So schützt sich Köln vor Hochwasser
Köln hat schon viele verheerende Hochwasser erlebt. Doch wie funktioniert Hochwasserschutz am Rheinufer, ohne Touristen und Bewohnern den Blick auf den Rhein zu versperren? Die DW zeigt die Tricks der Hochwasserschützer.
Achtung, Hochwasser!
2000 m³ Wasser passieren pro Sekunde das Rheinufer an der Kölner Altstadt bei einem Rheinwasserstand von 3,20 m. Bei anhaltenden Niederschlägen schwillt der Rhein jedoch deutlich an. Schuld daran sind auch Flussbegradigungen und versiegelte Böden. Beim Hochwasser 1995 bahnten sich ca. 11000 m³ pro Sekunde den Weg - mit verheerenden Folgen. Erste Schutzmaßnahmen werden heute bei 4,50 m getroffen.
Die schützende Wand
Warnungen über Wasserstände würden auf wenige Zentimeter genau 24 Stunden vor dem Ereignis rausgehen, so Henning Werker, Leiter der Hochwasserschutzzentrale Köln. So können Helfer früh genug mobile Schutzwände aufstellen. Auf einer Länge von elf Kilometern schützen die Wände aus Aluminium gefährdete Stadtteile wie die Altstadt und Rodenkirchen - seit 2008 bis zu einem Rheinpegel von 11,30 m.
Clever versteckt
Kaum zu sehen sind die metallenen Einfassungen für die Stützpfeiler der mobilen Hochwasserschutzwand. Sie ziehen sich in einem Abstand von einem Meter die Rheinpromenade entlang. Interessant: Bei den Einfassungen stehen drei Löcher rheinseitig einem weiteren Loch gegenüber - um dem Wasserdruck besser standhalten zu können und um das Einstecken der Pfeiler für die Helfer zu vereinfachen.
Schutzelemente mit Köpfchen
In stadtnahen Lagerhallen wie hier unter der Deutzer Brücke warten Aluminiumbalken und Stützpfeiler auf ihren Einsatz. Ein einzelnes Element ist 30 cm hoch - eine daraus zusammengesteckte Wand bis zu drei Meter hoch. Besonders ausgefuchst: Die Balken haben Hohlkörper, die den Ballast des Wassers zur Stabilisierung der Wand nutzen. Gummidichtungen halten die Wand auch bei unebenem Gelände dicht.
Der Allrounder
Natürlich dürfen beim Hochwasserschutz Sandsäcke nicht fehlen. "Wir haben 40.000 fertig gepackte Sandsäcke, die sofort nutzbar sind", sagt Henning Werker. Zusätzlich habe man noch 300.000 leere Exemplare in der Hinterhand. Wie schwer ein gefüllter Sack ist, demonstriert Werker im Bild oben: schweißtreibende 20 Kilogramm. Auch in andere Krisensituationen, etwa bei Bränden, kommen sie zum Einsatz.
Altstadt: Das Spiel mit dem Hochwasser
Die Kölner Altstadt mit ihren zahlreichen Restaurants ist heute ein beliebter Touristenmagnet und besser geschützt als je zuvor. In den letzten hundert Jahren war sie von gleich drei Jahrhunderthochwassern betroffen - 1926 (siehe Bild oben), 1993 und 1995. Bewohner konnten nur noch über Boote und Stege erreicht werden. Der Gesamtschaden 1993 betrug geschätzte 400-500 Millionen Euro.
Hoch mit dem Kasten
Das Weihnachtshochwasser 1993 ließ die Bewohner frieren: Der Strom fiel aus und damit auch die Heizung. In der Folge wurden Stromkästen hochverlegt, wie heute noch in der Altstadt zu sehen. Nötig ist diese Maßnahme aber nicht mehr: Hochwasserschutz ist bis zu einem Rheinpegel von 11,30 m gewährleistet - und damit 60 cm höher als die letzten drei Jahrhunderthochwasser.
Stopp den Wassermassen
Altstadtbewohner schützen sich auch selbst vor Hochwasser - so wie auf diesem Bild. Umrahmung von Fenster und Türen sollen eine schnelle Abdichtung ermöglichen. Platten werden einfach in die Vorrichtungen eingesetzt und halten so das Wasser vom Eindringen in die Wohnungen ab. Ein andere Methode sind kleine Löcher zum Zunageln der Eingänge.