Slowenien muss in die Stichwahl
24. Oktober 2022Die erforderliche Stichwahl um das Präsidentenamt in Slowenien dürfte spannend werden: Der nationalkonservative Kandidat Anze Logar, Parteifreund des von Korruptionsaffären belasteten Ex-Premiers Janez Jansa, tritt dann gegen die Anwältin und Menschenrechtsaktivistin Natasa Pirc Musar an. Wahltermin ist der 13. November.
Der 46-jährige Logar und die acht Jahre ältere Pirc Musar hatten am Sonntag die meisten Stimmen erzielt, wobei der frühere Außenminister laut Wahlkommission in Ljubljana mit rund 34 Prozent etwa sieben Punkte vor der parteilosen Bewerberin lag. Für einen Wahlsieg gleich in der ersten Runde wäre eine absolute Mehrheit nötig gewesen.
Der erst seit Mai amtierende linksliberale Ministerpräsident Robert Golob signalisierte, dass er in der zweiten Runde Pirc Musar unterstützen werde. Sie vertrete Werte, "die den unseren nahe sind", sagte der Regierungschef im Fernsehen. Der eigentlich von Golobs Bündnis unterstützte Europaabgeordnete Milan Brglez war mit großem Abstand nur Drittplatzierter geworden, wodurch er aus dem Rennen ausschied. Der amtierende Präsident Borut Pahor, ein Sozialdemokrat, durfte nach zwei Amtszeiten nicht erneut kandidieren.
"Höchste Zeit"
Pirc Musar betonte, es sei höchste Zeit, dass Slowenien eine Frau als Staatsoberhaupt bekomme. Seit Jahrzehnten engagiere sie sich für die Rechte nicht-heterosexueller Menschen. Logar versprach am Wahlabend unter anderem "null Toleranz gegenüber Korruption". Den kürzlich abgewählten Jansa dürfte das nicht beunruhigen - schließlich hat das slowenische Staatsoberhaupt weitgehend eine zeremonielle Funktion.
wa/mak (dpa, rtr, afp)