So dankt Banksy den Helden der Corona-Krise
7. Mai 2020Der weltbekannte britische Künstler, dessen wahre Identität weiterhin im Dunklen liegt, hat sich auf seine Art bei den Ärzten, Krankenschwestern und Helfern bedankt, die im Gesundheitssystem von Großbritannien jeden Tag mit der Corona-Pandemie zu kämpfen haben. Im General Hospital in Southampton präsentierte Banksy sein neuestes Kunstwerk - gemalt und gerahmt und nicht auf eine Häuserwand gesprayt, wie man es sonst von ihm kennt.
Das Bild zeigt einen kleinen Jungen in einer Jeans-Latzhose, der auf dem Boden kniet und mit einer Krankenschwester-Puppe spielt. Sie streckt wie Comic-Held Superman die Hand nach vorn aus, trägt eine Corona-Schutzmaske, einen Superman-Umhang und die klassische Schwesternschürze mit einem roten Kreuz darauf. Das Kreuz ist das einzige farbige Element auf dem Bild. In einem Papierkorb sind achtlos zwei andere Puppen entsorgt: Spiderman und Batman, die Helden von gestern.
Erlös geht an den National Health Service
In dem Krankenhaus, wo das Bild aktuell zu sehen ist, hinterließ Banksy einen Zettel, auf dem steht: "Danke für alles, was Sie tun. Ich hoffe, dies erhellt den Ort ein wenig, auch wenn es nur schwarz und weiß ist." Die Arbeit von ihm ist eher kleinformatig, nur circa einen Quadratmeter groß. Banksy gab ihm den Titel "Game Changer".
Das Bild soll nach dem Willen des Künstlers vorerst auf dem Flur des Krankenhauses hängen bleiben. Im Herbst wird es für einen guten Zweck versteigert. Der Erlös geht an den völlig unterfinanzierten britischen Gesundheitsdienst National Health Service (NHS), wie eine Sprecherin des Künstlers bestätigte.
In Großbritannien, das äußerst hart von der Corona-Pandemie betroffen ist, sind bislang mehr als 100 Ärzte, Pfleger und Krankenschwestern an Covid-19 gestorben. Es mangelt an medizinischem Personal, an Beatmungsgeräten und professionellen Schutzausrüstungen. Viele britische Pfleger schlüpften anfangs in Mülltüten, um sich vor dem grassierenden Virus zu schützen.
Moralische Unterstützung durch Kunst
Die Geschäftsführerin des General Hospital, Paula Head, sagte in einem Interview mit der britischen BBC, das Bild werde von Patienten genauso wie vom medizinischen Personal sehr geschätzt, weil man dort einen Moment innehalten könne. "Es wird zweifellos massiv die Moral aller stärken, die in unserem Krankenhaus arbeiten und die hier gepflegt werden."
Banksy hatte bereits im April 2020 aus dem Home Office einen künstlerischen Beitrag zur Corona-Krise veröffentlicht: Mehrere Ratten huschen durch ein Badezimmer und hinterlassen dort ein heilloses Durcheinander. Auch in Venedig tauchte zu Beginn der Corona-Krise ein neuer Banksy an einer Häuserwand auf - gesprayt allerdings.
Der Streetart-Künstler hat sich international einen Namen mit seinen politischen und sozialkritischen Arbeiten gemacht. Angeblich stammt er aus Bristol und zog Ende der 1990er Jahre nach London.
hm/suc (dpa,spiegel.online)