentlich treffe ich meine Entscheidungen genauer, wenn ich älter bin", sagte er vor Jahren. "Vielleicht erkenne ich dann aus dem Drehbuch oder einem ersten Treffen, dass es nicht funktionieren wird." Beim Blick auf seine Filmografie muss man festhalten: Das hat nicht so ganz geklappt.

Die Liste der Filme, die besser im Giftschrank aufbewahrt werden sollten, hält sich mit den ausgezeichneten Werken mindestens die Waage. Zweimal war Kingsley für die Goldene Himbeere nominiert, den Anti-Preis, der am Vortag der Oscar-Verleihung vergeben wird - 2007 für "BloodRayne" und zwei Jahre später gleich für drei Filme gleichzeitig. Er spielte in Kassenflops mit Ansage.

Gut im Film-Geschäft

Die Frage nach dem Warum ist schon berechtigt, weil Kingsley, anders als viele seiner Schauspielkollegen, nie von der Bildfläche verschwunden ist Drei weitere Male war er für den Oscar nominiert, 2006 trat er in dem cleveren Krimi "Lucky Number Slevin" neben Morgan Freeman, Bruce Willis und Josh Hartnett auf, 2010 übernahm er die Rolle als Klinikdirektor in Martin Scorseses "Shutter Island". Ein Jahr später spielte er - erneut unter der Regie von Scorsese - in der mehrfach Oscar-prämierten Literaturverfilmung "Hugo Cabret", er war Iron Mans Widersacher im dritten Teil der Comicreihe.

Ben Kingsley und Daniela Lavender.
Sir Ben und seine Lady Kingsley, Daniela LavenderBild: dapd

Vermutlich haben die cineastischen Sündenfälle des Ben Kingsley einen sehr weltlichen Ursprung. Dem "Guardian" gestand er 2009: "Manchmal war es unverantwortlich, das Geld nicht zu nehmen, auch wenn der Regisseur ein Hund war." Kingsley, der in vierter Ehe verheiratet ist und vier Kinder hat, muss viel Unterhalt zahlen und daher sehr auf sein Einkommen achten.

Die allgemeine Wertschätzung für den Schauspieler hat darunter erstaunlich wenig gelitten. 2002 schlug ihn Queen Elizabeth II. zum Ritter, was Kingsley später als Genugtuung beschrieb, die er von seinen Eltern nie erfahren habe. Seitdem sollen seine Kollegen bei gemeinsamen Drehs allerdings von einer Marotte des Jubilars genervt sein, der darauf bestehe, als Sir Ben angesprochen zu werden.