Slowakei wählt neuen Präsidenten
15. März 2014Ministerpräsident Robert Fico (Artikelbild) führt in allen Umfragen vor der ersten Runde der Präsidentenwahl an diesem Samstag in der Slowakei. Dass der 49 Jahre alte Sozialdemokrat auch tatsächlich das bisher jüngste Staatsoberhaupt des Euro-Landes wird, ist damit aber noch keineswegs ausgemacht. Seine Favoritenstellung beruht vor allem darauf, dass das Lager seiner bürgerlichen Gegner so zersplittert ist.
Schon jetzt gilt als sicher, dass es am 29. März eine Stichwahl zwischen den beiden stärksten Kandidaten geben wird. Dabei könnte Fico auch verlieren, wenn seine Gegner ihre Kräfte bündeln. Zwölf Männer und eine Frau treten bei der Wahl gegen den populären Fico an. Der derzeitige Präsident Ivan Gasparovic darf laut Verfassung nach zwei jeweils fünfjährigen Amtsperioden nicht mehr kandidieren.
Fico kritisierte seine Konkurrenten in den letzten TV-Debatten vor der Wahl: "Sie alle kämpfen nur gegen mich, anstatt eigene Programme anzubieten." Tatsächlich warnten seine Gegenkandidaten einhellig vor einer "Machtkonzentration in den Händen einer einzigen Partei". Seit Fico mit seiner sozialdemokratischen Partei SMER die absolute Mehrheit bei der Parlamentswahl 2012 errang, führt er die erste Ein-Parteien-Regierung seit der slowakischen Unabhängigkeit von Tschechien.
Millionär, Schauspieler, Verfassungsrechtler
Viele Wähler in der Slowakei sind von dem ständigen Parteiengezänk des zersplitterten Oppositionslagers so genervt, dass sie am liebsten parteilosen Kandidaten eine Chance geben würden. So ist es auch kein Zufall, dass ausgerechnet der Millionär Andrej Kiska, der noch nie ein politisches Amt bekleidete, in den Umfragen der vergangenen Monate zum stärksten Verfolger Ficos avancierte. Zuletzt musste er sich allerdings gegen Vorhalte wehren, der Scientology-Organisation nahezustehen oder ihr gar anzugehören.
Gut im Rennen um Platz zwei ist auch der liberale Schauspieler Milan Knazko. Er war 1989/90 als slowakischer Wortführer der Demonstrationen gegen das kommunistische Regime der Tschechoslowakei bekannt geworden. Nach der Wende war er slowakischer Außen- und später Kulturminister. 2002 verließ er die Politik und kehrt nun als unabhängiger Kandidat zurück.
Ebenfalls als unabhängiger Kandidat tritt der junge Verfassungsrechtsexperte Radoslav Prochazka an. Der 42-Jährige war ursprünglich für die Christdemokraten ins Parlament gewählt worden, hatte sich aber nie an die Parteilinie gehalten. Er ist gerade bei Bildungsbürgern beliebt, die mit den traditionellen Parteien nicht mehr viel anfangen können.
Stimmberechtigt sind etwa 4,3 Millionen Slowaken. Die Wahllokale sind von 07.00 Uhr bis 22.00 Uhr MEZ geöffnet.
se/haz (dpa, kna, afp)